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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sich die Lippen: Sie lebte von der Furcht, von Tod und Leiden; wahrscheinlich schwelgte sie in einer anderen Welt, nur indem sie beobachtete, wie die Beysiber ihrer grausamen Arbeit nachgingen.
    Das konnte ein Glück für ihn und Sync sein, denn so würde sie vielleicht nicht daran denken, sie heute eine ihrer schwierigeren Lektionen zu lehren, hoffte Zip.
    »Zip, mein liebes kleines Ungeheuer, du hast dich heute abend selbst übertroffen.« Sie liebkoste sein Gesicht. Über ihre Schulter begegnete er Eindaumens mitfühlendem Blick.
    »Das?« Zip deutete auf die Bey und ihre bedauernswerten Opfer. »Das hast du nicht mir zu verdanken, sondern ihm!« Zip wies auf Sync. »Er hat einen Zauberer in seiner Mannschaft, und sie haben sich diese kleine Überraschung für die beysibischen Oberen ausgedacht. Der Überfall hier ist vermutlich der Gegenschlag der Beysiber - doch wahrscheinlich nur der Anfang davon.«
    »Es ist allerdings nur der Anfang!« Welches Blutvergießen heute abend ihr seelensaugendes Bedürfnis auch immer befriedigt hatte, sie war trunken davon. »Nicht weniger als ein halbes Dutzend der hochgestellten Beysiberinnen sind tot und stehen als Wachsfiguren in der Ausstellung eines tysianischen Zauberers.« Sie lächelte, und ihre Handbewegung umfaßte die ganze Schankstube. »Und diese Schafe werden bald den langsamen und gräßlichen Tod beysibischer Vergeltung sterben.«
    Sie streichelte Syncs linke Hand, die die Sterne hielt. Er blickte sie an wie ein Verhungernder eine üppige Festtafel. »Da Zip mir versichert«, fuhr sie fort, »daß ich Euch und den Euren zu danken habe, werden wir uns eingehend über eine gemeinsame Zukunft unterhalten. Ich bin ganz sicher, Sync vom 3. Rankanischen Kommando, daß es eine für uns geben wird. Vielleicht schenke ich Euch sogar Randals Leben, als Geste, daß wir gut zusammenarbeiten können und werden, eine Art Einstandsgabe von mir an Euch.«
    Als erwache er aus einem Traum, sagte Sync: »Das ist sehr freundlich von Euch, meine Lady. Ich bin Euer ergebener Diener.«
    »Das bezweifle ich nicht«, erwiderte Roxane.
    Zip wußte, daß Sync nicht ahnte, wie sehr er mit seinen Worten der Wahrheit nahegekommen war.
    »Würde es Euch etwas ausmachen«, fragte Sync die Hexe, als sie zwischen den Erstarrten und Verdammten umhergingen, »wenn ich diesen Beysibern die Kehle durchschneide? Das ist so fair, wie die Chance, die die Bey diesen Unschuldigen gäben, wenn ich es nicht tue.« Die Augen des hochgewachsenen Soldaten suchten Zips.
    »Es wird der Revolution Glaubwürdigkeit verleihen«, sagte Zip.
    Roxane blieb stehen, zog einen Schmollmund, dann erhellte sich ihr Gesicht. »Tut Euch keinen Zwang an.«
    Es dauerte nicht lange, die ahnungslosen Beysiber zu töten. Zip half Sync, während die Hexe und Eindaumen zuschauten. Als sie fertig waren, malten sie mit beysibischem Blut die Anfangsbuchstaben von Zips >Volksfront für die Befreiung Freistatts< an die Wände des Wilden Einhorns.
    Schon morgen würde die Kunde von diesem neuesten Erfolg der VFBF in aller Munde sein.
    Nicht schlecht, dachte Zip, gar nicht schlecht für den Anfang.
    Dann führte Roxane sie die Treppe hinauf und durch eine Tür, die sich wider alle Logik zum Zaubergemach in ihrem Haus am Schimmelfohlenfluß öffnete, denn ihr Hexenanwesen befand sich wahrhaftig mehr als nur die paar Schritte von Eindaumens Schenke im Labyrinth entfernt!
    Drei Tage waren vergangen, seit die Revolutionäre, die sich selbst die VFBF nannten, die Beysiber im Wilden Einhorn niedergemetzelt hatten.
    Jetzt erst wagten die Freistätter sich wieder vorsichtig ins Freie - bleich und gezeichnet von Furcht und Empörung. Als erstes die Meuchler und Betrunkenen, danach die Straßenhändler und Dirnen. Dann, als sich immer noch keine Beysibertrupps auf sie gestürzt hatten, folgten ihnen andere. Langsam kehrte die Stadt wieder zu ihrem normalen Tagesablauf zurück, mit den üblichen Geschäften und hin und wieder einer Messerstecherei an einer Straßenecke.
    Hakiem war unten an der Uferpromenade und erzählte Geschichten. Aber sie brachten ihm nicht viel ein, denn sein Geselle oder vielmehr seine Gesellin Kama zog mit ihren mitreißenden Geschichten die sensationslüsternen Freistätter in großen Massen an. Sie erzählte auf unübertreffliche Weise von den mutigen Revolutionären und ihrem bewundernswerten Sieg über die gefürchteten Harka Bey im Einhorn. Dagegen waren Hakiems Geschichten über Riesenkraken und purpurne Spinnen weder

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