Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Funkenregen in den Nachthimmel.
Ihre Freundinnen zuckten erschrocken zusammen.
»Verdammte Männer«, zischte Vicki wütend den Funken hinterher. »Aber jetzt bekommen sie ja endlich die gerechte Strafe dafür, dass ich wegen ihnen jeden Tag diese Scheiß-Medikamente schlucken muss.«
Beschwörend warf sie die Hände in die Höhe und legte den Kopf ins Genick. »Unzählige Stunden musste ich wegen denen in allen möglichen Therapiesitzungen verbringen. Und was hat dieses Gelaber gebracht?«, schrie sie. »Nichts! Absolut nichts!« Sie fletschte die Zähne. »Die Männer haben mich kaputt gemacht!«
»Wie viele andere Frauen auch«, seufzte Rolla. »Aber zum Glück hast du deine Probleme ja inzwischen im Griff. Diese Typen können dir am Arsch vorbeigehen«, versuchte sie, zu beschwichtigen. »Mir können die auch gestohlen bleiben. Denn: Eine Frau ohne Mann …«
Wie aus der Pistole geschossen vollendeten alle drei im Chor: »… ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.«
Schallendes Gelächter dröhnte durch die Nacht.
»Wie recht ihr doch hattet, meine Lieben«, stimmte Vicki zu. »Ihr glaubt ja gar nicht, wie gut es mir tut, diese Saukerle einen nach dem anderen plattzumachen.«
Lotte erhob sich, breitete die Arme aus und sagte in feierlichem Ton:
»Kommt Schwestern, reicht mir eure Hände.
Die Zeit ist reif für eine Wende.
Lasst uns zum Hexenkreis vereinen,
Damit die Geister uns erscheinen.«
Sie wartete, bis sich der Kreis um das Lagerfeuer geschlossen hatte. In den beißenden Rauch hinein fuhr sie mit geschlossenen Augen fort:
»Oh, ihr finstren Mächte schenkt uns Kraft,
Die Vergeltung bringt und Leiden schafft.
Entflammt in uns die schwelend Glut,
Zu vernichten diese Teufelsbrut.
Weshalb so viele Männerleichen?
Ganz einfach: Männer müssen weichen;
Und sühnen, was sie uns angetan,
Mit rücksichtslosem Machowahn.
Wir brauchen keine Frauenquoten;
Pflastern lieber den Weg mit Toten.
Ein Schuss in tiefe Männerrücken,
Lässt uns frohlocken und entzücken.«
Zwei, drei Minuten andächtiges Schweigen.
»Es hat durchaus gewisse Vorteile, wenn man eine Dichterin in den Reihen hat«, sagte Lotte in die Stille hinein.
»Ach, diese paar Zeilchen zusammenzureimen, war gar nicht so schwierig. Zu dieser primitiven Wald-und-Wiesen-Lyrik seid ihr genauso gut in der Lage wie ich.«
»Egal, jedenfalls ist dir unser Verschwörungsmantra sehr gut gelungen«, betonte Lotte.
»Mir ist auch gerade etwas Kreatives eingefallen«, bemerkte Rolla: »Ein neuer Text für ein altes Lied: ›Ich sprüh’s auf jede Wand: Tote Männer braucht das Land.‹«
»Super«, kommentierte Vicki, wobei der gelangweilte Ton ihrer Stimme allerdings eher das Gegenteil ausdrückte. »Aber eigentlich steh ich bei diesem Thema mehr auf meinen absoluten Lieblingssong.«
Sie richtete sich auf, hob wie ein Chorleiter die Arme und gab den Einsatz. Nach dem ersten Wort grölten die alten Freundinnen gemeinsam den bekannten Gassenhauer der Band ›Die Ärzte‹:
»Männer sind Schweine.
Traue ihnen nicht, mein Kind.
Sie wollen alle das Eine,
weil Männer nun mal so sind.«
»Dieser Song ist wirklich so was von spitze. Der trifft die Sache haargenau«, rief Vicki in den sternenfunkelnden Nachthimmel hinein. »Wer diesen Text geschrieben hat, der kennt diese Männer-Schweine in- und auswendig.«
»Das war wirklich einer, der weiß, wovon er redet«, stimmte Rolla zu.
»Ist ja auch kein Wunder, denn soviel ich weiß, setzen sich ›Die Ärzte‹ ausschließlich aus Männern zusammen«, meinte Lotte.
Rolla nickte. »Aber das sind Männer, die ihre Geschlechtsgenossen ganz schön auf die Schippe nehmen.«
Lotte war sich dessen offenbar nicht so sicher. Sie machte eine vage Handbewegung. »Na ja, wer weiß das schon so genau. In ihrem tiefsten Innern sind und bleiben Männer eben Männer, egal wie frauenfreundlich sie sich uns gegenüber auch gebärden. Ich traue diesen Missgeburten der Natur jedenfalls nicht über den Weg. Vielleicht sind solche demonstrativen Frauenversteher auch nur scheinheilige Mistkerle, die ihre Gespielinnen nach Strich und Faden ausnutzen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wer von uns kann denn schon in die Köpfe der Männer hineinschauen.«
»Apropos Männer«, riss Vicki das Wort an sich. »Frage: Was war der erste Mann auf dem Mond?«
»Ein guter Anfang«, grinste Lotte.
Schallendes Gelächter hallte durch die nächtliche Stille.
»Was ist ein Mann im Knast?«, fragte Rolla.
»Artgerechte
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