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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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nun hier zum Dank, fast ebenso, wie Miltiades, Themistokles und Aristides verbannt wurden. Aber warum habe ich denn auch die Schönheit und den Reiz immerdar verehrt, und in der Person der Catharina Denisel angebetet? So alt ich war, war ich närrisch von ihr verzaubert. Sie sagten mir nach, und es träumte mir oft, ich sei in sie verliebt. Kann das, frage ich Euch selbst, mit natürlichen Dingen zugehn? Warum ist denn keine schöne Jungfrau oder züchtige Matrone in unsern kleinen garstigen Bischof verliebt? Weil er sich von Gott, als ein wahrer frommer Christ, die Gnade erbeten hat, so häßlich zu sein, daß viele, besonders hübsche Menschen einen Abscheu vor ihm empfinden. Er wird niemand reizen, und so ziemt es dem Frommen. Freilich dienen so Dichter und Maler dem Morgenstern, dem Luzifer, dem Fürsten der Schönheit. Ist Schönheit da, wenn sie nicht begeistert und entzückt? Armes Volk, das nicht, wie vom Blitz, davon getroffen wird.
    So verdrehen Sie mir aber das Wort im Munde, was mir, wegen der zu großen Zunge, einigermaßen lästig wird. Dieser Luzifer soll der ältere Bruder des Heiland sein, der Majoratsherr, dem die Herrschaft gebührt, der verstoßen ist. Aber er hat ja alles, was er sich wünscht. Kein Kampf des Eteokles und Polynikes. Das heißt ja meinen Glauben ganz entstellen. Keiner wird mit dem andern tauschen wollen. Der Geist, der uns und alles beseelt, kann sich nur offenbaren, wenn er im Blut, Sehnen, Adern und Fibern und Nerven regiert. Ist nun alles Sichtbare, Körperliche an mir Hölle und Teufel, Tod und Verderben, so muß der Geist, der sich in diese Röhren des Todes präzipitiert, wohl auch ganz Hölle werden, weil er immerdar in diesen Gelenken spielt, und in diesem Giftqualm plätschert und sich drinne gefällt, wie das Vögelchen, das im Springquell badet und springt.
    Ja, meine Herren, die Magie ist nicht zu leugnen. Indem ich diese schwarzen Worte schreibe, lache ich über die krausen und eckigen Zeichen, und weiß, daß Ihr die frommen Augen darüberlaufen lasset und die Schnörkel zu verstehen glaubet, glaubt Gedanke, Überzeugung, Geistiges aus diesen Tintenflecken Euch formieren zu können. O, wenn es so ist, welche Zauberer seid Ihr! Lehrt doch andern die Kunst. Und wenn Ihr sie nicht versteht? Der Fall ist möglich. Muß ich doch, trotz meiner Schmerzen, über die Gesichter lachen, die Ihr schneidet, indem Ihr die Köpfe schüttelt.
    Nun sagen sie, der Satan lasse sich, wenn Ihm gehuldigt werde, nicht auf dem Gesicht, sondern auf dem entgegengesetzten Teile huldigen, dem wir, menschlich gewöhnt, nicht gern eine solche Auszeichnung zukommen lassen. Ich sage aber, ländlich, sittlich. Über diesen heterodoxen Kuß denke jeder, wie er will. Er sitzt drum gern als Affe oben auf seinem Thron. Nun wißt Ihr, gelehrte Männer, am Affen ist, nach unsern Weltbegriffen, das Angesicht auch nicht sehr holdselig. Wir haben einmal die Angewöhnung, dieses Verstutzte, Wackelnde, Äugelnde und Verzwickte dieser Physiognomie häßlich zu finden. Purpurrot und Azurblau gelten aber bei allen Menschen für schöne, herrliche Farben, und ich als Maler bin vorzüglich dieser Gesinnung. So denken auch Fürsten und Herren, von Salomon an, und kleiden sich prachtvoll. Eine Sorte von Affen ist nun von der Mutter Natur so angemalt, daß Striche, wie vom schönsten Ultramarin, Zinnober und Karmin, ihm über die Nase und Wangen laufen, wie ein fein illuminiertes Wappen. Dem Heraldiker muß ein solcher Affe erwünscht, wenn nicht verehrungswürdig sein. Wie aber noch mehr jener, der dieselben Streifen, vornehmer als der römische Senator, als Lehnbrief und schön gefärbtes Wappen besitzt, von der verhätschelnden Natur ihm auf den Teil gemalt, auf welchem er sitzt! Ihr habt gewiß, Ehrwürdige, auch von diesen Affen mit Erstaunen gesehn. Küssen Abergläubige diese Farben, an jener Stelle, die in allen Schilden von Spanien, Frankreich, England, Burgund und Deutschland leuchten, und am Arme oder auf dem Rücken so manches Wappenheroldes Ehrfurcht gebieten, so kann man jene, die die Vasallenpflicht noch weiter treiben, nur vielleicht bemitleiden, gewiß aber nicht verdammen. Doch alles sei Eurem Ermessen, noch mehr aber meinem großen Meister anheimgestellt.
    Das ist der Geist dieser Welt, der mich zum höchsten Schöpfer und dessen Sohn auf eine mir verständliche und eigne Art führt. Soll und muß es durch Feuer geschehen, so zittre ich davor, als Mensch, weil es schmerzhaft sein mag; aber jener

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