Hexensabbat
und je früher Ihr dazu tut, je besser ist es für Euch. Laßt uns Arbeiter, so wie wir da sind, zu den Waffen greifen, denn wir sind wahrlich jetzt auf unsre Fäuste angewiesen, da es keine Gerechtigkeit mehr im Lande gibt. Ihr habt auch zuweilen mit dem heitern Alten, dem Labitte, gescherzt, Ihr seid auch im Hause der Frau Denisel gewesen; wollt Ihr es abwarten, bis sie Euch ebenfalls in die Inquisition führen, und über Dummheiten verhören?
Indem sie noch sprachen, kam ein Bote des geistlichen Gerichtes, der den Bürger und Teppichwirker Peter Carrieux vor das geistliche Gericht der Inquisition zitierte, weil er der Zauberei und der Hexenkünste verdächtig sei, als Mitgenoß und Freund des Labitte, welcher schon im Gefängnis alles freiwillig bekannt habe. Carrieux stand einen Augenblick zweifelhaft, ob er dieser Zitation Folge leisten sollte; Guntram warf ihm einen bedeutenden Blick zu und schielte nach der Rüstung; da aber der verständige Bürger bedachte, daß man die Schergen senden würde, um ihn mit Gewalt fortzuführen, zog er es vor, dem Boten der Geistlichkeit freiwillig zu folgen.
Als der Herr des Hauses fortgegangen war, versammelte der zornige Guntram alle Gesellen, Diener und Handlanger, und stellte ihnen vor, wie sie alle zu Bettlern werden müßten, nun ihr Herr verhaftet sei; es sei nicht daran zu denken, daß man ihn so bald wieder freigeben würde, wahrscheinlich gehe der Unsinn so weit, ihn zu verdammen. Alle nahmen schnell Rüstungen, Schwerter und Schilde, weil sie den Versicherungen des alten, erfahrnen Guntram glaubten, wie sich die ganze Stadt, wenn nur ein Anfang gemacht würde, für sie bewaffnen müßte. Sie stürmten mit Geschrei hinaus und rannten vor den Palast des Bischofs hin. Aber kein Bürger erhob sich, in der Nähe des Getümmels verschloß man die Läden, das Haus des Bischofs und die Inquisition waren fest verrammelt.
Die Gesellen tobten, und zerschlugen, was sie erreichen konnten; da aber Reisige, welche der Graf Etampes, unter Anführung eines Ritters, schickte, sich zeigten, schlichen sich viele der Aufrührer davon. Die Mutigen, welche blieben, hatten mit den bewaffneten Reitern einen ungleichen Kampf zu bestehn; erst als verschiedene getötet und schwer verwundet waren, nahmen die übrigen die Flucht und wurden in den Gassen verfolgt. Der lange Guntram riß mit seiner Riesenstärke eine verschlossene Haustüre auf, sprang über den Flur, rannte in den Garten, und kletterte über dessen Mauer hinweg, worauf er bald in einsamen Gegenden verschwand, wodurch er sich seinen Verfolgern entzog, die nicht begreifen konnten, wohin er so schnell entkommen war. Darüber verwundert ihr euch? sagte einer von den Lanzenknechten. Er ist ja auch einer von denen, die mit dem Teufel ein Bündnis aufgerichtet haben, so hat der Satan unsre Augen verblendet, oder den turmhohen Bösewicht durch die Lüfte oder auf einem Sturmwind davongeführt. Vielleicht hat er im Hause einen eingeweihten und sündlich getauften Besen gefunden, und ist auf diesem, wie auf dem besten Pferde, in alle Welt hineingerieten.
Der alte Beaufort saß trostlos in seinem innern Zimmer. Er hatte das Vertrauen zum Grafen Etampes verloren, da dieser sich so wenig der willkürlichen Tyrannei des Bischofes widersetzte, daß vielmehr seit seiner Anwesenheit weit mehr Verhaftungen, und von viel bedeutendern Menschen, stattgefunden hatten. In seinem Kummer überraschte ihn der Ritter Conrad, einer der Vertrauten des großen Grafen Etampes. Nach den Begrüßungen und einigem Gespräch sagte Conrad: Werter Herr, Eure Bürgerschaft handelt nicht klug daran, in offenbare Empörung gegen das Gesetz hinauszubrechen, da durch die Gegenwart meines gnädigen Grafen der Stadt doch ein Unterpfand gegeben, daß ihr auf keine Weise Unrecht geschehen soll.
Bedenkt, mein werter Herr, erwiderte Beaufort, daß es keinesweges die Bürgerschaft war, die sich empörte, sondern es war nur eine Rotte von Arbeitern, die jetzt, nach Einziehung des Peter Carrieux, um ihren Unterhalt besorgt ist. Und es ist wahr, die Stadt wird bald wie verwaiset und ausgestorben sein, wenn man fortfährt, so das Gewerbe zu stören.
Erlaubt, Herr Ritter, erwiderte Conrad, es war ein großer Volkshaufen, es waren Bürger, die uns bekämpften, ich bin selbst zugegen gewesen. Ein Ritter, der treffliche Adelbert, mein vorzüglicher Freund, ist in diesem Strauß erschlagen; vier der Reisigen sind verwundet, und fünf Lanzenknechte liegen mit tödlichen Stichen in
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