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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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dem Täter in den Weg stellt, wird plattgemacht. Und warum das alles, he?«
    »Du wirst es mir gleich verraten.«
    »Weil der Kerl seinem zu Hause auf ihn wartenden Püppchen mit der Kohle imponieren möchte, ihm etwas bieten will. Ein schickes Auto, einen riesigen Fernseher, Schmuck, teure Klamotten, Urlaubsreisen. Damit seine Liebste nicht mit einem anderen Macker abhaut. Also«, er sang wieder mit: »No woman, no crime.«
    Der Kriminalbeamte schloss die Augen und faltete die Hände zum Gebet. »Bitte, lieber Gott, sorge dafür, dass endlich das Otterberger Ortsschild auftaucht.«
    Doch Tannenbergs Flehen wurde nicht erhört, denn als er die Augen wieder öffnete, tuckerte die laubfroschgrüne Ente gerade von der Waschmühle aus den steilen Berg hinauf nach Morlautern.
    »Du denkst mal wieder viel zu eindimensional«, polterte Dr. Schönthaler, als seine Schaukelkiste vor der einzigen Erlenbacher Ampel zwangsweise zum Stillstand kam.
    »Wieso?«
    »Weißt du, Wolf, es geht überhaupt nicht darum, ob letztendlich richtig ist, was man behauptet. Es geht darum, über den eigenen Horizont hinaus zu denken, die graue, träge Masse unter der Schädeldecke mit Impulsen zur Aktivität anzuregen.«
    »Hast du heute mal wieder deinen philosophischen Tag?«, spottete der Ermittler.
    »Manchmal muss man auch den Advocatus Diaboli spielen und eine Meinung vertreten, die gar nicht die eigene ist. Damit provoziert man bei seinen Mitmenschen Reaktionen und zwingt sie dazu, über scheinbare Selbstverständlichkeiten intensiv nachzudenken. Verstehst du, was ich meine?«
    »Grüner wird’s nicht.«
    »Du bist und bleibst eben ein sturer Bock«, schimpfte Dr. Schönthaler und knatterte mit quietschenden Reifen los.
    Die Autofahrt führte die beiden Streithähne über die L 389 nach Otterberg und dort zum Schlossberg, wo sich das Villengrundstück des Mordopfers an den Waldrand anschmiegte. Schon von Weitem sah man die kreisenden Blaulichter der Streifenwagen und die rot-weißen Trassierbänder, mit denen der Tatort weiträumig abgesperrt worden war, um die zahlreichen Schaulustigen fernzuhalten.
    Begleitet vom Blitzlichtgewitter eines aufdringlichen Fotografen geleitete Mertel die Ankömmlinge zum Hintereingang des weitläufigen Areals, das mit hohen Ligusterhecken eingefriedet war. Als Pollenallergiker machte Dr. Schönthaler reflexartig einen weiten Bogen um eine blühende Trauerbirke, obwohl er natürlich wusste, dass er sich dadurch nicht vor den aggressiven Blütenpollen schützen konnte.
    Die Kriminaltechniker hatten um den Gartenteich herum Paravents aufgestellt. Dadurch wurde den Neugierigen die Sicht auf das Mordopfer versperrt. Tannenberg und seinem Begleiter bot sich ein bizarrer Anblick: Wie Norbert Basler lag auch dieser tote Mann auf dem Bauch. Wieder markierte ein Blutfleck in der Lendengegend, wo das Projektil in den Körper eingedrungen war. In seinem Unterleib steckten die Spitzen eines niedrigen Metallzauns, in den er nach dem Schuss gestürzt war. Arme und Kopf des Mordopfers hingen über die gemauerte Kante des Gartenteichs hinweg und lagen im Wasser.
    Als sich Tannenberg nach vorn beugte, machten sich seine Rückenschmerzen bemerkbar. Er sog Luft durch die Zähne ein und richtete sich ächzend wieder auf. »Könnt ihr denn nicht diese blöden Viecher von ihm fernhalten?«, polterte er ungehalten. »Merkt ihr nicht, dass die Karpfen ihn gerade anknabbern?«
    Karl Mertel reagierte gelassen. »Nein, das glaube ich nicht, Wolf. Es sieht eher danach aus, als wollten ihn die Fische küssen.«
    »Du spinnst doch«, fauchte Tannenberg und bedachte seinen Kollegen mit einem Scheibenwischergruß.
    »Was motzt du uns eigentlich so an?«, fragte der Spurenexperte. »Du bestehst doch immer darauf, dass wir den Leichenfundort nicht verändern, bevor du ihn dir angesehen hast. Und genau das haben wir getan.«
    »Ja, sicher, aber so was …«
    »Das geht die ganze Zeit über schon so«, schnitt ihm Mertel das Wort ab. »Seitdem wir hier sind, schwimmen die Kois um ihn herum und berühren ihn mit ihrem Maul. Als ob sie ihn wachküssen wollten.«
    »Ach Gott, wie süß«, höhnte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission.
    »Mach dich nur lustig, Wolf. Aber es gibt eben durchaus Dinge, von denen du keinen blassen Schimmer hast.«
    Tannenberg fixierte seinen aufmüpfigen Kollegen mit einem stechenden Blick.
    »Die Haushälterin des Mordopfers hat uns erzählt, dass Herr Blessing einen sehr engen Kontakt zu seinen Kois gepflegt

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