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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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längst wusste. Aber ich hoffte sie damit auf ein Terrain zu lotsen, auf dem ich ihr vielleicht die eine oder andere wertvolle Information entlocken konnte.
    Sie hob die Augenbrauen, und ihre blauen Augen musterten mich auf seltsame Weise. Ihr Lächeln wirkte verhalten.
    "Ja, das war tatsächlich ich", sagte sie.
    "Und mit denselben Kräften rufen Sie jetzt die Geister der Toten."
    "So ist es. Sie werden es ja erleben, Mrs. Smith."
    "Welche Rolle spielen die Wachsfiguren dabei?"
    Sie zuckte die Achseln. "Sie sind ein Hilfsmittel, ohne dass das Ritual nicht funktionieren würde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."
    "Der Geist eines Toten fährt also gewissermaßen in die Wachsfigur und belebt sie..."
    "Das ist sehr vereinfacht ausgedrückt, Mrs. Smith", sagte Lady Blanchard auf eine Art und Weise, die durchaus deutlich machte, dass sie keinerlei Neigung dazu zu verspüren schien, in dieser Sache ausführlicher zu werden. Sie lächelte matt.
    "Sie werden es ja selbst erleben!"
    "Ja", murmelte ich. "Sagen Sie, was geschieht eigentlich nach dem Ritual mit den Totengeistern?"
    "Sie kehren ins Schattenreich zurück", erklärte Lady Blanchard. "Zumindest nehme ich das an."
    "Und was ist mit den Figuren?"
    "Die meisten sind im Keller", sagte sie. "Mr. Webster besteht darauf, dass sie nicht veräußert werden. Er ist eben ein sensibler Künstler... Ich gabelte ihn in den Straßen Glasgows auf, wo er kleine Miniaturen verkaufte..."
    "Wenn man nach der Figur in der Eingangshalle geht, muss er sehr begabt sein!", meinte Steve.
    "Manche seiner Figuren wirken auf mich lebendiger, als so mancher Mensch!", erwiderte Lady Blanchard kühl und führte dann ihr langstieliges Glas zum Mund, um vorsichtig daran zu nippen.
    Hätte jemand anderes diese Bemerkung gemacht, hätte man sie womöglich für einen Witz halten können.
    Nicht so in diesem Fall.
    Lady Blanchards düsterer Blick machte klar, dass sie jedes ihrer Worte ernst meinte.
    "Wer ist eigentlich dieser Dr. Graves, den Ihr Butler vorhin erwähnte", wagte ich mich dann auf ein Gebiet vor, das heikel zu sein schien.
    Lady Blanchrd wandte schnell den Kopf herum.
    "So, hat er das?", fragte sie zurück.
    Ich nickte.
    "Ja, er erwähnte diesen Namen. Ist das ein Arzt?"
    Sie wechselte einen Blick mit Ellison.
    Dann ertönte aus der Eingangshalle ein krachendes Geräusch. Dann ein dumpfer Schrei.
    Alle Anwesenden saßen für den nächsten Moment wie erstarrt da, bis Steve sich als erster erhob. "Da muss etwas passiert sein!" meinte er.
     
    *
     
    Wir folgten Steve, der mit schnellen Schritten voranging.
    Einige Augenblicke später hatten wir die Eingangshalle erreicht.
    Eine Gestalt lag ausgestreckt und starr auf dem Boden. Die Augen blickten leblos ins Nichts...
    Es war die Wachsfigur von dem Mann mit der Narbe.
    Etwas abseits stand der Butler und blickt sich etwas ratlos um. Er schien erst wenige Augenblick vor uns hier angelangt zu sein.
    "Was ist passiert?", fragte Steve.
    Er bekam keine Antwort auf diese Frage.
    Von niemandem.
    Lady Blanchard beugte sich indessen mit besorgtem Gesicht über die Wachsfigur.
    Wie täuschend echt sie doch aussieht!, ging es mir schaudernd durch den Kopf.
    Lady Blanchards Gesicht wirkte indessen äußerst angespannt. Ihr Blick schweifte umher, so als suchte sie nach etwas ganz Bestimmten.
    Und dann schrie Lady Blanchard auf einmal schrill auf.
    Sie schien in wilde Panik zu geraten, fuhr auf und versuchte etwas von ihrem Arm abzuschütteln.
    Es war die Hand der Figur...
    Beinahe sah es so aus, als hätte deren Hand sich unmerklich um ihren schmalen Unterarm gelegt und versucht, sie festhalten. Lady Blanchard riss mit ihrer abrupten Bewegung die ganze Figur ein Stück empor. Dann hatte sie sich gelöst und den Mann mit der Narbe abgeschüttelt, so dass er auf den Boden fiel. Es gab ein hartes, unangenehm klingendes Geräusch. Star und leblos lag die Figur dann da, während Lady Blanchard ein paar Schritte zurückgewichen war und nun schluchzend die Hände vor das Gesicht hielt.
    Sie wurde geradezu geschüttelt und erschien mir beinahe hysterisch...
    Ellison kümmerte sich um sie.
    Zumindest versuchte er es, wirkte aber insgesamt recht hilflos dabei. Ich trat hinzu.
    "Es ist nichts passiert", sagte ich leise. "Beruhigen Sie sich doch..."
    Sie nahm die Hände vom Gesicht und ihre tränennassen blauen Augen sahen mich an. Dabei atmete sie tief durch.
    Bisher war in ihren Zügen immer der Eindruck von Überheblichkeit vorherrschend gewesen.
    Doch nun

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