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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ihr, ihrer an ihm.
Ich bin dein. Du bist mein.
Vorsichtig stützte er einen Ellbogen auf und neigte seine Lippen über ihre warme Haut, ohne sie zu berühren.
Wie Zuckerglasur auf einer reifen Birne.
Zumindest soweit er sich an den Geschmack von Birnen erinnerte. Solche Erinnerungen verblassten mit der Zeit.
    Wieder stieg ihm der Hunger säuregleich in den Mund und pochte in seinem Kiefer. Er öffnete die Lippen ein wenig, um den Druck der Zähne zu lindern, die nach Blut gierten. Er musste dringend jagen.
    Sie ist mein. Ich darf sie nehmen.
    Ehe er diese Gedanken auch nur vertreiben konnte, war er schon aus dem Bett gesprungen. Er hatte sich so schnell bewegt, dass Holly sich nicht einmal regte. Nackt stand er da und beobachtete, wie sie atmete, hörte ihren Herzschlag in dem stillen Zimmer. Gier durchpeitschte seinen Leib, machte ihn hart und schürte Feuer, die er bewusst eingedämmt hatte. Er war mehr als bereit, sie zu nehmen, wollte verzweifelt ihr Blut.
    Nein!
    Und dennoch rührte er sich nicht. Er wagte es nicht. Sie war alles – hatte ihm alles gegeben, was allein schon unglaublich war. Trotzdem wollte sein Instinkt sie zerstören. Sollte seine Konzentration auch nur eine Sekunde versagen, wäre er wieder im Bett und würde demselben Herzen das Leben rauben, das sich ihm vor nicht einmal einer Stunde hingegeben hatte.
    Ich bin sogar noch schlimmer, als ich dachte. Habe ich wirklich geglaubt, dass ein besserer Engel aus diesen versklavenden, giftigen Gelüsten emporsteigen könnte? Dass ich, nur weil ich liebe, etwas anderes sein kann, als ich bin?
    Sein Selbstekel verlieh ihm die Kraft, erst einen, dann noch einen Schritt zurückzutreten. Als er sich bückte, um seine Kleidung aufzuheben, waren seine Glieder schwer vor Kummer. Er musste schnellstens fort von hier, ehe er noch einen beinahe tödlichen Fehler beging.
    Das Einzige, was er Holly geben konnte, war, ihr fern zu bleiben.
    Er fuhr nach Hause, wusch sich und machte sich auf den Weg ins »Sinsation«. Seine Ankunft dort sorgte wie immer für ein allgemeines Aufmerken unter den Giftsüchtigen. Kaum tuschelte man sich zu, dass Caravelli Gesellschaft wünschte, scharten sich die Frauen wie närrische Vögel um ihn. Alessandro war schön und sein Gift stark. Die Wonnen, die er bereitete, waren legendär.
    Sofern es ihm überhaupt möglich war, schaltete er jedes Denken aus, ließ Namen und Bilder vorbeigleiten, ohne sie festzuhalten – schlierige Streifen wie Regenwasser auf einer Fensterscheibe. Er wollte sich dessen, was er tat, nicht bewusst sein – nicht, nachdem er eben erst der höchsten Erfüllung so nahe gekommen war.
    Die kleinen Zimmer hinten im Club waren sauber und zweckmäßig. Alessandro wurde in eines gebracht, in dem eine Couch und eine billige Tiffany-Lampe standen. Sein Nachtmahl lag auf der Couch, ihr Gesicht leuchtend vor Vorfreude auf die Ekstase.
    Ich bin ein Monster!
    Obwohl der Hunger in jeder einzelnen Zelle wütete und sein Mahl aufreizend vor ihm posierte, sträubte sich etwas in ihm. Es war zu bald. Zu vertraut. Das Bild von Holly, die neben ihm lag, war ihm heilig, und er wollte es auf keinen Fall durch den Schatten einer anderen besudeln.
    Lieber lege ich mich wie ein Hund auf das Grab seines Herrn und sterbe.
    So hatte er sich noch nie zuvor gefühlt. Nie hatte er sich geweigert, sich zu nähren. Dennoch war die Entscheidung genauso abrupt wie endgültig. Er stand auf und verließ das Zimmer, den verwirrten Schrei seines Mahls ignorierend. Früher oder später müsste er seiner Gier nachgeben, aber jetzt noch nicht.
    Vom Ende des Clubraums aus betrachtete er die Tische. Die Gäste dort erschienen ihm wie ein konturenloser Schleier, aber ihre Energie schärfte seine Sinne. Dieser Raum steckte voller Raubtiere und deren Opfer. Und selbst wenn er heute Nacht nicht mehr nach Nahrung suchte, war er doch noch auf der Jagd.
    Handeln wäre gut. Es schmerzte ihn zu sehr, bei Holly zu verharren.
Dann denk nicht an sie! Denk daran, was zu tun ist: Macmillan. Das Buch. Alles, nur nicht Holly!
    Alessandro schritt durch den dunkleren Schatten am Rand um die Tische herum gen Tür.
    »Hey!«
    Er fühlte eine Hand an seinem Ärmel und spannte alle Muskeln an, ehe er hinabsah. Es war nur Perry Baker, der allein mit seinem Laptop in einer Ecke saß und ein Bier trank. Widerwillig setzte Alessandro sich zu dem jungen Werwolf. Er wollte keine Zeit vergeuden, doch Perrys Gesichtsausdruck machte ihn neugierig.
    »Was ist?«, fragte

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