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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Augen dunkelblau waren. »Ich wollte Sie übrigens etwas fragen. Sind Sie die Holly Carver, die mit Ben Elliot, ähm, bekannt ist?«
    »Ja«, antwortete sie und versuchte, seinen Tonfall zu deuten. War es gut oder schlecht, dass er sie kannte?
    Alessandro, der gerade eine Online-Auktion für Reizwäsche verfolgte, blickte auf. Offenbar hatte er gelauscht.
    Perry nahm seine Brille ab und polierte sie mit dem Saum seines langen, weiten T-Shirts. »Ich habe gehört, dass … Nun ja, er ist ein Idiot. Falls Sie irgendetwas brauchen, lassen Sie es mich wissen – jederzeit! Ich bin so gut wie immer hier oder in meinem Büro.«
     
    Nach dem Kurs gingen Alessandro und Holly über den Parkplatz zurück zum alten Teil des Campus. Inzwischen hatte es angefangen, zu nieseln: ein dünnes, beharrliches Nieseln, das eher wie nasser Nebel als Regen anmutete.
    »Wozu belegt ein Ghul einen Computerkurs?«, fragte Alessandro unvermittelt.
    »Soll das ein alberner Witz werden?«
    »Nein, ich meine es ernst.«
    Holly zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, auch Ghule haben Ambitionen.«
    »Gleiche Rechte für alle«, sinnierte Alessandro. »Interessant, was dabei herauskommt!«
    Sie erreichten die feucht glänzenden Gehwege am Ende des Parkplatzes. Die Bäume schwankten im Wind und warfen Schatten auf den glitzernden Asphalt. Holly klappte ihren Jackenkragen nach oben, weil sie fröstelte. Alessandro schien die Kälte gar nicht zu bemerken.
    »Warum hat Perry mir gesagt, er wäre für mich da?«, überlegte Holly. »Das war komisch. Hat unser junger Prof etwas gegen Ben?«
    Holly sah zu Alessandro auf. Im Schein der Straßenlaterne wirkte er beinahe menschlich.
    Schatten tanzten über seine blasse Haut und betonten die kantigen Konturen seines Gesichts. Es juckte sie in den Fingern, diese Konturen nachzumalen.
Ich sollte nicht mit ihm allein sein, aber jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, ist er da!
    »Perry ist deinem Ben sehr ähnlich«, antwortete Alessandro. »Ein Sohn aus betuchtem Hause, brillant, jung und mit den nötigen Mitteln ausgestattet, um sich alles zu kaufen, was man für Geld bekommt. Seiner Familie gehört eine Kiesgrube am westlichen Stadtrand.«
    »Willst du damit sagen, die beiden wären sich zu ähnlich?«
    »Sie
wären
sich zu ähnlich, nur dass Perry nicht menschlich ist, und Ben zählt zu den Verfassern einer Petition, die alle Nichtmenschlichen aus der Fakultät ausschließen will. Die Bewegung gewinnt immer mehr Anhänger, und sind die nichtmenschlichen Dozenten erst weg, dauert es nicht lange, bis es wieder Zulassungsbeschränkungen geben wird. Das ist alles Teil der promenschlichen Initiative.«
    »Das ist ein Scherz!«
    »Nein, glaub’s mir ruhig. Perry musste schon einen Hinweis an seiner Bürotür anbringen, mit dem er die Studenten warnt, dass sie das Zimmer eines Monsters betreten. Wahrscheinlich weiß Ben nicht einmal, dass Perry ein sehr fähiger Zauberer ist. Und es würde wohl alles noch schlimmer machen, sollte er es jemals herausfinden.«
    Holly fluchte leise.
Das ist doch lächerlich!
Die Wandlungsfähigkeit der Werwesen war erblich, nicht ansteckend. Sie blieben untereinander, und im Gegensatz zu Menschen waren sie überaus bemüht, sich zivil zu benehmen. Ben hatte ihr gegenüber nie irgendwelche promenschlichen Aktivitäten erwähnt.
War er die ganze Zeit ein Heuchler, und ich habe es nicht kapiert?
Vielleicht macht Liebe wirklich blind, oder aber Ben war ein besserer Schauspieler, als sie dachte. »Also, woher weiß Perry von Ben und mir?«
    »Keine Ahnung. Ben muss etwas gesagt haben. Fachbereichsklatsch. Sie gehören zur selben Fakultät.«
    Holly wurde schlecht. »Super! Hat Perry dir verraten, dass Ben und ich uns getrennt haben?«
    Alessandro neigte seinen Kopf und betrachtete sie nachdenklich. Sein Gesicht war aber auch nie zu entziffern! »Nein, das erzählte mir deine Großmutter. Ich versuche nun einmal, möglichst alles über dich zu erfahren.«
    Holly schluckte, weil ihr Herz sich seltsam gebärdete. »Dir ist klar, dass das irgendwie unheimlich rüberkommt, oder? Du tauchst bei Mac auf. Du tauchst hier auf. Wieso machst du so was dauernd?«
    »Weil ein Dämon frei herumläuft und dich kennt.«
    »Stimmt, ja, das fiel mir auch schon auf. Die Maus war nämlich schwer zu übersehen.«
    Er steckte seine Hände in die Jackentaschen. »Es ist nicht so, dass ich dir nicht zutraue, dich selbst zu schützen …«
    »Und trotzdem kreuzt du überall auf, wo ich hingehe. Das nennt man

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