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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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wird mich vielleicht, wenn ich so hinaufgesendet werde, mit sanftem Wort kühlen und trösten. Springt mir Tyras auch entgegen, lerne ich ebenfalls von diesem etwas, wie es schon hier geschah.
    Übrigens bitte ich um Gnade, und versichere, ich bin ein rechtgläubiger Christ. Aber wie es beweisen? Daß ich verdamme alles, was ich je gedacht? Ja, auch. Daß ich alles bekenne, was man verlangt? Kann auch geschehen.
    Nach einigen Tagen ritt der Graf Etampes mit seinem Zuge feierlich in Arras ein. Die Stadt und das Rathaus waren geschmückt, und die Schöffen, ein Teil der Bürgerschaft, sowie viele vom Adel, empfingen ihn und gingen ihm entgegen. Der Graf, ein ansehnlicher Mann in seinen besten Jahren, hochgewachsen und schön, gewann durch seine Freundlichkeit und seinen edlen Anstand sogleich das Vertrauen aller, die mit ihm sprachen. Er war mitteilend und ohne alle Zurückhaltung; er hörte die Beschwerden, die ihm vorgetragen wurden, mit Teilnahme, und sagte endlich, als ihm die Schöffen die willkürliche Handlung des Bischofs erzählten, und wie er den unbescholtenen, wackern Taket auf offener Straße selbst verhaftet habe: Faßt euch in Geduld, meine wackern Herren; gewiß soll sich die Geistlichkeit nichts anmaßen dürfen, was ihr, ihren Rechten nach, nicht zusteht. Ich werde eure Gerechtsame bewahren, da ihr euch keine Eingriffe in die der Kirche gestattet. Ich handle hier im Namen und in der Person des großen Herzoges, meines Vetters, der euch alle wie seine Kinder liebt. Eine Kleinigkeit kann leicht eine Stadt verwirren und in Unglück bringen. Es ist zu loben, daß ihr so ruhig geblieben seid und alles der Weisheit des Fürsten anheimgestellt habt. Ich gebe euch mein fürstlich Wort, daß ihr mit mir zufrieden sein werdet. Gottlosigkeit, Ketzerei, offenbaren Abfall vom Christentum, oder Empörung gegen die Kirche werdet ihr nicht vertreten wollen, und so könnt ihr darauf vertrauen, daß jeder eurer billigen Wünsche bei mir ein geneigtes Gehör finden wird.
    Alle beurlaubten sich, der Graf stieg vor seiner Wohnung ab, und bat den Ritter Beaufort, mit ihm in sein Gemach hinaufzusteigen.
    Ihr seid am schlimmsten verletzt, sagte der Graf, als sie sich im Saale befanden und allein waren; man hat Euch Euren hoffnungsvollen Sohn unter einem nichtigen Vorwande geraubt. Allein Euch soll vollkommene Genugtuung werden.
    Ein betrübter Vater, erwiderte der Ritter, wird sich Euch ewig dankbar erkennen. Wir stehen hier alle in der Stadt erstarrt und ohne Fassung, als wenn vor jedem ein Blitz niedergeschlagen wäre. Wir wissen nicht, ob der Bischof wahnwitzig ist, oder ob er aus Bosheit so handelt; ob irgendeine andre Absicht hinter diesem Beginnen lauert, welches kindisch wäre, wenn es nicht so viele an Ehre und ihren guten Namen kränkte, und wohl in jeder gut geordneten Stadt bis jetzt unerhört gewesen ist.
    Ihr wolltet mich vor einiger Zeit in Gent besuchen, fuhr der Graf freundlich fort, indem er den Ritter nötigte, sich neben ihm in einen Sessel zu setzen.
    Euer Gnaden Briefe selbst, die ich am folgenden Tage erhielt, bewogen mich, meine Reise, zu welcher ich mich schon eingerichtet hatte, wieder einzustellen, antwortete Beaufort.
    Ich weiß, antwortete der Graf, denn ein plötzlicher Auftrag des Herzoges zwang mich, Gent schnell zu verlassen. So kann ich denn mündlich meine Verabredungen mit Euch treffen, der Ihr meine Aufträge immer freundlich und mit großer Pünktlichkeit besorgt habt.
    Nur diesmal, antwortete Beaufort, werde ich Euch nicht mit der geforderten Summe, die allzugroß ist, dienen können. Sie übersteigt meinen Kredit; ich habe neuerdings Kapitale verloren, meine Güter haben nur wenig Ertrag geliefert, und alles, was ich draußen habe bauen müssen, hat schon die Einkünfte von manchem Jahr im voraus verzehrt. Selbst wenn ich das Äußerste und meinen eignen Ruin wagen wollte, so würden mir doch die bürgerlichen Kaufleute oder die großen Fabrikherren für Euch nichts vorschießen können oder wollen.
    Ich weiß, sagte der Graf verstimmt, diese Menschen haben immer tausend Ausflüchte. Sie berufen sich auf die Kriegssteuer, auf die außerordentlichen Gaben, die der Herzog zu verschiedenen Malen gefordert hat, auf die zunehmende Teurung und tausend andre Dinge; und doch sind sie alle reich, besitzen große Häuser, und prunken wie Ritter und Graf.
    Sie sind freilich wohl reich, erwiderte der Ritter, aber wie viele bare Auslagen muß ein solcher Teppichwirker machen, wie große Summen muß

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