HexenLust 1
kniff die Augen zusammen und versuchte, mich an Bashirs Gedanken zu erinnern. »Es war eine Art Lagerhalle. Sie war Teil des Flughafens. Vielleicht ein Technikraum oder Ersatzteillager.«
Auf einmal umspielte ein Lächeln ihr Gesicht. »Wie wäre es, wenn wir einfach der Spur der Untoten nachgehen?«
Ihrem Blick folgend, konnte ich erkennen, dass zwei groß gewachsene Vampire mit hängenden Köpfen durch die Halle schlurften. Vampire hatten diesen typisch unsicheren Blick drauf, wenn sie sich unter Menschen befanden. Er spiegelte gleichzeitig ihr Unwohlsein und die Lust wider, dem Nächstbesten an die Kehle zu springen und ihm jeden Tropfen Blut aus dem Leib zu saugen.
»Gute Idee«, antwortete ich.
Ein Footballclub grölte angetrunken Lieder durch die Halle und pfiff uns wenig charmant hinterher, als die beiden Vampire scheinbar problemlos durch die Sicherheitsschleuse gingen. Die Beamten des Flughafens schienen nicht einmal ihre Anwesenheit zu bemerken. Fast gelangweilt nickten sie beide durch. Auch hier musste ein großer Magier seine Finger im Spiel haben.
»Geschickt«, flüsterte Ira. »So kann man es natürlich auch machen. Einfach mal die Menschen für die eigene Sicherheit benutzen. So spart man sich die Leibgarde.«
Ich knurrte vor mich hin. Tatsächlich hatte Nikolai sein Versteck gut gewählt, wurde er doch von Polizei, FBI und Homeland Security beschützt. Ein paar Meter vor der Schleuse stoppten wir. Ich legte meine Hand auf Iras Schulter.
»Schaffst du das?«
Sie amtete mehrmals durch. »Wir hatten diese Art der Täuschung noch nicht im Unterricht. Kommt erst später dran, aber ich denke, das kriege ich hin.« Ein weiteres Mal war ich stolz darauf, was aus dem schüchternen Mädchen geworden war.
»Du zuerst«, befahl ich und gab ihr einen kleinen Stoß.
Aus unseren Handtaschen fingerten wir aufklappbare Lederetuis. Dann gingen wir mit festem Schritt auf die Schleuse zu und hielten die Etuis in die Höhe. Ich konnte sehen, wie Ira sich anstrengte, immer wieder bewegten sich ihre Lippen, als würde sie den Spruch leise für sich wiederholen. De la Crox hatte gemeint, dass ich ein unverschämtes Talent hätte, in die Köpfe der Menschen einzudringen. Doch ich vergaß immer wieder, dass es auch Hexen gab, bei denen nicht direkt der erste Versuch geglückt war und die sich diese Fähigkeit hart erarbeiten mussten.
»Dienstaufsicht!«, bellte ich den Beamten entgegen, als ich durch die Schleusen schritt. Ich war eigentlich schon vorbei, als einer der Männer Iras Ausweis näher unter die Lupe nehmen wollte.
Vielleicht steckte ein Funken Magie in diesem Beamten. Hätte man diese Fähigkeit früher entdeckt und weiter an seinem Talent gearbeitet, wäre er unter Umständen ein guter Reaper geworden. Doch als ich das raspelkurze, graumelierte Haar und die matten Gesichtszüge des Mannes sah, war klar, dass er einfach zu alt für die Ausbildung war. Menschen eines bestimmten Alters werden nicht mehr für den Zirkel initiiert.
Iras Wangen waren bereits rot angelaufen. Immer wieder formten ihre Lippen die Formel der Gedankenkontrolle. Ein lustiges Bild gab der Mann ab. Was er jetzt wohl sah? Mit starrem Blick musterte er das leere Etui. Er blinzelte mehrmals und konnte sich nicht erklären, warum das offizielle Dokument leicht verschwamm. Ungläubig hielt er den Ausweis ins Licht, drehte und fuhr mit den Fingern über ihn. Das war genug.
Ich konzentrierte mich erneut, setzte dem Mann so fest ich konnte den Gedanken in den Kopf, dass dies ein hochoffizielles Dokument war und wir schon auf das Dringlichste erwartet wurden. Sofort gab er Ira den Ausweis zurück.
»Bitte, gehen Sie durch«, sagte er lächelnd mit einer ausladenden Handbewegung. »Was Sie suchen, befindet sich im alten Materiallager.«
»Vielen Dank«, sagte Ira bereits im Gehen.
Unsere Absätze klackten rhythmisch, als wir uns langsam von der Kontrolle entfernten und auf einen langen, für Passagiere gesperrten Flur zugingen.
Etliche Türen befanden sich auf dem hell erleuchteten Gang. Doch ich war mir sicher, dass die Tür ganz an Ende die richtige Wahl sein würde, da diese von zwei Vampiren flankiert war, die uns grimmig musterten. Der Hall trug unsere Schritte weit voraus und das Licht legte sich flimmernd in meine Augen, als ich mich kurz umdrehte, um mich zu vergewissern, dass wir allein waren.
Wortlos und ohne große Mühe warf ich einen basketballgroßen Feuerball auf einen der Vampire. Iras fackelndes Rund war etwas
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