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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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einen Moment kam Holly sich steinalt vor. Der Mann lächelte schüchtern in die Menge und nickte Alessandro zu. Mit seinem welligen braunen Haar und dem schmalen Jungengesicht war er auf eine jugendliche Art niedlich. In ein paar Jahren dürfte er sich in einen recht attraktiven Typen verwandelt haben. Und noch einen Moment lang fühlte Holly sich asbachuralt.
    »Guten Abend, und danke, dass Sie gekommen sind!«, begrüßte er die Studenten charmant. »Mein Name ist Perry Baker.«
    Ein lautes Knuspern kam aus der rechten hinteren Ecke des Raums. Alle drehten sich neugierig um, und das Geräusch verstummte genauso plötzlich, wie es aufgetaucht war. Holly reckte den Kopf und versuchte, über die Köpfe zwischen sich und der Lärmquelle hinwegzusehen.
    Perry schob seine Brille ein Stück höher. »Ähm, bitte essen Sie die Maus nicht!«
    Jetzt siegte Hollys Neugier, und sie stand auf, um hinüberzuschauen. Der Ghul saß vollkommen regungslos und mit streitlustiger Miene auf seinem Platz. Das Kabel, das normalerweise von der Maus zum Computer verlief, baumelte ihm wie ein Schwanz aus dem Mund, und sollte es noch eines Beweises bedurft haben, lieferte diesen seine geschwollene Wange.
    Das wird spannend!
    Der Ghul kaute einmal, so dass abermals das laute Knuspern ertönte, als würde jemand extraknackige Kartoffelchips essen. Holly hätte nie gedacht, dass Computerzubehör so lecker klingen konnte.
    Ein nervöses Kichern ging durch den Raum.
    Mit strenger Miene zog Perry Baker sein übergroßes schwarzes T-Shirt glatt und marschierte zum Tisch des Ghuls. Dort streckte er seine langgliedrige Hand aus. »Ausspucken!«
    Der Ghul blickte so mürrisch drein, wie es nur Ghule konnten, die Augen winzig klein zusammengekniffen und die Nase gerümpft.
    Neben Holly stand nun auch Alessandro auf, der die Szene stirnrunzelnd beobachtete. Sie vermutete, dass er überlegte, ob er eingreifen sollte oder nicht. Ghule konnten garstige Zeitgenossen sein, wenn sie gereizt waren, und Vampire waren eine der wenigen Spezies, die es in solch einer Situation mit ihnen aufnehmen konnten.
    Perry hingegen war gänzlich unbeeindruckt. »Spuck«, wiederholte er langsam und streng, »sie aus!«
    Der Ghul knurrte, was ein widerliches Geräusch verursachte, als blubberte fauliger Schlamm. Und es veranlasste Perry, einen Schritt zurückzutreten, was allerdings weniger nach einem Rückzug aussah. Vielmehr schien er sich zu sammeln. Dann richtete er sich so eindrucksvoll gerade auf, wie es sein jungenhaftes Äußeres zuließ, und nahm seine Brille ab.
    Ohne Vorwarnung bleckte er die Zähne, wobei sein Unterkiefer ihm fast bis zur Brust reichte. Reißzähne traten in einem schmerzhaft wirkenden Schwall von Blut und Speichel hervor. Sein Mund wurde riesig und wölbte sich vor, um für mehr und mehr scharfe weiße Zähne Platz zu schaffen, und eine lange aufgerollte Zunge bewegte sich feuchtglänzend zwischen seinen Kiefern hervor auf den Ghul zu.
    Perrys Knurren erklang tief und rumpelnd wie Donner, brachte den Stift auf Hollys Schreibtisch zum Klappern und ließ ihren Brustkorb mitvibrieren. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, während ihr Fluchtinstinkt mit dem Wunsch rang, klein und unsichtbar zu sein. Einen sehr langen Moment später hörte das Knurren auf, hallte jedoch noch einige Zeit im Raum nach, so dass niemand wagte, einen Mucks von sich zu geben.
    Holly blinzelte. Perry sah vollkommen normal aus. Er setzte seine Brille wieder auf und streckte noch einmal die Hand vor. Ohne sich zu rühren, spuckte der Ghul die Maus aus, die in Gummi- und Plastikbröckchen auf den Tisch fiel. Von dort rieselten einzelne Teile des Mausinneren auf den Fußboden. Perry blickte auf die Trümmer hinab und kräuselte die Stirn.
    »Betrachte dich als von dem Kurs ausgeschlossen«, sagte er und ging wieder nach vorn zu seinem Pult.
    Holly setzte sich. Alessandro setzte sich. Es ging doch nichts über einen Werwolf, wollte man in einem Kurs für Disziplin sorgen!

[home]
18
    W ie es sich für einen guten Dozenten gehörte, wanderte Perry alle Tische ab, um sicherzustellen, dass er lauter glückliche kleine Studenten hatte. Als er sich vorbeugte, um auf Hollys Bildschirm zu sehen, nahm sie den moschusartigen Duft wahr, der den Werwesen anhaftete. Der Geruch erinnerte sie an geöltes Leder. Er war nicht übel, einfach nur unmenschlich.
    »Gut«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Sie sind den anderen voraus.« Er musterte sie neugierig, und Holly bemerkte, dass seine

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