Hexensabbat
sollen.
»Besser hier«, sagte er und zog ihre Hand auf sein Geschlecht, das sich regte, zum zweiten Mal an diesem Abend.
Sie schniefte heftig. »Du Nimmersatt!«
»Bei einer Frau wie dir.«
Das versöhnte sie. Es war gut. Wirklich gut. Hinterher sah er wieder zu der Spiegelschranktür hin. Ramona fing seinen Blick auf. »Wir hätten das Licht ausmachen sollen«, sagte sie, »oder den Vorhang zuziehen. Wenn deine Frau wüßte …«
Sie weiß, dachte Till, und wie sie weiß. Dabei lächelte er. »Sorg dich nicht, Liebes«, sagte er und streichelte sanft über Ramonas Brust und den Bauch, ihre Haut war feucht, sie schwitzte leicht, die Feuchtigkeit haftete nun auch an ihm, am liebsten hätte er jetzt geduscht, aber eine Dusche hatte sie nicht.
»Anfangs hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen dabei.« Ramona sah ihn an, es schien sie nicht zu stören, daß sie schwitzte. »Auch wenn ihr nicht mehr richtig zusammen seid, du weißt schon«, fügte sie hinzu. An ihre genierliche Art, gewisse Themen zu umschreiben, mußte er sich auch erst gewöhnen. Anna hatte eine sehr offene Art, die Dinge auszusprechen.
»Es ist sehr aufregend, wenn du das tust«, sagte er, und das stimmte. Ramona hatte sich für ihn auf das Bett gelegt und sich für ihn angefaßt, hatte in den Spiegel gesehen und gewußt, daß er sie von gegenüber beobachtete, sie war richtig in Fahrt gekommen, er auch … Er sah wieder in den Spiegel.
»Und du hältst mich deshalb nicht für so eine …«
»Bestimmt nicht.« Und um ihr eine Freude zu machen und ihr den Abschied zu erleichtern, denn er wollte jetzt wirklich gehen, fügte er hinzu: »Welche Hero-Turtle-Kassette wünscht Rüben sich denn? Wenn ich in die Stadt komme, bringe ich sie ihm mit.«
»Du bist ein Schatz!« Ihre Augen schwammen schon wieder. »Und du bist ein Dummchen«, sagte er, aber er meinte es lieb und auch zärtlich, sie hing sehr an ihm.
Er stand auf und zog seine Kleider an, dabei sah er aus dem Fenster. Gegenüber in seinem Haus brannte Licht. Anna war zu Hause und noch wach.
Straßenfest bei den Liebolds
»Ist Ihre Frau krank, Herr Liebold?«
Till hatte gerade die Kofferraumklappe geöffnet und den Kasten Bier, die beiden Tüten vom Schuster, zwei in Folie verpackte Hosen aus der Reinigung und einen dicken Packen gepreßter Hemden herausgenommen. Er war verärgert, weil an seinen teuren Hemden schon wieder zwei Knöpfe kaputtgegangen waren. Die Reinigung hatte zu wenig Personal, um die Hemden von Hand bügeln zu lassen, die Kragen und Manschetten litten ebenfalls durch das Pressen, in Kürze würden alle seine guten Hemden ruiniert sein. Till hörte die Stimme und überlegte kurz: Eine Nachbarin? Sehen konnte er nichts, er hatte die Arme angewinkelt, und der Wäschestapel obenauf versperrte ihm die Sicht. Er kam sich dämlich vor, wie sein eigener Lastesel. Scheiß drauf! Als er das Gewicht verlagerte, erkannte er die Gemeindeschwester.
»Wieso sollte meine Frau krank sein?« fragte er.
»Nun ja«, die Frau musterte ihn und die Packen, die er anschleppte, »es ist auch wegen unserem Straßenfest. Ihre Frau hat sich nicht mal in die Liste eingetragen.« Die Gemeindeschwester wohnte in dem Haus an der Ecke, sie hatte schon vor Jahren die Ausrichtung des Straßenfestes übernommen. Wahrscheinlich war die Brüderlingasse die einzige Straße in ganz Köln, die ihr Straßenfest am ersten Samstag im Februar feierte, sozusagen als Auftakt zum Karneval. Die dicken Trumm und Schunkellieder und Kölsch vom Faß schweißten die Nachbarn zusammen, sogar die, die wegen einem stromernden Hund oder dem wild wuchernden Rasen auf dem Grundstück nebenan zerstritten waren. Der Streit war im Sommer gewesen, jetzt begann die Saison der Narren. Es gab niemanden in der Straße, der sich ausschloß.
»Natürlich übernehmen wir wieder den Zwiebelkuchen und die Mutzenmandeln«, sagte Till hastig. Das hatte sich so eingebürgert. Anna brauchte nicht mal mehr ein Rezept nachzuschlagen, und er transportierte dann die zwei Bleche und die Schüssel Fettgebackenes zu der Verkaufsbude.
»Dann bin ich ja erleichtert. Ich dachte schon …«
»Nein, nein, machen Sie sich keine Gedanken deshalb. Meine Frau hat einfach zu viel am Hals, sie wird nicht mehr daran gedacht haben, am Ersten fängt sie nämlich am Amtsgericht an.«
»Es stimmt also, Ihre Frau ist jetzt tatsächlich Anwältin?«
Warum sollte Anna nicht Anwältin sein, dachte Till, er hatte schließlich kein Dummchen geheiratet. »O
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