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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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nicht, du solltest ins Krankenhaus mitfahren?«
    »Ich bin nicht verletzt, bloß dehydriert. Ich glaube, was immer das war, kam nicht mehr dazu, mich zu verspeisen. Gott sei Dank!« Er nahm ihre Hand. »So jämmerlich unangemessen es mir auch erscheint, danke zu sagen, dass du mir das Leben gerettet hast: Ich danke dir, Holly. Du hast mich heute Nacht gerettet. Eine Stunde später, und alles wäre vielleicht ganz anders ausgegangen.«
    Dann zog er sich fröstelnd tiefer in die Wolldecke zurück. Die Geste erinnerte Holly an eine Schildkröte. »Ich will einfach nur nach Hause, meine Musik laut aufdrehen und bei voller Beleuchtung schlafen.«
    Weil ihre Beine vor Erschöpfung zitterten, setzte Holly sich neben Ben. Die dünne Auflage schützte kaum vor dem harten Metallgestell der Trage. Sie nahm Bens Hand, die kalt und staubtrocken war.
    »Würdest du dich denn nicht wohler fühlen, wenn Leute um dich herum sind?«, fragte sie.
    Seine Finger zuckten und umfassten ihre schmerzlich fest. »Nein. Weißt du, oberflächlich scheint alles okay. Aber darunter … Es hilft mir nicht, wenn ich vernünftig sein muss. Ich würde bloß auf der Stelle treten. Ich brauche Ruhe, um alles zu verarbeiten.«
    »Manchmal hat es sein Gutes, auf der Stelle zu treten. Es schont unsere Kräfte, bis wir stark genug sind, wieder vorwärtszuschreiten. Was hältst du von einem Kompromiss? Komm mit zu mir, wo ich auf dich aufpassen kann.«
    Er riss die Augen weit auf und seine Hand zurück. »Machst du Witze? Dein Haus … dein Haus ist genauso wie das hier!«
    »Nein, ist es nicht!«, konterte Holly entrüstet, fing sich aber gleich wieder, indem sie sich ermahnte, dass Ben gerade einiges durchgemacht hatte. »Mein Haus ist nett, freundlich, und es spricht nicht.«
    Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Es ist unheimlich.«
    »Es ist das Haus meiner Familie«, sagte sie noch leiser. »Es ähnelt dem Flanders-Haus kein bisschen.«
    Nun sah er wieder zu ihr. »Meine Wohnung gehört mir, und sie ist normal, simple alte Trockenwände und Beton. Im Augenblick habe ich eine Menge für normalen, nichtmagischen Kram übrig, Holly. Was nicht menschlich oder menschengemacht ist, will ich nicht in meiner Nähe haben.«
    Die Worte wären unnötig gewesen, denn allein sein Tonfall kam einem Hieb gegen Hollys Brust gleich. Sie fuhr zusammen.
    »Entschuldige!«, ergänzte er rasch. »Das war schroff.«
    »Und ehrlich.« Sie brachte ein Lächeln zustande und berührte sanft seine Schulter. »Für eine Nacht hattest du eben genug Außergewöhnliches.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, doch ihre drogenvernebelte Welt verschob sich. »Ich fände es trotzdem besser, wenn du mit ins Krankenhaus fährst, nur für heute Nacht, damit wir sicher sein können, dass alles okay ist.«
    »Was soll schon sein? Verwandle ich mich in ein Schleimmonster, wenn ich die nächsten Stunden nicht unter Beobachtung stehe?«
    »Nein, nein, so funktioniert das nicht!«, versicherte Holly ihm hastig.
    »Oh Gott!« Ben hob kopfschüttelnd beide Hände. »Das wüsstest du, oder?«
    Ja, weil ich eine von den Gruseligen bin.
Ihre Magie war stets ein heikles Thema zwischen ihnen gewesen – heikel genug, dass sie die meisten ihrer Hexeninstrumente vor ihm versteckte. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, sie nach und nach hervorzuholen, um Ben schrittweise damit vertraut zu machen. Sie wollte, dass er diese Seite von ihr annahm. Doch irgendwie hatte sie bis heute nicht einmal eine der Göttinnenfiguren aufgestellt.
    Ich bin feige.
Bald mussten sie sich mit dem ganzen Hexenproblem befassen, aber nicht unbedingt jetzt – jedenfalls nicht heute Nacht.
    »Willst du, dass ich mit zu dir komme?«, bot sie ihm an, weil der Krankenhausaufenthalt wohl endgültig vom Tisch war.
    »Nein.« Er wühlte sich noch tiefer in die Decke. »Wie gesagt, ich will am liebsten allein sein.«
    Es mochte egoistisch sein, und sie spräche es auch niemals aus, doch sie war nicht einmal unfroh, dass ihr seine miese Stimmung erspart blieb. »Dann pass auf dich auf!«, ermahnte sie ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ruf mich an, wenn du zu Hause bist – das heißt, natürlich nur, wenn du willst. Ich melde mich später bei dir.«
    »Danke«, murmelte er, ohne aufzusehen.
    Holly rutschte von der Trage, musste einen Augenblick warten, bis sie ihr Gleichgewicht fand, und ging.
    Ben brauchte Ruhe. Etwas anderes konnte sie ihm nicht geben, egal, wie falsch es

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