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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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pervers, wenigstens in einer Ehe, man konnte sich nicht achten und gleichzeitig so etwas tun, fand er.
    Ramona richtete sich auf. Sie sah ihn an, ihre Augen waren groß und blau, die langen Wimpern hatte sie schwarzblau getuscht und hochgebürstet, Till vermied es, mit dem Mund daran zu kommen. Man merkte, daß Ramona stolz war auf ihre Augen. Wenn sie ihn so starr ansah, hatte sie etwas Kuhäugiges, aber natürlich sagte er ihr das nicht.
    Sie schien nachzudenken, dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Soll ich dir etwas zu essen holen? Du hast bestimmt Hunger, ich habe extra Ardennenschinken für dich gekauft.«
    »Du bist ein Schatz.« Sie war wirklich ein Schatz, Anna wäre nie auf die Idee gekommen, ihn nach einem guten Fick mit etwas Leckerem zu verwöhnen. Sie war hinterher ausgesprochen träge, drehte sich zur Seite und wollte gekrault werden. Wenn er nicht aufpaßte und selbst einnickte, drückte sie sich irgendwann gegen ihn und wollte mehr, sie hatte ihn schon mitten aus dem Schlaf geholt. Er hatte es sich angewöhnt, gleich danach aufzustehen und seinen Schlafanzug anzuziehen. Anna schlief nackt.
     
    Ramona angelte nach ihrem Morgenrock, der am Fußende des Betts lag, sie schlüpfte hinein, noch bevor sie ganz aufstand. Es war ein großblumiges Muster, gelbe Blüten auf schwarzem Grund mit einem Touch Geisha. Till grinste, weil ihre blauen Augen darüber und der Gesichtsausdruck weit entfernt von asiatischem Look waren.
    »Gefalle ich dir?« Sie verknotete den Gürtel und schoppte den Morgenrock in der Taille, zuletzt strich sie mit der Hand über den glänzenden Stoff. »Er ist neu«, sagte sie.
    Neu, aber billig, dachte Till. »Sicher gefällst du mir«, sagte er laut, was nicht gelogen war, und er wollte ihr nicht weh tun.
    Zufrieden schwenkte sie zur Tür, er sah ihr nach, ein Stoff wie Karnevalsseide. Anna hatte es besser, viel besser. Teure Klamotten und das Haus, konnte sich sehen lassen, kein Vergleich zu hier, Anna hatte alles. Till schüttelte den Kopf.
    »Kein Schinken?« fragte Ramona. Sie bezog sein Kopfschütteln auf ihr Angebot, ihm ein Brot mit Ardennenschinken zu belegen. »Ich habe auch noch Leberwurst da«, fügte sie hinzu.
    »Nein, nein«, sagte er hastig, »lieber Ardennenschinken.« Als er das erste Mal bei Ramona gewesen war, hatte sie ihm eine Schnitte mit Leberwurst bestrichen, eine aus dem Päckchen, die hatte einen ekligen Geschmack gehabt, und ganz frisch war sie wohl auch nicht mehr gewesen. »Wir essen nicht viel Wurst, der Rüben und ich«, hatte sie gesagt. »Dann nehme ich Käse«, hatte er geantwortet, Anna aß schließlich auch lieber Käse. »Oder Marmelade?«, hatte sie vorgeschlagen, sie hatte auch keinen Käse im Haus gehabt.
    Als Ramona nun die Tür aufmachte, hörte er das Kind. Es maulte irgend etwas, es schien vor der Schlafzimmertür herumgelungert zu haben, obwohl Till ihm wie immer eine Lakritzschnur und einen Lutscher mitgebracht hatte. »Das ißt du brav in der Küche, hörst du!« hatte Ramona gesagt und ihm noch eine Märchenkassette eingelegt.
    »Ich will auch Schinken«, sagte der Junge. Die beiden waren in die Küche gegangen, durch die dünne Wand konnte Till jedes Wort hören, auch wenn Ramona sehr leise sprach. »Ich habe nicht genug Schinken«, antwortete sie, »ich mach dir ein Brot mit Nutella und hol dir noch eine andere Kassette, die darfst du beim Essen anhören.« – »Die Kassetten sind langweilig«, der Junge hörte sich knatschig an, »ich will Hero Turtles.« – »Zum Geburtstag«, sagte seine Mutter. »Jetzt gleich«, die Kinderstimme kreischte jetzt sehr laut.
    Till überlegte, ob er aufstehen und gehen sollte. Aber das konnte er Ramona nicht antun. Er war keiner von denen, die eine Frau im Stich ließen. Überhaupt hätte er sich nie auf diese Affäre eingelassen, wenn Anna nicht ausgerastet wäre. Von heute auf morgen. Der Wisch einer juristischen Fakultät war ihr zu Kopf gestiegen, Referendarin mit fünfunddreißig, Till schnaubte verächtlich. Juristen gab es wie Sand am Meer, es war eine fixe Idee. »Du lebst in einem Wolkenkuckucksheim«, er hatte es ihr gesagt, sie würde schon sehen.
    Ramona öffnete die Schlafzimmertür, sie hielt den Teller mit dem Schinkenbrot in der Hand. Till zuckte zusammen, weil das Kreischen des Jungen durch die offene Tür noch viel lauter gellte. »Er ist todmüde«, sagte Ramona und beugte sich vor, um Till einen Kuß zu geben, sehr sanft, dabei schoben sich die vollen Brüste vor, ganz kurz nur,

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