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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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hat«, informierte Mertel. »Er sei oft zu ihnen ins Becken gestiegen und habe mit ihnen gespielt. Sie ließen sich von ihm aus der Hand füttern und sogar streicheln.«
    »Toll, wirklich toll«, spottete Tannenberg. Kopfschüttelnd wandte er sich zu den anderen Polizeibeamten um. »Wer von euch hat die Haushälterin befragt?«, wollte er wissen.
    Wie in der Schule streckte ein junger Uniformierter. »Ich, Herr Hauptkommissar.«
    »Na, dann schieß mal los.«
    Der Streifenpolizist zückte sein Notizbuch. »Nach Auskunft der Haushälterin handelt es sich bei dem Toten um einen gewissen Richard Blessing«, sagte er in förmlichem Ton. »Herr Blessing ist vor zwei Wochen 54 Jahre alt geworden. Er ist alleinstehend und hat keine Kinder. Er war Vorsitzender der Rheinland-Pfälzischen Mittelstandsvereinigung und Geschäftsführer der CARSAS-AG, einem Unternehmen, das die Automobilindustrie mit Sicherheitssystemen beliefert, also mit Airbags, Sicherheitsgurtsystemen und so weiter.« Er setzte eine entschuldigende Miene auf. »Mehr haben wir leider bisher noch nicht.«
    »Das ist doch schon mal was. Danke, Herr Kollege.« Tannenberg nickte hinüber zu dem offenen Gartentor, durch das er vorhin auf das Grundstück gelangt war. »Dann wird der Heckenschütze wohl wieder vom Wald aus geschossen haben«, murmelte er vor sich hin.
    Ein aufmerksamer Kriminaltechniker, der gerade bei seinen Kollegen eintraf, hatte die Worte aufgeschnappt. »Der Begriff passt haargenau, Wolf«, verkündete der in einen weißen Ganzkörperanzug gehüllte Spurenexperte.
    Tannenberg kniff die Brauen zusammen. »Welcher Begriff?«, fragte er verdutzt.
    »Heckenschütze.« Der Kriminaltechniker hielt einen Asservatenbeutel in die Höhe. »Aber diesmal hat der Täter höchstwahrscheinlich nicht vom Wald aus geschossen, sondern von der Ligusterhecke aus. Dort habe ich jedenfalls diese Patronenhülse hier entdeckt.«
    »Warum ist er denn dieses Risiko eingegangen?«, fragte Tannenberg in die Runde der versammelten Beamten.
    »Ich nehme an, das Sichtfenster durch das Gartentor war dem Schützen zu schmal«, spekulierte Mertel. »Außerdem musste er befürchten, dass die Gewehrkugel von einem der Metallstäbe des Gartentors abgelenkt werden würde. Wenn er die Waffe dagegen in der Hecke angelegt hat, war die Sicht auf den Koiteich optimal und vor allem auch frei von Hindernissen.«
    »So wie es aussieht, wurde die Ligusterhecke an der Stelle, wo ich die Patronenhülse gefunden habe, dementsprechend präpariert«, betonte der Spurenexperte. »Es wurden kleine Zweige abgesägt und so eine Auflagemöglichkeit für das Gewehr geschaffen.«
    »Anders als bei Basler befindet sich hinter diesem Grundstück kein Spazierweg. Also war das Risiko für den Heckenschützen nicht sonderlich erhöht.«
    »Hm«, brummte der Leiter des K 1 nachdenklich.
    »So, Karl, ich bin mit der ersten Leichenschau fertig«, verkündete Dr. Schönthaler.
    »Todeszeitpunkt?«, mischte sich Tannenberg ein.
    »18 Uhr – plus, minus eine halbe Stunde.«
    »Also vor gut zwei Stunden.«
    »Jo«, stimmte Dr. Schönthaler mit prüfendem Blick auf seine Armbanduhr zu. »Karl, du kannst jetzt die Flex anwerfen und unseren Koiliebhaber aus dem Gitter herausschneiden. Aber lass ja die Stäbe im Bauch stecken, klar?«
    »Logo, Rainer, wir flexen die Metallstäbe hinter dem Querholm ab und fixieren die ganze Chose. Dann kannst du dich nachher in deinen Katakomben in aller Ruhe mit der Frage beschäftigen, welche der Verletzungen tödlich war. Mein Expertentipp lautet: Entweder war es die, die von dem Projektileinschlag hervorgerufen wurde, oder es war diejenige, die beim Sturz in den spitzen Zaun entstanden ist.«
    »Vielen Dank für diesen entscheidenden Hinweis«, sagte der Pathologe.
    Tannenberg saugte die Unterlippe ein und nagte nervös daran herum. »Warum schon wieder ein Schuss in den Rücken? Das verstehe ich irgendwie nicht. Ein Schuss in die Herzgegend wäre doch viel sicherer.«
    »Na, vielleicht hatte der Täter Angst, dass ihn sein Opfer vor dem Schuss bemerken und sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen könnte«, gab Mertel zu bedenken.
    »Oder der Täter wollte seinem Opfer nicht in die Augen schauen, als er den Schuss abgab«, spekulierte der Polizeiobermeister.
    »Ein interessanter Aspekt, Herr Kollege.«

6
    Zwei Stunden vorher

    Hämisch grinsend zog Vicki das Jagdgewehr aus der Ligusterhecke und schob es unter ihren weiten Ansitzmantel. Anschließend verschwand sie im Dickicht

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