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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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ja«, antwortete er, und mit einem Blick auf seine Besorgungen: »Bis dann also. Das Zeug hier wird langsam schwer.«
    Till drückte mit dem Ellbogen auf die Klingel. Als niemand aufdrückte, fluchte er und setzte den Packen vor dem Eingangstörchen ab, und dann noch einmal vor der Haustür. Sie könnte mir wenigstens aufmachen, dachte er.
    »Anna!« Er stützte sich auf den unteren Treppenpfosten und reckte den Kopf schräg nach oben in den Treppenaufgang, seine Stimme hallte, und dann war es wieder still, aber nicht ganz still. Er horchte angestrengt. Phil Collins, sie hatte schon wieder dieselbe Disk aufgelegt, er konnte das Gedudel von diesem Kerl nicht mehr hören; sie zog sich den rein, als wäre sie ein verschwärmter Backfisch, sie machte sich lächerlich.
    »Anna!« Er würde sich auch den Player zurückholen, es war seiner, sie hatte den ohne zu fragen bei ihm im Gästezimmer ausgestöpselt und hinüber in ihr Schlafzimmer gebracht. Aber es war auch nicht ihr Schlafzimmer, es war ein Fehler gewesen, es ihr zu überlassen. Sie könnte genausogut auf dem Gästebett schlafen.
    Er stieg die Holzstufen hoch, er hatte sogar noch seinen Mantel an, das Holz quietschte unter seinen Tritten, sie mußte ihn hören. Aber sie reagierte nicht, genausowenig wie auf sein Rufen. Er riß die Schlafzimmertür auf, eine Welle von diesem rauchigen Singsang schwappte auf ihn zu, und sie lag quer über dem Ehebett, die Beine auf seiner Hälfte, als gehörte die ihr auch. Wortlos bückte er sich und zog den Stecker. »So!« Mitten im Lied, der Ton kippte ab, Till grinste. Dann begann er, das Kabel aufzurollen.
    »Was soll das?«
    »Es ist mein Player.« Till wickelte das Kabelende mit dem Stecker um den ordentlichen Strang, quer, damit es hielt, Anna schaffte es bis heute nicht, eine Schnur ordnungsgemäß aufzuwickeln.
    »Soll ich mir auch einen kaufen? Mach ich! Mach ich glatt!« Sie hatte die Beine angezogen und sich aufgerichtet.
    »Wovon?« fragte er und zog mit einer Hand die Überdecke auf seiner Betthälfte glatt, die sie mit ihren Beinen verkrunkelt hatte.
    »Geld.« Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Knete. Du verstehst.«
    »Bei mir bedienst du dich nicht. Nicht an meinem Konto.«
    »Es ist noch immer unser gemeinsames Konto.«
    »Ich lasse es sperren.«
    »Das wagst du nicht.«
    »Wart’s ab.« Er wuchtete das Gerät hoch und trug es nach nebenan. Er war schon wieder unten im Parterre, als ihm das Straßenfest einfiel. Er riß einen Zettel von dem Block neben dem Telefon und schrieb, dann legte er das Blatt in der Küche auf das Tablett, das sie für sich vorbereitet hatte: mit einem Teller und einem Glas und einem Besteck und einer Serviette, von allem nur eins, sie tat nicht mal mehr so, als ob sie noch ein Ehepaar wären.
    »Habe der Gemeindeschwester für Samstag zwei Bleche Zwiebelkuchen und eine Schüssel Mutzenmandeln bestätigt! Hast du wohl auch vergessen«, hatte er geschrieben, groß und schwungvoll, es hatte ihm regelrecht gutgetan, die beiden Sätze hinzuschreiben. Danach nahm er sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank, Marke »Landliebe«, Erdbeergeschmack. Eigentlich stand er nicht auf Joghurt, Anna schon, sie aß jeden Abend einen wegen ihrer Verdauung. Anna hatte nichts eingekauft, was er mochte, das sah er auf einen Blick. Also nahm er sich diesen Joghurt, es war der letzte Becher. Er setzte sich damit vor den Fernseher und schaltete zwischen den Programmen hin und her, aber er fand nichts, was ihn interessierte.
    Einen Augenblick überlegte er, ob er nach drüben gehen sollte. Ramona würde sich freuen. Nein, sagte er sich dann, sie könnte es falsch auslegen. Die Fürsorglichkeit, mit der sie ihn umgab, ihr ewiges »Es ist doch nur, weil ich dich so liebe!« und dann die Tränen, gestern hatte sie tatsächlich Rotz und Wasser geheult, wurden ihm zu eng. Sie sollte klug genug sein, ihn nicht so zu bedrängen. Natürlich würde er sie auf diesem Straßenfest nicht plötzlich duzen und anfassen und weiß der Teufel was noch. Deshalb hatte sie ihm gestern diese Szene serviert. Frauen waren nicht klug, auch nicht einfühlsam, das war ein Gerücht und Eigenpropaganda, weder Anna noch Ramona schienen zu begreifen, was ein Mann brauchte.
    »Was soll das?« Anna blieb unter dem Türrahmen stehen und schwenkte den Zettel, den er für sie geschrieben hatte. Dann sah sie den leeren Plastikbecher vor ihm auf dem Couchtisch. »Wie kommst du dazu, mir meinen letzten Joghurt wegzuessen?« fragte

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