Hexensabbat
Stadt, die so tief in Sünde versunken war. Singend und betend ging der Zug, der Bischof an der Spitze, durch die Gassen, um dann in der Kathedrale den Gottesdienst zu feiern. Ein Wagen, schwer bepackt, hielt vor dem großen Hause des Schakepeh, und der stattliche Bürger stand in Reisekleidern davor, im Begriff, das Fuhrwerk zu besteigen. Da er die singende Menge herunterkommen sah, und die Prozession der Geistlichen, stellte er sich anständig hin, nahm seinen Hut ab und betete, um der geistlichen Zeremonie seine Ehrfurcht zu beweisen. Jetzt stand der Bischof dicht an ihm, gab das Kreuz, das er trug, aus den Händen, und der Gesang verstummte. Was macht Ihr hier, Freund Schakepeh? fragte der Bischof.
Ich wollte soeben eine Reise in Geschäften machen, antwortete der Bürger; mein Handel ruft mich nach Antwerpen, ich habe dorten Summen einzufordern, die ich nur erhalten kann, wenn ich persönlich erscheine.
So? sagte der Bischof; fein ausgedacht. – Er sah den Bürger, welcher mit bloßem Kopfe vor ihm stand, lange und bedeutend an, indessen mancher aus dem Zuge, der zu Schakepehs Bekannten gehörte, näher getreten war, um zu sehen, was geschehen würde. – Da der Bischof den Bürger immer noch durchdringend anschaute, verlor dieser die Geduld, setzte den Hut auf sein Haupt und sagte: Nun ist es genug, guter Herr, die Pferde, Diener und meine Geschäfte warten auf mich; wenn ich zurückkomme, so laßt mich nur rufen, und ich will Euch dann mein Gesicht, solange Ihr wollt, zum Beobachten hinhalten.
Es wird mir wohl jetzt noch bleiben! rief der Bischof mit heiserer Stimme, denn ich erkläre Euch, daß Ihr mein Gefangener seid! Ihr seid ein alter Freund des Zauberers Labitte und der Hexe Denisel, sowie des jungen Beaufort, und mein Auge hat in Eurem Eure Sünde erkannt.
Gevattersmann! rief Schakepeh im Zorn, wenn Ihr immer über den Durst trinkt, oder von Natur so dummhäuptig seid, so könnten wir ebensogut den Wetterhahn droben auf dem Rathause zum Bischofe haben. Laßt mich ungeschoren!
So ist es nicht gemeint, antwortete der Bischof mit Gelassenheit und Ruhe. Er winkte, und die Häscher, die herbeigekommen waren, näherten sich dem Bürger. Laßt mich! rief Schakepeh; sind wir hier unter Räubern und Mördern? Ihr wackern Bürgersleute, die ihr hier wie Stare und Dohlen in dem schwarzen Zuge mittrippelt, hat denn keiner mehr ein Gemüt für die Freiheit, um sich dieser Tyrannei zu widersetzen? Blödsinnigster aller Menschen! Ich, der Bürger und Holzhändler Schakepeh soll ein Hexenmeister sein? Ich habe mehr zu tun, als die Alfanzereien auf Eurem Hexensabbat mitzumachen.
Die Schergen hielten den Widerstrebenden; und da Schakepeh bemerkte, wie hier und dort einer von seinen Bekannten, die er für wackere Männer gehalten hatte, sich fortschlich, andre aber die Augen scheu zur Erde niederschlugen, so sagte er im Verdruß: Packt mich nicht, ihr Herren Schergen, die ihr jetzt unsre freie Stadt so verständig regiert, ich werde euch freiwillig nach dem Gefängnisse folgen. Aber wehe den hohen Herren, die es dahin kommen lassen! Es muß alles zugrunde gehen, wenn beim Bürger keine Kraft und beim Geistlichen kein Verstand zu finden ist, und wenn die, die uns schützen sollten, uns verderben.
Als er fortgeführt war, bemerkte der Bischof mit Verdruß, daß die Prozession sich sehr vermindert hatte, denn fast alle der wohlhabendem Bürger waren still und traurig nach ihren Häusern geschlichen, alle liebten den Mann, den sie jetzt hatten mißhandeln sehn.
Als wieder das geistliche Gericht versammelt war, wurde nach den Anzeigen, die die alte Gertrud, sowie die übrigen Weiber aus der Dorfgemeinde gemacht hatten, beschlossen, auch den reichen Gastwirt Josset einzuziehen, der um so verdächtiger schien, weil bei ihm mehr wie einmal, ebenso wie bei der Frau Denisel, der Maler Labitte bei fröhlichen Gelagen zugegen gewesen war, wo man von Frau Venus, Luzifer, unbekannten Obern gesprochen, und den Satan, sowie den Hexensabbat, lächerlich vorgestellt habe. Noch andre angesehene Bürger wurden an demselben Tage verhaftet.
Als Peter Carrieux inne ward, wohin sich die Sache jetzt wendete, sagte er: Nun sehe ich ein, wie Schakepeh der Klügste von uns allen war, dessen Verstand es vorhersah, wie es nun gekommen ist; aber es hat ihm doch auch nichts geholfen, da er nicht früher abreisen konnte.
Und Ihr wollt immer noch nicht meinem Rate folgen? rief der riesengroße Guntram; Euch bleibt ja doch nichts anderes übrig,
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