Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
lautlosen Verwünschung drehte sie sich um und stellte fest, daß sie über einen Wächter gefallen war. Unter dem Helmrand stierten seine Augen blicklos zum Mond. Sein Körper war noch warm.
    Die Dunkelheit wirkte plötzlich viel bedrohlicher. Vom Mörder keine Spur; nichts rührte sich in der Finsternis. Sie untersuchte flüchtig die Leiche: kein Blut, keine gebrochenen Knochen, nicht der geringste Hinweis, wie er den Tod gefunden hatte. Sie schauderte. Zauberei?
    Leise pfiff sie. Reyk stieß lautlos herab und nahm seinen Platz auf ihrem ledergeschützten Handgelenk ein.
    Zwei weitere Wachen lagen tot neben dem Tor zur Hauptstraße. Wie bei dem ersten konnte sie keine Todesursache feststellen. Sie überlegte, ob sie schreien und die Garnison sowie alle im Palast alarmieren sollte. Doch dann erinnerte sie sich an die Beysiber. Einer der Toten war fischäugig. Wenn der Mörder ihr Gebrüll hörte und unbemerkt entkommen konnte, wenn die Beysiber sie allein bei den ermordeten Wachen fanden, wenn sie den Kletterhaken entdeckten ... Wer könnte es ihnen da verübeln, wenn sie falsche Schlüsse zogen?
    Metall scharrte über Stein. Sie erstarrte, lauschte, spähte blind in die Finsternis. Es gab noch zwei Tore, beide in der Ostmauer. Sie rannte rasch und lautlos über die Rasenfläche.
    Das letzte Tor war das kleinste: ein besonderer Eingang für den Stab des Statthalters. Dort entdeckte sie eine Gestalt, auf die Licht aus einem oberen Fenster fiel. Das Scharren, das sie gehört hatte, war von dem eisernen Riegel gekommen, mit dem das Tor des Nachts abgeschlossen wurde.
    Ein Umhang machte den Fremden unkenntlich.
    Von diesem Tor führte ein schmaler Weg zwischen Rabatten direkt zum Palast. Der Vermummte war noch nicht auf sie aufmerksam geworden. Wie ein Geist bewegte sie sich und bezog ihren Posten in der Wegmitte. Sie wartete.
    Der Mörder öffnete das Tor. Fünf Gestalten schlichen herein. Sie selbst waren nur schwer auszumachen, aber ihre Waffen schimmerten. Das Tor schloß sich hinter ihnen, und sie kamen den Weg hoch.
    »Noch habt ihr Zeit, Wetten abzuschließen, meine Herren«, sagte sie mit grimmigem Lächeln.
    Der Vermummte, der das Tor geöffnet hatte, hob etwas an seine Lippen. Blassestes Elfenbein schimmerte, und er blies die Wangen auf. So also sind die Wachen gestorben! Ihre Untersuchung der Leichen war zu oberflächlich gewesen, als daß sie die vergifteten Blasrohrgeschosse bemerkt hätte.
    »Töte!« befahl sie Reyk. Der Falke schoß von ihrem Arm, und sie warf sich zur Seite, als etwas heransauste und knapp an ihrem Ohr vorbeisirrte. Reyks Schwingen schlugen dreimal, dann fanden seine Krallen die Augen unter der Kapuze. Ein gellender Schrei entquoll den Lippen des Vermummten, ehe seine eigenen Kameraden ihn töteten. Reyk kehrte auf ihren Arm zurück. »Hoch!« befahl sie erneut. »Die andern gehören mir!«
    Sie lachte leise und zog ihr Schwert. Sie hatte schon einmal gegen vier Männer gleichzeitig in der Arena gekämpft. Hier waren es fünf. Das Ergebnis würde dasselbe sein, aber vielleicht erwies sich dieses Spiel als interessanter. »Versucht wenigstens, einen guten Kampf zu bieten!« höhnte sie und winkte die Männer heran.
    Der erste stürmte herbei und stach nach ihrem Bauch. Chenaya sprang zur Seite und trat ihm in den Unterleib, während ihr Schwert wirbelte, um den Hieb eines zweiten abzuwehren, der ihrem Kopf galt. Sie lenkte ihn zur Seite und stach tief in die Rippen dieses Angreifers. Ehe er zusammenbrach, fing sie ihn auf und stieß ihn dem dritten in den Weg.
    Durch behendes Ausweichen entging sie um Haaresbreite einem Schwert, das an ihrem Kopf vorbeizischte. Der eine, den sie getreten hatte, stand wieder auf den Beinen. Vier Männer kamen nun grimmig auf sie zu. Das Klirren von Stahl, das Rasseln schweren, doch rhythmischen Atmens blieben die einzigen Geräusche in der Nacht.
    Chenaya stürzte sich in den Kampf. Die Gewalt der parierten Schläge zog prickelnd ihren Arm empor. Einen ihrer Dolche nahm sie in die Linke; als ein Gegner sich zu nahe heranwagte, stieß sie ihn in seine Brust und zog ihn sogleich zurück, als der Mann zusammensackte.
    Schweiß rann ihr übers Gesicht, ihr rechter Handschuh war glitschig von Blut. Sie wirbelte zwischen die drei übrigen Angreifer. Ihr Schwert schnitt durch Auge und Wange des ersten, während der Dolch tief in seine Kehle fuhr.
    In zwei schimmernden Bogen sauste der Tod auf sie herab. Sie nahm den Griff ihres Schwertes in beide Hände und fing

Weitere Kostenlose Bücher