Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
Holly sich, wobei ihr schon einige recht graphische Vorschläge einfielen. »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
    »Heute ist Semesteranfang. Ich wusste, dass du herkommen würdest. Und mit ein wenig Überredungskunst war man in der Verwaltung bereit, mir deinen Stundenplan mitsamt Raumnummern zu geben.« Alessandro zog an seiner Zigarette und blies den Rauch drachengleich durch die Nase aus. Fasziniert blickte Holly zu dem weißen Qualm. »Ich belästige dich ungern, aber ich brauche deine Hilfe.«
    »Wobei?«
    »Gehen wir woanders hin, wo wir ungestört reden können.«
    Holly nickte. Leider hingen ihre Gedanken noch bei den Fransen fest. »Ähm, nein, mein Kurs fängt an, und ich bin schon spät dran. Kann das nicht eine Stunde warten?«
    »Eine Stunde«, wiederholte er eindeutig ungeduldig. »Ja, ich denke, das geht.«
    »Ich möchte meine allererste Stunde nicht verpassen. Sie ist wichtig.«
    Alessandro hatte offenbar eine Entscheidung gefällt. »Dann komme ich mit dir. Wir können hinterher reden. Und der Kursleiter ist ein Freund von mir.«
    »Ein Freund?« Alessandro hatte noch nie Freunde erwähnt.
    »Ja, er hat mir meinen Laptop eingerichtet.«
    Nun musste Holly grinsen. »Du hast einen Computer?«
    Halb provokant, halb vorwurfsvoll neigte er seinen Kopf zur Seite. »Findest du das so lächerlich? Hältst du mich für zu alt oder zu blond für die moderne Technik?« Er rollte die Zigarette zwischen seinen Fingern und betrachtete die Spitze.
    Holly zuckte mit den Schultern. Langsam wandte ihr Verstand sich wieder von Alessandros Outfit ab und dem bevorstehenden Kurs zu. »Ich dachte nicht, dass dich der Technikkram interessiert.«
    Er äffte ihr Achselzucken nach. »Wer will nicht im Internet surfen?«, fragte er mit hochgezogener Braue. Als Holly stumm blieb, schmunzelte er, wobei er nur die Spitzen seiner Zähne entblößte.
    »Wonach surfst du denn im Internet?«, hakte sie nach, und ihre Phantasie wartete mit mehreren abstrusen Ideen auf.
    »Man muss mit der Zeit gehen.« Er trat seine Zigarette aus und hielt ihr die Tür auf, so dass seine Fransen weit ausschwangen. »Es gibt sehr viele interessante Chatrooms, und ich habe tagsüber viele Stunden totzuschlagen.«
    »Was denn, du hast Highspeed-Internet in deinem Sarg?« Holly sah zu den Raumnummern und ging nach rechts.
    Nun gab Alessandro einen ziemlich ungehörigen Laut von sich und folgte ihr. Sie waren etwa drei Schritte gegangen, als er fragte: »Wie war dein Abend gestern?«
    »Das Essen war gut«, antwortete sie, wobei ihr der Anruf einfiel, den er bekommen hatte. Wann würde er ihr erzählen, was passiert war?
    »Wenn das Essen alles ist, woran du dich erinnerst, sollte ich das nächste Mal den Abend planen.« Alessandro schob die Fingerspitzen in seine Hosentaschen. Die Lederhose war so eng, dass seine Hände unmöglich ganz hineinpassten.
    »Ich bezweifle, dass du so gut kochen kannst wie Mac.«
    »Mac, ja?«
    »Wir haben uns nett unterhalten. Sehr entspannt. Und du nervst.«
    »Ich habe sechshundert Jahre Erfahrung im Umwerben von Frauen«, erwiderte er mit einem weiteren trägen Lächeln. »Folglich verfüge ich über erstaunlich umfangreiches Wissen, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Wenn ich eine Frau in meinen Armen halte, ist ›nette Konversation‹ nicht mein oberstes Ziel.«
    Holly verdrehte die Augen und betrat den Kursraum, wo sie die hinteren Reihen ansteuerte. Dort standen die letzten beiden freien, mit surrenden Computern ausgestatteten Tische.
    Ja, es war ein Abendkurs, und sie hätte ahnen müssen, dass das Publikum eher gemischt wäre. Alle, die tagsüber nicht kommen konnten, fanden sich hier ein. Einige wenige Studenten im Ultra-Gothic-Look sahen aus, als hätten sie Kobold- oder Dunkelfeenvorfahren. Ein jung wirkender Vampir las in einem Hollywood-Fanmagazin den neuesten Klatsch über übernatürliche Leinwandidole. Und ein streberhaft wirkender Ghul kaute hungrig auf seinem Stift, während er die anderen Kursteilnehmer beäugte, als wollte er sie zu seinem nächsten Kauobjekt machen.
    Holly ließ ihren Rucksack neben den Tisch fallen. Ein spiralgebundenes Kurshandbuch lag neben dem Computer, dessen Titel
Computerbegriffe: Von E-Mail bis E-Business-Plattform
lautete. Holly bewegte die Maus, so dass der Bildschirmschoner verschwand und die Startseite aufleuchtete.
    Vorn im Raum stand ein Mann neben einem digitalen Projektor. Er war ungefähr im selben Alter wie die Studenten, aber offenbar der Dozent. Für

Weitere Kostenlose Bücher