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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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Kann nicht ein Erdbeben alles verschlingen? Ein Brand? Man muß sich für alle Fälle vorsehen.
    Weinend fiel die geängstete Sophie dem Vater um den Hals. Er tröstete und beruhigte sie, rief die bewaffneten Diener herbei und sagte ihnen nochmals, wie die Reise gehen und wo sie Halt machen, die Nacht ausruhen und nirgend länger verweilen sollten, als es, um die Pferde ruhen zu lassen, notwendig sei. Für jede Stadt gab er ihnen Briefe mit, an Handelsfreunde, und so fanden sie auch bei diesen an jedem Tage frische Pferde. Sowie sie auf das Gebiet Frankreichs kämen, durften sie verweilen, und die dem Hause verbündeten Kaufleute sicherten ihnen, wie Schakepeh wußte, einen ruhigen und sichern Aufenthalt. Mit Freuden sah der Alte seine Tochter wegfahren, denn mit ihrer Entfernung war ihm die größte Angst vom Herzen gewälzt. Ruhiger wollte er in sein Haus zurückgehen, als ihn ein sonderbarer Anblick noch auf der Straße festhielt.
    Es ritten bewaffnete Wächter daher, die den jungen Köstein in ihrer Mitte führten. Er saß auf einem schlechten Pferde, das ohne allen Schmuck war, er selbst trug nur geringe Kleidung, sein Antlitz war traurig und seine Haltung ohne Stolz. Schakepeh sah wohl aus diesen Anzeichen, daß er als Gefangener zurückkam, und die Gunst seines großen Herzogs ihn vor dieser Demütigung nicht hatte schützen können.
    Der Bürger näherte sich dem Gefangenen, der sein Pferd anhielt, und sagte: Freund, Ihr kommt schneller wieder, als wir denken konnten. Was ist Euch begegnet?
    Meine Feinde, sagte Köstein, haben für einen Augenblick den Sieg davongetragen. Aber in wenigen Tagen wird meine Ehre von neuem glänzen; mein großer Beschützer und Freund, der Graf Etampes, ist unterwegs und wird mir die vollkommenste Rechtfertigung verschaffen.
    Ich wünsche Euch das beste Glück, sagte Schakepeh, indem er ihm die Hand reichte. Köstein ritt weiter, nach dem Hause, das ihm vorläufig war angewiesen worden, um dort bewacht zu werden. Schakepeh wendete sich an den letzten Wächter mit der Frage, warum der Ritter so behandelt werde. Ich verstehe die Sache nicht weiter, antwortete dieser, aber ernsthaft ist sie; denn auf Veranlassung des kranken Denis ist der Prinz, der Graf Charolais, selbst als Kläger gegen den Ritter aufgetreten, und beschuldigt ihn des Hochverrats. Der Erbprinz wird auch, sagt man, hieher kommen, vielleicht sogar der Herzog.
    O weh! sagte Schakepeh, du armer Köstein! Deine Laufbahn scheint mir schon geendigt. Gegen so hohe Klagen wirst du dich schwerlich rechtfertigen können. Der Prinz selbst dein Gegner? dem dich der Herzog schon preisgegeben hat? Wer wird sich nun noch deiner annehmen wollen?
    Er ging zum Kanonikus Melchior, um ihm diese Nachricht mitzuteilen. Der Kanonikus hatte die Sache schon erfahren und war in Angst. Hätten wir doch, rief er aus, diesen unglückseligen Denis bei der alten Gertrud gelassen, wo er vielleicht stillschweigend gestorben wäre, oder wenigstens nicht diese ungeheure Anklage gegen meinen Vetter erhoben hätte. Denn er tut es, um sich zu retten und seinen Mord zu rechtfertigen. So bricht denn Elend von allen Seiten herein. Und ich muß fürchten, daß meine Verwandtschaft mit Köstein mich auch in die unglückselige Sache verwickelt.
    Labitte hatte indessen in seinem Gefängnisse, in trostloser Verzweiflung und alles Rates entblößt, folgendes seltsame Bekenntnis aufgeschrieben, welches die Verwirrung seiner Sinne für den Verständigen am deutlichsten bekundete.
    So soll ich denn, Ihr geistlichen Väter, schriftlich meine Bosheiten gestehen, weil ich nicht sprechen kann, und mir durch eigne Schuld das Maul gestopft ist. Die Zunge, durchschnitten und eines Teiles beraubt, ist doch so groß und aufgeschwollen, daß sie mich fast am Atmen, noch mehr aber am Trinken und Essen hindert. Gewiß zur Strafe für alles Törichte, was sie getrieben und geredet hat. Soll das Gehirn, weil es unkluge Dinge beherbergte, ebenso anwachsen, so muß mein Kopf, so hart er auch sein mag, zerbersten.
    So habt Ihr denn also, liebwerte Herren, meinen weißen Pudel schon, zusamt der Ziege der Frau Gertrud, als böse Zaubergeister verbrennen lassen. Es war dem Tyras nicht an der Wiege gesungen, daß er so wie Herkules zum Olymp steigen sollte, und Feuer nötig sei, die Kapsel zerspringen zu machen, die seinen Geist zum Blühen brächte. Ob er sich gewundert hat? Er war nur daran gewöhnt, aus dem Wasser zu apportieren, im Feuer ist er gewiß steckengeblieben. Da hat er

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