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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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errichtet, wo sie alle Kreaturen einsperrten, die auch nur einen Hauch Magie besaßen.«
    Alessandro entging die Ironie nicht. »Alle Kreaturen ausgenommen sie selbst, natürlich.«
    »Exakt.«
    »Aber sie scheiterten«, ergänzte er. Er wollte nicht glauben, was Omara ihm erzählte. »Die Übernatürlichen haben diese Welt nie verlassen.«
    »Nicht alle, aber es war knapp. Nach dem Bau kam es zu einem Genozid. Einige wenige, wie ich, schafften es, ihren Armeen zu entkommen. Es dauerte Jahrhunderte, bis wir zahlenmäßig wieder auf einen Bruchteil unserer frühreren Größe angewachsen waren. Und erst seit wenigen Jahren trauen sich die übernatürlichen Arten, in Freiheit zu wandeln.«
    »Hast du deshalb die Initiative angeführt, die Menschen von uns wissen zu lassen?«
    Omara lächelte matt. »Teils, ja. Ich erinnerte mich, wie es war, sich nicht verstecken zu müssen. Manch einer nannte mich eine Visionärin, aber eigentlich habe ich nur für eine Existenz gekämpft, die ich einst für selbstverständlich nahm.«
    Einen kurzen Moment schwiegen beide. »Aber wenn so viele Übernatürliche gejagt und weggesperrt wurden«, überlegte Alessandro laut, »was ist dann mit ihnen allen passiert?«
    Die Königin wirkte wie versteinert. »Diejenigen, die gefangen genommen wurden, kehrten nie zurück. Die Zauberer entführten menschliche Männer aus ihren Familien, verliehen ihnen unnatürliche Kräfte und zwangen sie, die Burg bis in alle Ewigkeit zu bewachen.«
    »Aber … niemand ruft einen Vampir oder einen Werwolf. Nur Dämonen. Falls die ursprünglichen Gefangenen überlebt haben, sind sie immer noch eingekerkert.«
    Omara sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. »Niemand, der in die Burg geht, kann jemals entfliehen. Niemand. Und kommen die Wächter zum Jagen in unsere Welt, fangen sie alle Übernatürlichen, die sie finden, und zerren sie in ihre Hölle zurück.«
    Alessandro wurde übel.
All die Unglücklichen sind immer noch dort gefangen – vergessen!
Nebenan murmelte der Fernseher.
    Nun redete Omara weiter, als hätte sie ihre Erzählung nie unterbrochen. »Es gehen Gerüchte um, dass die Burg zerfällt und Chaos in ihren Gängen herrscht. Man sagt, die Wächter würden weniger, und diejenigen, die noch dort sind, wären vor Verzweiflung wahnsinnig geworden. Es heißt, die Insassen liefen Amok. Vielleicht schwindet nach all der Zeit die Magie der Burg. Nicht einmal ich kenne mehr die Namen der selbsternannten Zaubererkönige, die sie erbauten.«
    Alessandro blickte aus dem Fenster. Wut brodelte in ihm. »Warum wurden keine Befreiungsversuche unternommen?«, fragte er. »Wieso wusste ich bis heute nicht, dass in der Burg nicht bloß Dämonen gefangen gehalten werden?«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung tat Omara seine Frage ab. »Es wird verheimlicht, weil es keine Rettung geben kann. Darin sind sich alle nichtmenschlichen Anführer einig.«
    »Weshalb nicht?«
    »Möchtest du dir diese Welt allen Ernstes mit mächtigen Wesen teilen, die über Jahrtausende in stummer Finsternis eingekerkert waren? Inzwischen dürften sie alle dem Wahnsinn verfallen sein. Niemand kann sagen, welcher Horror über uns hereinbricht, sollten die Schleusen geöffnet werden.«
    »Also lässt man sie dort verrotten«, folgerte Alessandro schneidend.
    Omara hob beide Hände. »Verrate mir, wer die Mittel hat, Sozialarbeiter und Therapeuten für eine ganze Höllendimension vorzuhalten! Über Jahrhunderte hatten diejenigen von uns, die der Gefangennahme entkommen waren, alle Hände voll damit zu tun, auch nur zu überleben.«
    »Aber jetzt?«
    »Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass die anderen im Vampirrat noch weit gnadenloser sind als ich. Keiner wünscht sich ein Flüchtlingsproblem – nicht, solange wir noch alle um ein paar magere Rechte für unsere eigenen Leute kämpfen.«
    »Wie überaus praktisch!«
    »Was würden die Menschen denken, wenn sie es mitbekämen? Was wäre, wenn sie erführen, dass es ein ganzes Gefängnis voller Dämonen und Irrer gibt, das gleich hinter ihrer Gartenpforte liegt? Es wäre ein Desaster!« Sie holte tief Luft. »Und vergiss die Wärter nicht! Werden Portale geöffnet, dauert es nicht lange, bis sie kommen und nach Flüchtigen suchen. Das ist ein Grund mehr, weshalb wir den Dämon in die Hölle zurückschaffen müssen, aus der er entwich. Ein Rudel Höllenhunde schert sie vielleicht nicht weiter, aber sie werden gewiss keinen Meisterdämon frei herumlaufen lassen. Und sollten sie unsere

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