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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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ganz andere Gedanken und Worte vernahm?
    Wie ich gegen die vertrautesten Freunde, zu den Geliebten meiner Seele rede, sagte der Priester, ist ganz ein anderes, denn ich spreche dann nur mit mir selber. Zu diesen wollt Ihr aber nicht gehören, Ihr kündigt mir im Gegenteil Euern Haß an. Ihr seid, als leidenschaftliche Frau, zu voreilig, mit dem abzuschließen, was Ihr Wahrheit nennt. Wie neulich ein Mondstein heruntergefallen ist, was ich auch nie geglaubt hätte, wenn ich die große, schwere, fremdartige Masse nicht selbst gesehn hätte, so kann ich auch noch, und ebenso ihr, vieles, vieles lernen und erfahren, von dem sich in unsrer gewöhnlichen Stimmung unser Glaube mit Widerwillen abwendet. Diese Hexen haben sich selbst angegeben, sie schwören, daß sie jenen Sabbat besucht haben, den sie ebenso lächerlich als entsetzlich beschreiben. Sie haben andre Männer und Frauen, Bekannte wie Unbekannte dort angetroffen, sie nennen Namen, sie bezeichnen die Gestalten, sie erzählen wieder, was diese gesprochen haben, sie wissen um Geheimnisse der Familien, die sie auf dem natürlichen Wege nicht haben erfahren können. Da der Prozeß schon eingeleitet ist, so kann es nicht fehlen, daß dieser und jener, der es sich jetzt noch nicht träumen läßt, mit in die Untersuchung gezogen wird. Verdrüßlich ist es, wenn Kranke oder Melancholische ihre Einbildungen oder Träume, oder selbst nur das Gelüst, diesem und jenem einen Schreck zu machen, mit der Wahrheit und ihrer wirklichen Überzeugung verwechseln. Darum ist es jetzt mehr not, als je, Freunde zu suchen, verkehrt ist, sie von sich zu stoßen.
    Er faßte die Hand der Frau und sah sie mit zärtlichem Blicke an. Catharina zog ihre Hand gelinde zurück, und sagte mit ruhigem, kalten Ton: Nun? Diese Armgart, die mich mehr kennt, wie irgendwer in der Stadt, die mich mehrmals besucht, die seit zwei Jahren von meinen Wohltaten lebt: nicht wahr, sie hat vielleicht schon ausgesagt, daß sie mich auch auf ihrem Hexensabbat angetroffen hat?
    Nicht anders, geliebte Catharina, sagte der Dechant mit sanfter, gleitender Stimme, Ihr seid die allererste, die sie genannt hat.
    Jetzt stand die Frau auf, erhob sich in ihrer ganzen Größe und sah stolz auf den Dechanten hinab. Ihr dauert mich unendlich, sagte sie, aber es schneidet mir durch das Herz, daß ich Euch so tief, so tief verachten muß. – Sie fiel wieder in ein krampfhaftes Lachen, welches ihren Körper heftig erschütterte, dann machte sie dem Schluchzen durch einen Strom von Tränen Luft, indem sie sagte: Ich glaubte die Menschen zu kennen, aber sie waren mir fremd, ich glaubte viel, auch großen Schmerz erlebt zu haben, aber die wahre hohe Schule fange ich jetzt erst an, zu besuchen. Dechant, ärmster aller Menschen, jene verrückten alten Weiber, die Dummheiten faseln und den Namen Gottes mißbrauchen, sind doch weit edler, besser und selbst klüger, als Ihr. Also dafür, daß Ihr mich gegen diese Reden, Aussagen vertretet, Dinge, für die ich keinen Namen habe, dafür, daß Ihr Euch nicht auch aberwitzig anstellt, und die niederträchtigste Heuchelei als Diener des ewigen Gottes treibt, dafür soll ich Euch meine Gunst verkaufen, und Ihr redet dann wohl ein mildes, kluges Wort für Eure Buhlerin: mit dieser lacht Ihr dann wohl über die mehr als aberwitzige Verblendung jener elenden Vetteln und Eures Bischofs. Nein, das wird nie, nie geschehn!
    Gewiß nicht, sagte der Dechant, Ihr nehmt diese Sachen, die eigentlich wahre Kindereien sind, viel zu wichtig. Wie könnte man Euch, was könnte Euch gefährden? Es tut mir weh, daß ich Euch diesen Schrecken gemacht habe, habe machen müssen. Wie soll ich das wieder vergüten?
    Daß Ihr mich nie wieder seht, sagte Catharina, indem sie sich wieder erhob, daß Ihr es vergeßt, wie wir uns je gekannt haben, daß Ihr meinen Namen nicht mehr nennt.
    Gut, sagte der Dechant, es mag sich wohl so treffen; aber wodurch habe ich denn nur das, was Ihr doch für eine Strafe, und zwar eine recht empfindliche nehmt, verschuldet?
    Wodurch? rief sie mit schneidendem Ton; dadurch, daß Ihr Euch nicht gleich den schändlichen Dummheiten widersetztet, daß Ihr nur mit einem ernsthaften Gesicht ihrer erwähnen konntet, daß Ihr von mir so geringe dachtet, geringer als von einem Tiere, daß diese Abgeschmacktheiten mich schrecken würden, daß Ihr Euch also dieser Fratzen bemächtigt, um Eure niederträchtige, sündliche Lüsternheit so zu büßen, und mich auf so wohlfeile Art zu Eurer Sklavin zu

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