HexenLust 1
Maddox denken.
»Ja, innerlich.«
»So etwas habe ich noch nie gesehen. Die sind sehr selten, oder? Von wem hast du es? Dem schnuckligen Reaper?«
Etwas verlegen senkte ich den Blick.
Sie lachte auf.
»Da geht doch etwas!«, scherzte sie, während wir uns wieder unsere Arbeitskleidung anzogen.
Für den Moment hatte das Wasser die Hitze aus meinem Leib gespült. Immer noch unsicher machten wir die ersten Schritte in das Wohnzimmer. Es duftete nach Öl und Kaminfeuer. Die Liege war leer. Bashir hatte die Hose bereits wieder angelegt und kniete mit dem Rücken zu uns vor einer Umzugskiste. Mit freiem Oberkörper kramte er tief in dem Karton.
»Darf ich dich bitte kurz allein sprechen, Isabelle?«, wollte Bashir mit belegter Stimme wissen. Erst dann drehte er sich zu mir um und kratzte sich nachdenklich am Nasenrücken.
Ira zuckte mit den Schultern, packte ihre Sachen zusammen und trat auf den Flur.
Ich wusste nicht, welche Reaktion ich zu erwarten hatte, legte mein selbstsicherstes Gesicht auf und trat nahe an ihn heran.
»Du hast viel gelernt«, begann er ruhig. Hatte ich mich da gerade getäuscht oder war wirklich Stolz und Anerkennung aus seiner Stimme herauszuhören?
Unweigerlich musste ich lächeln und schenkte dem Mann, der mir so viel beigebracht hatte, einen dankbaren Augenaufschlag.
»Ich hatte einen guten Lehrer.«
Sein Brustkorb wölbte sich, als er tief atmend aus dem Fenster blickte. »Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir sein konnte. Aber auch alte Dämonen haben Angst und machen Fehler. Im Grunde genommen sind wir doch alle Sklaven unseres Gewissens.«
Ich nickte.
Reuevoll schnalzte er mit der Zunge. »Vielleicht hätte ich mich direkt an den Zirkel wenden sollen, aber sein Angebot war einfach zu verlockend, um es direkt abzulehnen.« Dann wurde aus Reue Traurigkeit. »Auch wenn es meinen Tod bedeutet, auch wenn sie mich jahrelang foltern werden, wenn ich dir dieses sage, aber dieses Ritual soll heute Nacht stattfinden. Das Blutopfer einer Hexe wird seine Macht auf der Erde ins Unermessliche steigen lassen.«
Ich lauschte seinen Worten aufmerksam, doch sie drangen nur schwerlich zu mir durch. »Heute Nacht schon?«
Es dauerte, bis er zustimmte. »Ja und ich bin mir sicher, dass einer seiner Trupps bereits auf dem Weg hierher ist. Vielleicht kann ich mich eine Zeit lang verstecken, aber sie werden mich finden, dessen bin ich mir sicher. Aber du solltest verschwinden, so schnell wie möglich. Für dich ist es noch nicht zu spät.«
Ich weiß nicht, was mich dazu bewog, aber mit einer Handbewegung wischte ich den Gedanken beiseite.
Er verstand. Nickend lehnte er sich vor. »Ich kann dich also nicht dazu bringen, in den nächsten Flieger zu steigen?«
»Nein«, hauchte ich. »Obwohl ich so schnell wie möglich zum Flughafen fahren werde.«
Seine Augen glänzten traurig. Es waren verständnisvolle Blicke, die wir beiden austauschten, als wäre uns bewusst, dass wir zum letzten Mal so miteinander reden konnten.
»Dann nimm dies an dich«, bat er und streckte die Hand aus. Auf der Innenfläche lag die silberne Hülle eines Lippenstiftes. Sie sah sehr wertvoll aus und war schwer.
»Es war der Lippenstift von Margaretha Geertruida Zelle. Besser bekannt als berühmteste Spionin der Geschichte. Mata Hari.«
Ich drehte das Silber im Schein des tanzenden Feuers, öffnete die Abdeckung und konnte erkennen, dass das tiefe dunkle Rot schon häufig benutzt worden war.
»Ich habe viel von ihr gelesen. Sie muss atemberaubend schön gewesen sein.«
Bashir zog die Stirn in Falten. Für einen Moment war er wieder der Lehrer und ich die Schülerin. Ein kurzer Hauch der Nostalgie zauberte mir eine Gänsehaut auf den Rücken.
»Ja, das war sie und glaube mir, ihre Fähigkeiten als Spionin in der magischen Welt waren weitaus bedeutender, als in der menschlichen. Nicht nur wegen dieses Lippenstifts.« Bashir nahm ihn zärtlich an sich und verschloss die Kappe. »Wie du wahrscheinlich bereits vermutest, ist dies ein magisches Artefakt. Verführung und Liebe waren ihre Waffen – die Waffen einer Frau. Ein hochwirksames Sedativum und Wahrheitsserum ist einer der Wirkstoffe dieses dunklen Rots. Für die Frau, die ihn auf den Lippen aufträgt, absolut ungefährlich, aber bei jedem ersten Kuss verfällt das Opfer sofort in eine kurzzeitige Trance, in der es dir nichts als die Wahrheit erzählt.«
Würdevoll legte er mir den Lippenstift auf die offene Hand. »Ich muss dir wohl nicht sagen, was man
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