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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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ich ihm auch gedroht, aber er hat mich nur beschuldigt, es mit Jacob zu treiben.«
    »Jacob wäre egal gewesen, was Jamie sagte. Er hätte ihn über Nacht eingesperrt. Du weißt, dass Jacob keine Angst vor Big Jim Upton hat.«
    »Er … er hätte mich vergewaltigt.«
    Genny blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen.
    Jazzy sprach langsam, leise. So leise, dass Genny sie ein paar Mal kaum verstehen konnte. Aber sie unterbrach sie nicht, während Jazzy ihr über das beunruhigende Erlebnis mit Jamie berichtete.
    »Und da habe ich ihm angedroht, ihm die Eier wegzupusten. Er wusste, dass ich es ernst meinte.« Tränen glitzerten in Jazzys leuchtend grünen Augen. »Aber es ist nicht vorbei. Das lässt er nicht auf sich beruhen. Er wird wiederkommen … und ich weiß nicht, was ich dann machen werde.«
    Genny ergriff Jazzys Hände. »Komm und bleib bei mir, bis er die Stadt verlässt.«
    »Das kann ich nicht. Ich habe drei Geschäfte in der Stadt.« Ein vorsichtiges Lächeln umspielte Jazzys Lippen. »Im Übrigen gönne ich diesem Schweinehund nicht die Genugtuung, zu meinen, er hätte mir Angst eingejagt.«
    »Wir werden Jacob bitten, mit Jamie zu ­reden.«
    »Jacob hat mit diesen Mordfällen alle Hände voll zu tun.«
    »Er wird sich die Zeit nehmen, um zwei Minuten mit Jamie zu sprechen.«
    »Zwei Minuten?« Jazzys Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Ja, du hast recht, Jacob könnte jeden in zwei Minuten Gottesfurcht lehren.«
    »Bleib hier und iss mit mir und Drudwyn zu Abend, dann rufe ich Jacob an.« Als Jazzy zögerte, sagte Genny: »Ich verspreche dir, dass ich dir keinen Kamillentee mehr einflößen werde.«
    Jazzy lachte. »Ich bleibe, aber du musst Jacob nicht anrufen. Ich schaue bei ihm vorbei, wenn ich in die Stadt zurückfahre.« Jazzy schaute auf die Tischdecke und begann, unsichtbare Fältchen im Stoff glatt zu streichen. »Genny … ich … würdest du …«
    Genny sah ihrer Freundin direkt in die Augen. »Was möchtest du?«
    »Du weißt schon.«
    »Bist du sicher?«
    Jazzy nickte. »In all den Jahren hab ich dich nie gebeten, es für mich zu tun, aber … Ist es ein Fehler von mir, wenn ich es wissen will?«
    »Die Zukunft erfahren zu wollen, ist weder richtig noch falsch, aber manchmal ist es … gefährlich.«
    »Ich muss über Jamie Bescheid wissen. Das ist alles. Mehr nicht.«
    »Du weißt, dass es so nicht funktioniert. Sobald ich in deine Zukunft blicke, kann ich nicht kontrollieren, was ich sehe.«
    Jazzy packte Gennys Hände. »Komm, wir gehen in Grannys Zimmer. Da drinnen ist es ruhig und dunkel. Und die Kerzen sind schon aufgestellt.«
    Jazzy folgte Genny die Treppe hinauf in Melva Mae Butlers Zimmer, das im Dunkeln lag, die Vorhänge zugezogen, der unverwechselbare Duft nach Rosen in der Luft. Granny hatte immer nach Rosen gerochen, weil sie Puder mit Rosenduft verwendete. Ein altes Himmelbett beherrschte den quadratischen, fünf mal fünf Meter großen Raum. Genny zündete die weißen Kerzen an, die nach einem genauen Muster aufgestellt waren. Dann nahm sie auf einem der beiden Stühle neben einem kleinen, antiken Tisch Platz. Jazzy holte tief Luft und setzte sich auf den anderen Stuhl. Sie legte ihre Hände offen auf den Tisch.
    Genny schloss die Augen und wiederholte den Namen »Jasmine« ein paar Mal. Die Augen noch geschlossen, streckte sie die Arme aus, fuhr mit ihren Handflächen über Jazzys und ließ sie dort liegen.
    Schweigen. Das flüsternde Stöhnen des Winterwindes. Gleichmäßiges Atmen. Zwei schlagende Herzen.
    Genny sagte nur wenigen Menschen die Zukunft voraus, Menschen, von denen sie wusste, dass sie wirklich an ihre Fähigkeiten glaubten. Sie nahm nie Geld dafür, bat nie um eine Gegenleistung. Für gewöhnlich kamen Menschen nur dann zu ihr, wenn alles andere fehlgeschlagen war. Die meisten fürchteten sich vor der Zukunft; wenige waren tapfer genug – oder töricht genug –, um wirklich wissen zu wollen, was vor ihnen lag.
    Deutungen waren anders als Visionen. Genny hatte die Visionen nicht unter Kontrolle, und sie waren verheerend echt, beinahe so, als würde man einen Blick durch das Objektiv einer Videokamera werfen. Aber diese Kamera befand sich in den Händen eines anderen. Wenn Genny eine Deutung vornahm, bekam sie keine klaren Bilder. Zumindest nicht oft. Sie empfing Gefühle, spürte etwas, vernahm zuweilen eine Stimme in ihrem Kopf, die ihr zuflüsterte.
    »Traurigkeit. Schreckliche Traurigkeit. Ein Tod. Nicht deiner, aber jemand, den du

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