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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Oberschenkel; er schluckte und blickte nervös hinab auf das Strohlager und den Mann, der dort lag.
    »Das ist ein schwieriger Fall; es hätte keinen Sinn, Euch mit medizinischen Fachausdrücken zu verwirren.« Er räusperte sich. »Ich fürchte ...«
    »Na, das will ich Euch gerne glauben.« Gilla packte seine Tasche und drückte sie an ihre breite Brust.
    »Was tut Ihr? Gebt das zurück!«
    »Ich brauche das Gewäsch von euch Blutsaugern nicht, und weicht mir nicht aus, Meister Alten. Greift in Eure Tasche und holt etwas heraus, das meinen Mann gesund macht!« Sie schob ihm die Tasche hin; er zuckte mit den Schultern, seufzte und öffnete sie.
    »Das ist ein anregendes Mittel, dograya. Ihr müßt es in den Tee geben und es ihm viermal am Tag einflößen. Es wird sein Herz stärken, und, wer weiß, vielleicht bringt es ihn wieder zu sich.«
    Er ließ das kleine Päckchen auf das Bett fallen, kramte noch einmal in der Tasche und brachte einige gelbliche, kleine Kegelchen hervor, die in Tuch gewickelt waren. »Ihr könnt versuchen, diese zu verbrennen - wenn der Geruch ihn nicht wieder zu sich bringt, dann weiß ich nicht, was sonst noch helfen könnte.« Er richtete sich auf und hielt ihr die Hand hin. »Zwei Sheboozim - goldene.«
    »Alten, Ihr überrascht mich; wollt Ihr mich nicht fragen, ob ich das Bett mit Euch teile?« Gillas Lachen überspielte die Bitterkeit, die zu fühlen sie sich so lange versagt hatte. Alten erbleichte und wandte den Blick ab. Zwischen ihren Brüsten zog sie einen dünnen Gamslederbeutel hervor, in dem sie ihr Gold aufbewahrte. Sie besaß noch mehr, geschickt zwischen den Bodenbrettern verborgen - nicht einmal Lalo wußte, wo es war -, aber ein Haus konnte abbrennen. Für alle Fälle war es besser, einen Teil mit sich zu führen.
    Sie drückte ihm die Münzen in die feuchte Hand und sah mit düsterem Blick zu, wie er seine Tasche nahm und den Stab, den er an die Tür gelehnt hatte.
    »Der Segen Heqts über die Heilung ...«, murmelte er.
    »Und über die Hände des Heilers«, erwiderte Gilla automatisch, aber sie dachte: Ich habe mein Geld verschwendet. Auch er glaubt nicht, daß seine armseligen Kräuter helfen werden. Sie lauschte Stulwigs raschen Schritten auf der Treppe, als er sich eilte, noch vor Einbruch der Dunkelheit sein Haus zu erreichen. Ihre Augen jedoch ruhten auf Lalos starrem Gesicht.
    Plötzlich schien es ihr, als atmete er tiefer, auch meinte sie ein leichtes Stirnrunzeln festzustellen. Sie hielt die Luft an; ein vager Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf, aber schließlich entspannten sich seine Züge wieder. Sie dachte an die großen Wellen, die manchmal gegen die Hafenmauer schlugen, obwohl der Himmel klar war. Die Fischersleute sagten, das seien die letzten Ausläufer eines großen Sturmes draußen auf dem Meer.
    Oh, mein Geliebter , dachte sie voll Verzweiflung, welch bittere Stürme toben an den Gestaden, an denen du nun weilst?
    Die Kinder erwarteten sie, als sie aus dem Arbeitszimmer kam, alle außer ihrem Ältesten, Wedemir, der stellvertretender Meister bei den Karawanen war. Vanda, die Tochter, war von der Beysiberlady, der sie diente, beurlaubt worden, als Gilla nach ihr sandte. Auf ihrem Schoß saß Alfi, und der Blick, den sie ihrer Mutter schenkte, war dem ausdruckslosen Starren der Beysiber nicht unähnlich. Selbst Gillas zweiter Junge, Ganner, der bei Herewick, dem Juwelier, in die Lehre ging, hatte die Erlaubnis erhalten, seine Mutter zu besuchen. Nur die achtjährige Latilla, die auf dem Boden mit ihrer Puppe spielte, schien nichts zu bemerken von der Spannung, die im Raum herrschte.
    Gilla erwiderte die Blicke der Kinder. Sie wußte, daß ihre Auseinandersetzung mit Alten Stulwig gewiß nicht überhört worden war. Was erwarteten sie von ihr? Was sollte sie ihnen sagen?
    »Nun?« rief sie. »Hört auf mich anzustarren wie Fische im Netz! Und stellt den Teekessel aufs Feuer!«
    Lalo folgte dem Geruch, der ihm vertraut war wie der seiner eigenen Ausscheidung, dem Gestank, der Zauberei begleitete. Selbst ein Farbenkleckser, der die Magie lediglich in den Fingerspitzen hatte, wußte, daß es hier nach Zauberei roch. Lalo war in seinem anderen Leben Zauberern mit Vorsicht begegnet, aber anscheinend doch nicht vorsichtig genug, und deshalb hatte es ihn wohl hierher verschlagen.
    Da! Einen Herzschlag lang fühlte er die grelle Gegenwart der Magiergilde, eine Ansammlung von Gerüchen, von den blassen Aromen der kleinen Hexer bis hin zu den exotischen

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