Hexennacht
Ausdünstungen der Vollblutmagier, die deren Meister waren - ein Geruchs-Potpourri mit all der Faszination, die auch die Müllhalde des Prinzen Kittycat ausstrahlte. Hier hing auch der fremdartige Geruch, der die Beysiberrituale begleitete, in der Luft und die muffigen Dünste, welche die kleinen Taschenzauberer und Hexen hervorbrachten, und die flüchtigen Aromen der Tempeldiener.
Was er suchte, kam jedoch nicht aus den Tempeln, sondern entsprang einem Ort in unmittelbarer Nähe, einem Haus, dessen Fundamente selbst Zauberei waren. Jemand wob dort in diesem Augenblick einen Zauber, elegante Magie, die Spiralen der Macht in die trübe Luft entsandte. Lalo war dieses Aroma vertraut, obwohl er es früher nicht hätte bestimmen können, es handelte sich um die einzigartige Aura, die Enas Yorl umgab.
Lalo kniff die Augen zusammen und erkannte, daß das, was er als Farbe empfand, mehrere Lichtfäden waren, die sich überkreuzten, um ein Netz um jeden Geist zu fangen, den es dorthin verschlüge. Und Lalo fühlte die Gegenwart dieser anderen, weniger greifbar als jene Geister, vor denen er floh, aber aktiver und aufmerksamer.
Ein Symbol flackerte auf im Zentrum der Lichtknoten. Das fahle Pulsieren, Farbe, Form und Geruch waren aufeinander abgestimmt, ein Opfer anzulocken. Lalo schauderte, als etwas an ihm vorbeiwischte. Die glühenden Fäden verschwammen, und das Symbol in ihrer Mitte löste sich auf, dann erschien es erneut und umgab eine trübe, sich windende Energie und zwang sie in eine Gestalt, die menschliche Augen, wenn auch unwillig, zu sehen vermochten.
Aber der Weg, der für dieses Wesen entstanden war, blieb noch bestehen, und Lalo, voll Verlangen nach Gesellschaft, zwängte sich hindurch.
»Ehas, barbarishti, azgeldui m’hai tsi! Du, der du um die Geheimnisse von Leben und Tod weißt, komm zu mir! Yevoi! Yevad!« Die Worte versiegelten den Weg, und das gefangene Wesen wirbelte in einem Funkenregen, der nach Nitrat und Schwefel stank.
Lalo krümmte sich wie eine erschreckte Schlange, um die Berührung mit dem Licht und dem Klang der Stimme zu vermeiden. Es handelte sich um die Sprache jener Ebene, aus der das Wesen gekommen war. Lalos augenblicklicher Zustand ermöglichte es ihm, sie zu verstehen, und er erkannte, daß es schlimmere Orte geben mußte als den, an dem er sich befand.
»Evgolod, sheremin, shinaz, shinaz, tiserraneh, yevoi!« Die Stimme fuhr fort, das Wesen zu beschwören und ihm das Geheimnis zu entlocken, wie die Seele von einem Körper, in den sie durch Zauberei so obszön und untrennbar gekettet war, befreit werden konnte, und sei der Preis, eine solche Seele zu befreien, auch deren Vernichtung. Lalo schreckte zurück vor dem Wissen, das niemals für seine Ohren bestimmt war.
Aber plötzlich verstummte die Stimme, und die Echos erstarben. Lalo wagte einen Blick auf die substanzlose Gestalt zu werfen, die in ihrem eigenen schimmernden Kreis jenseits des Dreiecks stand, in dem Lalo und der Dämon gemeinsam gefangen waren. Es war Enas Yorl - er mußte es sein - ja, diese glühenden Augen würde er immer und überall erkennen.
Im gleichen Augenblick schien es, als bemerkte Enas Yorl, daß seine Beschwörung erfolgreicher gewesen sein mußte als geplant. Ein Zauberstab erhob sich, Macht wirbelte und brauste durch die ruhige Luft.
»Entweiche, o unerwünschter Geist, in deine eigene Ebene und warte dort, bis ich dich rufe!«
Lalo fühlte sich von der Wucht eines magischen Sturms erfaßt und geschüttelt. Einen Augenblick lang hoffte er, daß dieser magische Hausputz Enas Yorls ihn wieder heimschicken würde. Aber wo war nun dieses Zuhause?
Als die Macht verebbte, setzte Lalo sich auf und fand sich noch immer in dem Dreieck gefangen. Der Dämon neben ihm spuckte und griff mit seinen Flammenklauen nach ihm.
»O Geist, der du meiner Beschwörung folgtest, ich befehle dir, nenne deinen Namen!« Seine erste fehlgeschlagene Vertreibung schien Enas Yorl nicht sonderlich aus der Ruhe gebracht zu haben. Lalo erkannte, daß eine Menge guter Nerven und viel Geduld nötig waren, wenn es um Magie ging.
Er erhob sich und ging, so weit er es wagte, an den Rand des Dreiecks. »Ich bin es, Lalo der Maler. Erkennt ihr mich nicht, Enas Yorl?«
Als er auf eine Antwort Enas Yorls wartete, wunderte sich Lalo, daß er den Zauberer erkannte, schließlich lastete auf diesem der Fluch, daß die Gestalt, in der er sich befand, nie lange Zeit dieselbe war. Fasziniert und gleichermaßen entsetzt blickte er ins
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