Hexenlicht
Stalking.«
Er lachte einmal kurz auf. »Willst du mich nicht sehen? Möchtest du, dass ich verschwinde?«
Ah, prima!
»Nein, das ist es nicht. Es ist bloß … Du tust, als wäre ich hilflos, und das kann ich nicht gebrauchen.«
Abrupt blieb er stehen und drehte sich ganz zu ihr. »Bist du sicher, dass du mich nicht wegschickst, weil ich dir Angst mache?«
Mir macht Angst, was ich für dich empfinde.
Holly zog den Kopf ein. »Alessandro, wir geben hier gerade eine überstrapazierte Filmszene ab: weibliche Studentin nachts auf dem Campus allein mit einem Raubtier. Ich wäre nicht hier, wenn ich dir nicht mein Leben anvertrauen würde. Und ich bin weder blöd noch unvorbereitet. Falls du oder irgendjemand sonst mich anspringt, grill ich dich mit allem, was ich an Magie aufbieten kann. Verstanden?«
Er schmunzelte. »Und du sorgst dich, dass du dich hilflos fühlen könntest? Was bleibt mir dann noch zu tun? Manchmal … manchmal weiß ich einfach nicht, wie ich mit dir umgehen soll, wie ich in dein Leben passe.«
Einen flüchtigen Moment lang wirkte er tatsächlich verloren, und Holly wollte ihren Kopf gegen die nächste Wand rammen.
Alphamännchen!
»Ich bin nicht gut in solchen Dingen.«
Sie fühlte seine magnetische Anziehungskraft und gleichzeitig das Verlangen, sich von seinem betörenden Einfluss zu befreien. Wäre es nur der Vampir in ihm, hätte sie gar kein Problem, aber der Mann war mindestens genauso verlockend. »Ich will dich ja überhaupt nicht loswerden, aber du bist ein Freund, nicht mein privater Schläger. Ich kann nicht zulassen, dass du dich rund um die Uhr um mich kümmerst. Und ich
will
keinen Bodyguard!«
Er nickte, und sogleich war seine Miene wieder vollkommen verschlossen. Trotz ihrer Bemühungen nahm er ihre Worte als Zurückweisung. Verärgert wandte Holly sich ab.
Er begreift es einfach nicht!
»Tja, dann schlage ich vor, dass wir für ausgeglichene Verhältnisse sorgen«, sagte Alessandro ruhig. »Wie ich vorhin andeutete, brauche ich deine Hilfe – heute Nacht.«
»Okay.« Beinahe hätte sie vor Erleichterung geseufzt, so dankbar war sie, dass er das Thema wechselte.
»Gehen wir irgendwohin, wo es warm ist, wir reden können und du aufhörst, zu bibbern.«
Das »Barnaby’s Café and Tearoom« lag zwar nicht mehr auf dem Campus, aber ganz in der Nähe. Das Cafeteria-ähnliche Lokal troff vor künstlicher viktorianischer Atmosphäre und war mit Ätzglasscheiben sowie einer aufwendig verzierten Zinndecke ausgestattet.
Vor allem aber handelte es sich hier um die beste Bäckerei in der Stadt. Holly kaufte sich einen Brownie – nicht weil sie hungrig war, sondern weil er sie aus der Glasvitrine heraus anflehte, ihn zu essen. Sie setzte sich gegenüber den hohen Fenstern hin und genoss die summende Energie der einbrechenden Nacht, wenn die Neonlichter aufflirrten.
Da er sich nicht für Essen interessierte, hatte Alessandro sie abgesetzt, so dass sie sich etwas holen konnte, solange er einen Parkplatz suchte. Jetzt kam er auf sie zu. Seine große schwarzgekleidete Gestalt wirkte fremdartig inmitten der menschlichen Kunden. Er zog sich einen der zierlichen Metallstühle vor und setzte sich, wobei seine Knie von unten gegen den Tisch stießen. Mit einem irritierten Murmeln rückte er weiter zurück und öffnete den Reißverschluss seiner Fransenjacke, unter der er ein Netz-T-Shirt trug. Dann zupfte er den Jackenkragen zurecht, schlug ein Bein über das andere und schüttelte sein helles Haar, dessen längste Wellen bis zur Armlehne seines Stuhls reichten.
Es war eine recht eindrucksvolle Vorstellung, und Holly war versucht, zu applaudieren. Alessandro, der Inbegriff des Rockstars, war hier!
Doch er neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite und sah sie an.
»Du möchtest also, dass ich etwas für dich tue«, griff Holly das Thema wieder auf, während sie die Kuchengabel tief in den weichen Schokoteig senkte.
»Ja, möchte ich.«
Mit einem Finger pflügte er Schlangenlinien in die Krümel auf dem Tisch. Dabei klaffte seine Jacke weit genug auf, dass Holly etwas Metallenes unter seinem Arm bemerkte. Eine Waffe? Sie spürte, wie sie überrascht die Brauen hochzog. Die war ihr vorher nicht aufgefallen. Er musste sie im Auto versteckt gehabt haben. Natürlich entging Alessandro nicht, wohin sie schaute, und er setzte sich so, dass die Waffe wieder vollständig verdeckt war.
»Erwartest du etwas Ungewöhnliches?«, fragte Holly angespannt und blickte sich im Café um. Drei
Weitere Kostenlose Bücher