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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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dazu das Läuten von ferne, ich sperre diese Tür auf, und er sieht von seinem Lager den gekreuzigten Heiland hier an der Wand. So leben wir miteinander, und er ist froh, daß er mein Gast geworden ist; ich fühle mich glücklich, diesen unverhofften Besuch in meinem kleinen Haushalt bekommen zu haben. Wenn Ihr mich aber lieb habt, Küster, so erzählt keinem Menschen, daß Ihr den armen Unglücklichen in meinem Hause gefunden habt. Er will es auch nicht, daß irgendein Mensch darum wisse.
    Ich glaube das gern, antwortete Wundrich; Ihr aber, Alte, müßt ja doch erfahren, wen Ihr beherbergt, denn es ist ja kein andrer, als der Mörder Denis, den unser Herzog, und noch mehr der Prinz Carl, schon seit einigen Monaten so eifrig suchen lassen. Er hat einen Freund des Herzogs heimtückisch erschlagen, einen Jüngling, der mit dem Liebling des Herzogs, dem reichen, hochmütigen Köstein, nahe verwandt ist. Der Strauß von neulich, hier in der Vorstadt, ist gewiß entstanden, weil ihn die Herzoglichen, oder Freunde des Grafen Croys haben greifen oder aus dem Wege räumen wollen. Frau, Frau, welche Verantwortung zieht Ihr Euch zu, wenn Ihr solchen Sünder bei Euch versteckt haltet.
    Seht ihr, wie ihr nun seid, sagte die Alte bittend, ihr Leute nämlich, die ihr noch immer in der Welt leben wollt! Sünder, Mörder, alle die Worte und Schimpfreden fließen euch so leicht von der Zunge, als wenn sie nichts zu bedeuten hätten. Er hat mir ja vielleicht alles selbst gebeichtet. Wir sind zumal alle arme Sünder vor dem Herrn. Er war sterbend, blutend, zerschlagen, und mein Bruder. Was gehen mich eure Händel und Verschwörungen und Verfolgungen an, wo fast immer einer so frevelhaft verschuldet ist wie der andere? Ihr solltet, als ein Geistlicher, besser denken. Darum sagt auch kein Wort, weder dem Bischof, noch Diakonus, noch irgendeinem Menschen, von meinem lieben Gast. Wollt Ihr mir das versprechen?
    Der Küster stand nachdenklich. Ich kann ihn ja jetzt noch nicht aus dem Hause werfen! rief die Alte ungeduldig; er kann noch nicht gehen und stehen, er kann sich nicht regen, so schlimm haben sie den Armen zugerichtet.
    Ich kann es Euch nicht so unbedingt versprechen, antwortete Wundrich; denn wenn die Sache entdeckt wird, so würde ich auch meines Schweigens halb verantwortlich. Der junge Herr ist gar so argwöhnisch, der alte Herr schwach, die Croys grausam und leichtsinnig und der großtuende Köstein ein schadenfroher Narr. So kommt man, mag man fast nur auf ihren Schatten treten, in Verwicklung und Elend, aus dem man sich nicht wieder herausstricken kann.
    Küster, rief die Alte beängstigt, nur acht Tage haltet Euer gewissenhaftes, politisches Maulwerk. Es wird Euch ja kein Mensch darum befragen. Was wären denn meine Liebesdienste, wenn sie den Hülflosen mir von meinem armseligen Bette wegrissen, um ihn zu quälen, zu foltern, oder hinzurichten? So hätte ich ihn ja nur eingefangen, um ihn tückisch der Marter zu überliefern. Da müßte ich es ja verwünschen, daß ich Euch nur je gekannt, daß ich nur je die kleinste Gabe von Euch angenommen hätte. Immer, immer noch bin ich mit der Welt zu sehr verwickelt. Im Walde sollte ich leben, und auch keinem Geistlichen trauen, und keinen mit Augen sehen, und besser noch, sterben! – Laßt mir meinen armen Freund ungestört, den armen Verbluteten. Ihm wäre ja sonst besser gewesen, ich hätte ihn an der kalten Nachtluft liegen und hinfahren lassen. – O du mein Heiland! Ich glaubte nun so ruhig sein zu können, so von allem Wirrwarr des verächtlichen Lebens erlöst, und nun muß wieder ein einziger Augenblick, ein dummer Leichtsinn, eine Vergeßlichkeit, daß ich die Tür nicht zuschließe, die Jämmerlichkeit muß mich wieder allen Sorgen und Qualen überliefern, als wenn ich noch jung und ratlos wäre, wie damals. Küster, Ihr könnt nicht so ruchlos sein, mir meinen armen Schelm und Schächer verraten zu wollen.
    Gebt Euch zufrieden, sagte der Küster gerührt, ich verspreche Euch, nichts zu sagen. Es war ja auch möglich, daß ich ihn nicht sah, daß ich ihn nicht erkannte; ich habe mich auch wohl geirrt, und der Leidende ist ein ganz andrer. Es ist finster bei Euch, meine Augen sind nicht die besten.
    Recht! rief die Alte, wir wollen uns beide recht tüchtig etwas vorlügen, um nur gute, milde Christen zu bleiben, um uns durch die Wahrheit nicht zu Henkersknechten zu machen. Ihr seid besser, Herr Wundrich, als ich geglaubt habe. Haltet Euch wacker, und ich werde Euch

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