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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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alle vor diesem Thronerben, und alle hassen ihn, und wünschen, daß er unterginge. Aber sie werden auch einst ihre Strafe finden. Ich dachte so sicher zu stehn, daß ich mich bloß zu den Feinden des Prinzen Carl gesellte; es schien, als wenn alle die von der andern Partei mich gar nicht entbehren könnten, solch ein unbedingtes Vertrauen bewiesen sie mir alle. Allen habe ich geholfen, und keiner dankt es mir. Noch jetzt, ganz neulich gab ich diesem Etampes einen klugen Rat, wie er zu großen Summen gelangen könne, die er einzunehmen wünscht. Seine Hoffart, und die noch größere seiner Schwester, hat ihn das Unermeßliche gekostet. – Komme ich nur aus dieser Lage, sollen sie aber auch sehn, was sie an mir verloren haben.
    Melchior verließ den Jüngling, tief betrübt, daß sein Unglück ihm den Verstand, den er noch kürzlich bewundern müssen, so völlig geraubt hatte.
    Mit einigen seiner Edelleute begab sich der Graf Etampes in die Wohnung des Bischofes. Dieser war von Priestern umgeben, unter denen sich der Dechant und der Kanonikus Melchior befanden. Der Graf setzte sich dem Sitze des Bischofes gegenüber, und erklärte ihm die Absicht, aus welcher der Regent des Landes ihn nach Arras gesendet habe. Daß der gnädige Fürst wünsche, daß nicht ohne die äußerste Not etwas Grausames und Hartscheinendes geschehen möge; wie sehr es der Graf bedaure, daß schon der angesehenste Teil des Bürgerstandes sich in der Verhaftung seines Schöffen gekränkt fühle, und wie er nicht zugeben könne, daß das Gericht der Klerisei sich in die Gerichtsbarkeit des Magistrats und der Schöffen und Vorstände des Bürgerwesens dränge.
    Der Bischof antwortete: Von dem allen, geehrter Fürst und Herr, ist von unsrer Seite nichts geschehen. Die Herren des Adelstandes und des Bürgerwesens kennen nur zu wenig, wie weit die geistlichen Rechte sich erstrecken, und haben die sehr ausgedehnte Gerichtsbarkeit der Inquisition vergessen, weil seit lange kein Verbrechen sich zutrug, welches sie zu richten, oder vielmehr, weil sie in ihrer christlichen Aufmerksamkeit nachgelassen hatte. Daß ich selbst, aus eigner Vollmacht, den Schöffen Taket verhaftete, getraue ich mir vor jedem geistlichen und vernünftigen weltlichen Gerichte zu verantworten, denn mehr als ein Zeuge seines Verbrechens ist gegen ihn aufgetreten. Ich kann es aber, als Präsident des Gerichtes der Inquisition, als stellvertretender Bischof und geistliches Oberhaupt dieser Stadt, niemals zugeben, daß sich weltliche Richter oder Männer vom Adel meine Rechte und die Rechte der Kirche anmaßen, und so kann Eure Sendung von unserm gnädigsten Herzog unmöglich gemeint sein, da es weltbekannt ist, wie hoch er die Heiligen verehrt; sondern seine edle Absicht ist gewiß, daß er einen allgemein verehrten Fürsten seines Hauses sendet, um Pöbel wie Bürger, Adel wie Geistlichkeit durch die Autorität dahin zu vermögen, daß alles auf dem Wege des Rechtes, der Sitte und der Billigkeit geschehe; und so treten wir von der Geistlichkeit Euch mit demselben herzlichen Vertrauen entgegen, welches Euch der edle Bürgerstand schon bewiesen hat.
    So ist es allerdings gemeint, antwortete der Graf, und Ihr habt die Absichten unsers gnädigsten Landesherrn ganz richtig ausgedeutet.
    Nehmt gütig, erwiderte der Bischof, diese Akten, die die Anklagen, Zeugenverhöre und Beweise enthalten, alles, was wir bis jetzt auf dem freundlichen Wege haben entdecken können. Der Herzog hat uns auch einige Doktoren der Rechte wie der Theologie von Löwen gesendet, und, soviel ich weiß, sind alle mit meinem Verfahren, das ich bis jetzt beobachtet habe, einverstanden.

Der Graf blätterte in den Akten, gab sie den Rittern, die mit ihm gekommen waren, zur Ansicht und sagte dann: Geehrter Herr, die Sache an sich scheint für sich zu sprechen, sowenig ich mir ein Urteil in diesen verwickelten geistlichen Angelegenheiten und in diesen sonderbaren Begebenheiten erlauben darf. Denn höchst wunderlich sind diese Bekenntnisse und Aussagen. Aber warum haben die hiesigen Einwohner ein solches Aufhebens von diesen fratzenhaften Geschichten gemacht, daß sie sogar die Autorität des Fürsten selbst zu Hülfe gerufen? Zwei liederliche Dirnen, eine alte Bettlerin, drei jammervolle Weiber vom Lande, und eine Frau von zweideutigem Ruf in der Stadt, nebst einem blödsinnigen Gemäldepfuscher, sind hauptsächlichst und zuerst angeklagt, und deren Schuld scheint, eigenen Geständnissen nach, so ziemlich erwiesen;

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