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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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andern unrecht, damit Ihr nicht das größte Unrecht gegen Euch selbst verübt.
    Ihr habt recht, guter Küster, erwiderte sie heftig, ich fühl' es, ich bin bezaubert, und die böse Ziege hat es mir angetan, die Ihr mir auch gleich, das Zauber-Untier, aus dem Hause schaffen müßt. Ich sehe nichts als Elend und Qual. Wohin ich die Augen meiner Seele richte, nur Unruh und Verwirrung, und die ganze Stadt im Aufruhr. Das Böse wächst und wächst, bis es alle guten Kräfte überschüttet, und Wahnwitz sitzt am Steuerruder, um in Tod und Verderben hineinzufahren. Das Auge der Vorsehung ist verschwunden, und dunkelschwarze Wolken ziehn sich vor des Himmels freundliche Güte. Ich bin nicht mehr die ich bin, und der Dechant weicht und wankt nicht, mir selbst mein eignes Wesen abzustreiten. Ihr, Küster, seid auch nicht mehr, wie Ihr wart, oder meine Seele erkennt Euch nicht mehr. Alles steht schief und krumm, und wie ich einfältig war, so wächst der Stolz der Jugend meiner christlichen Demut wieder über den Kopf.
    Alte, liebe Freundin, sagt Wundrich, ergebt Euch nur nicht diesem Schwärmen. Es scheint wirklich, daß Euch die Sinnen aus den Fugen geraten sind, denn Ihr sprecht nicht ausbündig klug. Indessen erholt sich auch die Vernunft bei mir manchmal, und macht ein solches Wurstgemengsel von verschiedenen Gedanken, das, wenn nur der Pfeffer nicht darin gespart ist, sich immer ohne Nachteil genießen läßt, denn die einfache Kost des alltäglichen Verstandes mundet nachher um so besser. Die Ziege, den ungezogenen Schüler, will ich abholen lassen, denn wenn Ihr der Kreatur die Freundschaft aufgesagt habt, so ist unter Euch doch kein rechtschaffener Umgang mehr möglich. Lebt wohl und besinnt Euch, altes liebes Wesen, denn Ihr seid verständig, wenn Ihr nur Wollt, so sehr Ihr auch heut auf den Kopf gefallen seid.
    Lebt wohl, rief sie ihm nach; werdet Ihr mich denn auch wohl in meiner neuen Wohnung besuchen?
    Wo wollt Ihr denn hin, fragte der Küster, indem er schon in der Türe stillstand.
    Ich sehe sie nur, faselte sie, weiß aber nicht, wo sie liegt, sie ist aber noch finsterer, als diese, noch unfreundlicher, aber viel Elende sind in der Nähe, auch hoffärtige, wandelnde, frech umschauende Leichen. Ja, wir sind alle zu einer seltsamen Hochzeit eingeladen, und die Kerzen und Fackeln brennen hell, das gibt ein Jauchzen und ein Zetergeschrei, und keiner kennt den andern.
    Wundrich schüttelte sein greises Haupt, und entfernte sich mit dem Vorsatze, den Arzt zu senden, und sonst auf Hülfe für die Arme zu denken, die er seit so manchem Jahre gekannt und geliebt hatte.
    Indem die Frau Catharina Denisel die Erfahrungen überdachte, welche sie seit kurzem gemacht hatte, überschlich sie das Gefühl, daß sie an sich selbst und an denen, die sie am innigsten sich verwandt wähnte, von neuem irre wurde. Die Ruhe des Herzens, die sie errungen hatte, war ihr wieder verloren gegangen, und es war ihr peinlich, alle die Gedanken und Gefühle wieder durchkämpfen zu müssen, mit welchen sie glaubte, schon seit lange Frieden geschlossen zu haben.
    Als sich daher wieder eine zahlreiche Gesellschaft in ihrem Garten versammelt hatte, konnte sie die Heiterkeit nicht finden, die man sonst an ihr gewohnt war. Der Dechant war zugegen und Friedrich, die Muhmen waren heiter und sangen. Während der Musik benutzte der Dechant einen Augenblick, als Catharina aufgestanden war, um mit ihr in den Raum eines Fensters zu treten. Ihr habt mir, schöne Frau, begann er, nicht erlaubt, Euch früher zu sehen und allein zu sprechen, ich muß daher jetzt diese Gelegenheit ergreifen, in welcher wir weniger beobachtet werden. Könnt Ihr nicht vergessen und vergeben, was ich Euch neulich im Vertrauen gesagt habe, so kann ich ebensowenig meine Leidenschaft aufgeben. Aber warum sollen wir miteinander grollen und schmollen? Wozu den Leuten ein Schauspiel geben und unnütz Geschwätz veranlassen? Bezwingt Euer Herz, und stellt Euch mir wieder so unbefangen, wie ehemals, gegenüber.

Es sei, antwortete sie nicht ohne Verlegenheit, ich will streben, meine vormalige Heiterkeit wiederzufinden. Und wenn Ihr mich nicht unnötig quält, so erwächst auch wohl das alte Vertrauen wieder unter uns.
    Nur, fuhr er fort, seid nicht so zurückstoßend, vermeidet mein Gespräch nicht so auffallend. Euer Wesen selbst ist ja Freundlichkeit, das Opfer kann Euch ja so viel nicht kosten.
    Catharina wendete sich wieder zur Gesellschaft, zu welcher der Küster Wundrich getreten

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