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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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fallen läßt.
    Schakepeh, sagte der Gastwirt Josset, muß etwas Großes im Schilde führen. Er hat soviel Geld in der Eile einkassiert, als er nur immer konnte; er hat einigen Schuldnern ein Dritteil ganz erlassen, um nur das Übrige zu bekommen. Mir hat er sogar sein großes schönes Haus angeboten, und zwar, wenn ich ihn bar bezahlen wolle, um einen ganz schwachen Preis; ich gewänne die Hälfte, wenn ich es brauchen könnte, oder die Summe bar hätte. In allen diesen Dingen verfährt der Mann, der sonst die Ordnung selbst ist, so hastig, daß ich fürchten muß, er macht bankrott und will nur eilig, mit großen Verlusten, Geld zusammentreiben, um noch etwas zu retten.
    Das kann unmöglich sein, sagte Beaufort ruhig, denn er hat mir nur heut, lange vor dem Termine, eine bedeutende Summe gezahlt, die ihm, wenn er in Gefahr stände, zu wichtig sein muß. Ich vermute, er will Arras ganz verlassen, um anderswo, vielleicht in einem fremden Lande, sich mit seinen Reichtümern niederzulassen.
    Carrieux schrie laut auf. Das wäre entsetzlich! sagte er dann; wäre es wirklich schon so weit gekommen, daß der Bürger hier im Lande keine Sicherheit mehr fände?
    Melchior hatte sich indessen auf die Bitte des jungen Köstein zum Grafen begeben, den er mit dem Ritter Conrad beim Schachspiel fand. Er sagte dem Grafen in aller Demut, daß der bedrängte Köstein, von allen verlassen, seinen Schutz und sein Wohlwollen anriefe, das er ihm so oft bewiesen habe; er erinnerte an jenes gnädige, fast freundschaftliche Vertrauen, mit dem er dem Verfolgten so oft entgegengekommen, ja er ließ von den Diensten, die Köstein dem hohen Grafen beim Herzoge geleistet, auf kluge und bescheidene Weise einiges einfließen, um seinen Bitten mehr Gewicht zu geben. Der Graf sagte aber kalt: Lieber geistlicher Herr, in dieser Sache kann ich durchaus gar nichts tun, da ich zu ganz andern Untersuchungen, wie Ihr es selbst wohl wißt, hieher gesendet bin. Kann sich der junge Köstein gegen die schwere Anklage rechtfertigen, so wird er meine Freundschaft wie sonst genießen; kann er es nicht, so wäre es wohl ungeziemend, dem Herzoge und Thronerben hier mit Herrschsucht oder unziemender Protektion entgegentreten zu wollen.
    Der Gefangene, sagte Melchior, wünscht nur, daß Ihr ihm ein unschuldiges Zeichen Eurer bestehenden Gunst zukommen laßt, damit seine Feinde nicht zu frech gegen ihn auf treten, und die Richter, wenn sie ihn völlig ohne Schutz sehn, sich parteiisch auf die Seite seiner Gegner wenden.
    So müßte ich ihn wohl gar, entgegnete der Graf schneidend, indem er aufstand, in seinem Gefängnis besuchen? Herr Kanonikus, es handelt sich hier um die Beschuldigung des Hochverrates. Eine so hochwichtige Anklage, die bewiesen werden muß, oder schwer auf das Haupt des Klägers zurückfällt, kann man nicht mit Protektion, mit Gunstbezeugung oder Einschüchtrung zum Schweigen bringen. ihm wird ein unparteiisches Gericht werden, dessen kann er versichert sein.
    Melchior entfernte sich, und der Graf setzte sich zum Spiel wieder nieder. Da ihn der Herzog, mein Vetter, hat fallen lassen, sagte er, der wie kindisch in den Laffen verliebt war, so muß unser Graf Charolais schon Beweise seiner Anklage vorgelegt haben. Was der Kindische sich dabei denkt, zu mir zu schicken. Als wenn ich mich selbst verdächtig machen würde, um diesen Glückspilz, dem zornigen Thronerben gegenüber, zu retten. Mag er es haben und nun sehn, wohin Frechheit und Übermut führen. Er, der mit uns in der Pracht wetteiferte, der sein Weib so herausstaffierte, daß am Hofe meines Vetters sich meine Gemahlin einmal schämen mußte, weniger und nicht so kostbaren Schmuck an sich zu sehn, als in welchem das sonst so arme Fräulein glänzte. Der Fall dieses Aufschößlings mag eine Lehre und Warnung für alle ähnlichen Glücksritter werden.
    Melchior kam ohne Trost zu seinem bekümmerten Vetter, dem er in milden Ausdrücken erzählte, wie er so gar nichts beim Grafen, auf welchen Köstein sehr gerechnet, hatte ausrichten können. Der ratlose Jüngling warf sich verzweifelnd in den Sessel und weinte und schluchzte laut. So sind sie, sagte er dann, diese Großen! Wie oft hat er mich gebraucht, ihm bei meinem Herzoge dieses und jenes auszumachen, so manches durchzusetzen, was gegen alles Recht war. Er wußte, daß der alte Herr mehr auf meine Scherze hörte, und ihm meine Freundlichkeit mehr gefiel, als wenn der Graf oder andre Verwandte etwas durchtreiben wollten. Nun zittern sie

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