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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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versuchte, sich Leute vorzustellen, die einen Menschen wie eine Kiste Bier weggaben. »Wussten sie, dass Kalil ein Vampir war?«
Ahnten sie, dass er dich aussaugen wollte
?
    »Ja. Er war ein hochgeachteter Gast in ihrem Haus«, antwortete Alessandro. »Deshalb musste ihr Geschenk etwas Besonderes sein. Sie wollten ihn beeindrucken, denn er genoss großen Einfluss bei den orientalischen Händlern.«
    »Und da haben sie dich an ihn verschenkt?«
    »Sie haben ihm viele Geschenke gemacht. Ich war nur eines, eine Kuriosität, wie ein exotisches Haustier. Die Leute aus meinem Dorf stammten von den nordischen Horden ab, den großen germanischen Kriegern, die Rom Jahrhunderte zuvor in die Knie gezwungen hatten. Wir fielen durch unser Aussehen auf, weil wir hellhaarig und groß waren, anders eben. Außerdem spielte ich mehrere Instrumente, und ich sang in sieben Sprachen. All das qualifizierte mich zur exquisiten Gabe, ungefähr so wie ein gutes Pferd.«
    Okay, kein Mann statt einer Kiste Bier, sondern ein Mann als Entertainmentcenter.
Dennoch war die Situation, die er schilderte, befremdlich. Holly suchte nach etwas, zu dem sie einen Bezug herstellen konnte. »Ich habe dich bei einem Konzert getroffen.«
    »Ja, ich höre immer noch gern Musik, und ich spiele auch nach wie vor. Das wenigstens konnte Kalil mir nicht nehmen.«
    »Hatte er beschlossen, dass du ihm als Geschenk erhalten bleiben solltest? Für immer?«
    Alessandro lächelte verbittert. »Oder er wollte meine äußeren Werte konservieren, so wie man es bei einer Blume tut, indem man sie in Wachs taucht.«
    »Deine äußeren Werte?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich war hübsch und gab angenehme Laute von mir. Wie ein Krieger zu kämpfen lernte ich erst nach meiner Wandlung. Vorher konnte ich dem Kampf nie etwas abgewinnen. Erst Kalils Fluch weckte mein Interesse für das Schwert.«
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    Ein Schatten legte sich über Alessandros Züge. »Menschliche Jäger töteten ihn. Sie kamen bei Tage, während mein Clan schlief, und brachten alle um. Ich überlebte durch puren Zufall, weil ich gerade fort war, um ein Pferd zu kaufen.«
    »Der Göttin sei Dank!«, murmelte Holly.
    »Dank lieber dem streitsüchtigen und halsstarrigen Pferdehändler. Jetzt weißt du alles, was es über mich zu wissen gibt«, sagte er und strich mit seinem Handrücken über ihre Wange. »Es geschah nichts Gutes oder Angenehmes mehr bis zu dem Abend, als ich dir begegnete.«
    »Ich glaube, dass du die Geschichte frisierst, damit sie zu diesem Moment passt.«
    Sein Lächeln drückte weder Leugnung noch Bestätigung aus, und sein Blick war ein bisschen zu prüfend. »Ich erinnere mich an jenes Coffeehouse-Konzert. Du kamst zu mir und gabst mir eine Liste, wer in diesem Monat dort spielen würde.«
    »Ja, weil du ausgesehen hast, als würde dir die Musik gefallen.«
    »Trotzdem kommen solche Gesten selten vor, solche selbstverständliche Freundlichkeit gegenüber jemandem meiner Spezies. Und das aus gutem Grund.«
    Holly bemühte sich, ihm zu folgen, konnte es aber nicht, denn seine goldgesprenkelten Augen nahmen sie vollständig gefangen.
    Derweil wurde seine Stimme zu einem Flüstern. »Du hast mich angesehen und auf das reagiert, was dort war, genau wie ich. Alle anderen in dem Raum sahen einen Jäger, eine Gefahr, du hingegen sahst mich.«
    Während er weiter ihr Gesicht streichelte, wartete Holly stumm ab, denn sie wollte gar nichts anderes als diese Berührung. Was gesprochen wurde, war nebensächlich.
    »Holly, du verdienst dasselbe. Du verdienst einen Mann, der dich ansieht, dein Haus und deine Arbeit und alles davon bewundert. Ben konnte dich nie so sehen, sonst hätte er dir längst sein Herz zu Füßen gelegt.«
    Oh.
Ein leiser Stich regte sich in Hollys Herz, und sie fühlte zugleich, wie ihr Blut zu Alessandros Hand strebte.
Oh.
»Alessandro …«
    »Ja?«
    »Können wir zusammen sein, ohne dass alles schiefgeht? Nur ein Mal?«
    Holly war nicht sicher, was sie erwartet hatte, das er tat oder sagte. Er war vollkommen still, so regungslos, wie es nur ein Untoter sein konnte. Dann zog er sie näher zu sich, so dass sie fest an ihn geschmiegt war.
    »Ein Mal«, raunte er fast wie ein Gebet, als würde er seine Seele für diese eine Chance hergeben.
    Als seine Lippen sich auf ihre legten, lief ihr ein wohliges Kribbeln hinten die Beine hinunter. Sie ließ ihre Hände über seine lederverhüllten Schenkel wandern und wickelte ein paar der Fransen mit ihren Fingern

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