Hexenmacht
mich zu erheben und fühlte noch immer einen leichten Schwindel. Ich setzte mich auf und fasste mir dabei an den Kopf. Dann ließ ich den Blick umherschweifen.
Das Zimmer war stilvoll eingerichtet.
Die Fenster waren hoch und ließen viel Licht hinein.
Steve hatte mich auf das breite, ausladende Doppelbett gelegt. Ich sah ihn fragend an. "Wie lange...?"
"Du warst nicht lange weggetreten", sagte er. "Was war los?"
"Ich weiß es nicht..."
Das war eine Lüge. Aber was sollte ich Steve schon sagen?
Dass ich in Kontakt mit einer überaus starken mentalen Kraft gekommen war, was mir buchstäblich die Sinne geraubt hatte?
Ich atmete tief durch.
"Hast du noch etwas davon mitbekommen, was dieser Inspektor hier wollte?"
"Nur das, was du auch gehört hast. Nachdem du zusammengebrochen bist herrschte natürlich große Aufregung..." Steve lächelte und erhob sich. "Ich glaube, ich werde mal hinuntergehen, um allgemeine Entwarnung zu geben! Sonst ist hier am Ende noch ein Rettungshubschrauber gelandet und bringt dich sofort nach Inverness zurück..."
"Bloß das nicht!"
Sein Lächeln erwärmte mich und war ein wirksames Gegengift gegen die schauderhafte Kälte, die mein Inneres zu erfüllen schien...
Hier geht etwas Grauenhaftes vor sich!, war mir klar. Und langsam aber sicher kamen immer mehr Teile dieses seltsamen Puzzles zusammen...
Vor meinem inneren Auge erschien wieder das Gesicht der Wachsfigur, die ich in der Eingangshalle gesehen hatte...
Der Mann mit der Narbe im Gesicht.
Eine düstere Ahnung machte sich in mir breit...
"Ich komme mit!", sagte ich und stand auf.
"Geht es dir denn wirklich wieder gut?"
"Einigermaßen!"
Er reichte mir die Hand.
"Dann komm", sagte er.
*
Unser Zimmer lag in der oberen Etage, und als wir die Treppe hinunterkamen und die Empfangshalle erreichten, verabschiedete sich dort Inspektor Corigan gerade.
Lady Blanchards Blick war ausgesprochen kühl und reserviert.
"Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte, Inspektor!"
"Ja, mir auch!", knurrte Corrigan. Er atmete tief durch.
"Ich würde lieber heute als morgen nach Inverness zurückkehren, aber leider habe ich die Aufgabe diesen Mordfall aufzuklären..."
"Heißt das, Sie bleiben noch länger?"
"Bis die Untersuchung abgeschlossen ist, Lady Blanchard. Ich habe mich in der Nähe einquartiert..."
Lady Blanchards volle Lippen formten sich zu einem säuerlichen Lächeln. Sie schien alles andere als begeistert von der Aussicht zu sein, dem Inspektor in nächster Zeit möglicherweise noch öfter zu begegnen. "Nun, ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück bei Ihrer Arbeit!"
"Ich werde sie sicher brauchen..."
"Wer braucht das nicht..."
"Ich hätte übrigens auch gerne mit Mr. Webster gesprochen, dem Künstler - wie Sie es ausdrücken - der diese Wachsfigur geschaffen hat..."
"Er ist zur Zeit nicht hier."
"Aber er wohnt hier auf Blanchard Manor."
"Ja. Aber er ist heute Morgen nach Tarbert gefahren. Wahrscheinlich, um bis morgen früh in irgendeinem Pub herumzusitzen. Ich befürchte es fast..."
Corrigan atmete tief durch.
"Naja, es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben..." Dann wandte er den Blick hinauf zur Treppe. Als er mich und Steve herabkommen sah, meinte er: "Ich sehe, es geht Ihnen besser, Mrs. Smith..."
"Ja," sagte ich.
Er sah mich einen Augenblick lang an, dann nickte er leicht. Der Butler öffnete ihm mit bewegungslosem Gesicht die Tür, und er trat hinaus ins Freie. Draußen hatte es jetzt ein wenig zu regnen begonnen.
Ein scheußliches Wetter.
Einige Augenblicke später hörten wir alle, wie der Wagen des Inspektors gestartet wurde und davonfuhr.
Lady Blanchard wandte mir eine etwas ratlosen Blick zu.
"Sie werden sich jetzt sicher eine Menge Fragen stellen, Mrs. Smith", sagte sie dann und rieb dabei verlegen die Handinnenflächen aneinander.
Ich nickte.
"Ja, das wirkt schon alles sehr merkwürdig..."
"Sehen Sie, vor einiger Zeit ist hier eingebrochen worden. Irgend ein Verrückter hat sich eine der zahllosen Wachsfiguren genommen, die Sie auf Blanchard Manor finden werden..."
"Und was wollte er damit?"
"Ich habe nicht die geringste Ahnung. Jedenfalls ist sie nun im Zusammenhang mit dem Mord an einem Farmer wieder aufgetaucht - was mich natürlich in Misskredit bringt!" Sie wandte sich an Walter, den Butler. "Was meinen Sie, können wir das Diner etwas vorziehen?"
"Nun.."
"Ich habe einen wahnsinnigen Hunger."
"Soll ich für Dr. Graves auch decken?"
Lady Blanchard warf
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