Hexenlicht
Information bleibt unter uns beiden, klar? Nicht einmal der Detective darf es erfahren!«
»Du vertraust mir also endlich eines deiner Geheimnisse an. Hurra! Ich brauche mehr. Wurde das Buch einem Zauberer gestohlen? Einem Vampir? Was wissen wir über den Einbruch?«
Alessandro zögerte. »Bedenke bitte, dass es gefährlich ist, gewisse Geheimnisse zu kennen. Dein Job besteht darin, die Toten zu erwecken. Lass mich den Geist befragen!«
»Weil du Einzelheiten weißt, die du mir vorenthältst.« Sie funkelte ihn wütend an, doch er schwieg. »Wie zum Beispiel, mal überlegen, ach ja! Ich weiß weder, von welchem Buch wir hier reden, noch, warum ausgerechnet dieses Buch gestohlen wurde.«
»Stimmt genau.«
»Es hilft mir nicht unbedingt, wenn du mir solche Sachen verheimlichst. Ist dir eigentlich bewusst, wie ich mich dabei fühle?«
Seine eine Braue bog sich nach oben. »Versteh doch, dass ich es nur tue, weil ich nicht will, dass dir etwas passiert! Wir sind womöglich nicht die Einzigen, die nach diesen Dingen suchen. Nicht alle Vampire kooperieren gut miteinander, und je weniger du weißt, umso ruhiger können wir alle schlafen.«
Holly wandte zornig den Blick ab. Sie verstand seine Argumente ja, aber ihre gefielen ihr nun einmal besser. »Wir sind Partner.«
»Du kriegst die Wagenschlüssel, wenn wir ein besessenes Haus erledigen. Jetzt fahre ich.«
Holly erwiderte nichts, sondern bemühte sich, ruhig zu bleiben und ein stichhaltiges Argument vorzubringen.
Das ist doch alles absurd! Wie soll ich einen Geist überreden, uns bei der Suche nach einem Buch zu helfen, wenn ich nicht einmal den Titel kenne?
»Vertrau mir, Holly! Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Kann ich das?« Sie zuckte genervt mit den Schultern. Das war der springende Punkt. »Ich kann niemandem vertrauen, der kein Vertrauen zu mir hat.«
Alessandros Miene wurde frostig. »Keine Erpressung!«
Am liebsten wäre Holly quer über den Tisch und ihm ins Gesicht gesprungen. »Dauernd verheimlichst du mir Sachen! Das ist verletzend.«
Alessandro legte eine Hand an ihre Wange. Die Berührung war beinahe menschlich warm, also musste er sich heute Abend genährt haben. »Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht alles geben, was du willst. Es gibt Geheimnisse, die zu offenbaren mir nicht zusteht. Ich darf sie nicht verraten. Und meine Ehre ist eines von den wenigen Dingen, die mir noch geblieben sind.«
So, wie er sie ansah, konnte sie ihm unmöglich widersprechen. Vielmehr wollte sie diesen Ausdruck aus seinem Gesicht vertreiben, ehe er ihr das Herz brach.
Holly schob seine Hand weg und rückte ihren Stuhl nach hinten. »Na gut. Wenn es uns einen Schritt näher zu einer dämonenfreien Existenz bringt, schreiten wir am besten zur Tat. Wo ist Mac?«
Ein gefährliches Flackern leuchtete in Alessandros Augen auf, als er sich erhob. »Er sagte, dass er uns dort trifft.«
»Bin ich froh, dass ihr Jungs euch so lustige Sachen für uns ausdenkt!«
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19
S ie fuhren in Alessandros T-Bird, dessen hochtouriger Motor mit den wummernden Gitarrenklängen aus sechs High-End-Lautsprecherboxen um die Wette röhrte. Anscheinend war keine Unterhaltung mehr geplant. Holly saß schmollend da, eingehüllt in ihr Schweigen wie in eine Wolldecke.
Mitten in dem Gekreische erstarben die Gitarren, als Alessandro den Motor abstellte. Vor ihnen erstreckte sich der St.-Andrews-Friedhof unter einem Baldachin aus Meeresnebel. Holly stieg aus und knöpfte ihre Jacke zu, denn der Wind war eklig nasskalt.
»Ich kann nichts sehen«, beschwerte sie sich.
»Dann bleib dicht bei mir.« Es folgte ein wisperndes Reiben von Metall auf Leder, als Alessandro seine Waffe aus dem Halfter nahm.
Bei diesem Geräusch bekam Holly eine Gänsehaut. Wenigstens hatten ihre Augen sich hinreichend an die Dunkelheit angepasst, so dass sie die Waffe richtig erkennen konnte. Sie war von derselben Sorte wie Macs, für Silberkugeln gemacht. Alessandro schraubte einen Schalldämpfer auf.
Kalter Schweiß rann Holly über den Rücken wie ein eisiges Reptil. »Wovor hast du Angst?«
Als er zu ihr sah, konnte sie seine Züge im Dunkeln nicht ausmachen. »Vor wenigem, aber ich bin vorsichtig.«
Holly ging um die Kühlerhaube herum und an Alessandros linke Seite, auf Abstand zu seiner Waffe. Er nahm ihre Hand.
»Komm mit!«, forderte er sie auf und führte sie zwischen die Gräber.
Niedrige Eisenzäune rahmten die meisten Grabstätten ein, die gerade hoch genug waren, dass man über sie
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