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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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her, oder ich fall um.«
    Rolla eilte zu einem Bierkasten, der neben der Holztreppe auf einem Freisitz stand. Mit einer schnellen, routinierten Bewegung sprengte sie den Kronkorken ab und lief zu ihrer Freundin zurück. Sie reichte Vicki die Flasche, die diese sofort ansetzte und gierig daraus trank.
    Dabei erzeugte sie nicht wie die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen einen Unterdruck, der einem die Zunge in den Flaschenhals saugte. Nein, Vicki ließ in bester Bauarbeitermanier den Gestensaft ohne Unterbrechung in die Kehle rinnen.
    In einem Zug leerte sie fast die halbe Flasche. Nachdem sie wie ein röhrender Hirsch gerülpst hatte, wischte sie sich mit dem Handrücken die Feuchte von den Lippen. Anschließend ließ sie sich auf einen der Sandsteinfelsen plumpsen, die hilfsbereite Waldarbeiter irgendwann einmal um das Lagerfeuer herum aufgestellt hatten und die seitdem als Sitzgelegenheiten dienten.
    In aller Ruhe schilderte Vicki detailreich die Vorbereitung und Durchführung ihres zweiten Mordanschlags. Dabei bohrte sie die meiste Zeit über ihren Blick in die knisternden Buchenholzscheite, aus denen die Flammen prasselnd in den Nachthimmel züngelten und die Blätter der tiefhängenden Buchen und Eichen mit ihrem frischen, jungen Grün von unten her beleuchteten.
    Ihre Freundinnen dagegen hatten sie fest im Visier. Sie hingen förmlich an Vickis Lippen. »Wie hast du dich denn dabei gefühlt?«, wollte Rolla wissen, als die Mörderin ihren kleinen Vortrag beendet hatte.
    Bevor sie antwortete, leerte Vicki die Bierflasche. »Ach, eigentlich war es vom Gefühl her so ähnlich wie damals, als wir diesem arroganten Popper aus der Oberprima einen brennenden Knallfrosch in die Hosen gesteckt haben«, sagte sie lachend. »Wisst ihr das noch?«
    Amüsiertes Nicken.
    Vicki grinste, ohne die Zähne zu zeigen. »Das war ein Bild für die Götter! Hat der Lackaffe blöd geglotzt, als ihr ihn festgehalten habt und ich ihm das Ding vorne reingesteckt hab«, sagte sie. In ihrem Kopf tanzten allerlei Bilder wild durcheinander. »Diesen panischen Blick werde ich nie vergessen.« Sie tippte sich an die Stirn. »Der hat sich hier oben ganz tief eingebrannt.«
    »Mir klingen immer noch seine Schmerzensschreie in den Ohren, als der Knallfrosch in seiner Hose explodierte«, feixte Lotte.
    Vicki streichelte den Arm der anderen Frau. »Ach, mein liebes Lottchen«, säuselte die zweifache Mörderin, »ich bin ja so froh, dass du die unheimlichen Schwestern wieder zum Leben erweckt hast. Jetzt kommt endlich wieder ein bisschen Drive in mein langweiliges Schriftstellerdasein.«
    Lotte schmunzelte. »Ich bin auch sehr froh darüber. Es geht doch nichts über eine richtig tiefe Frauenfreundschaft.« Sie musterte ihre Hände, die verschränkt auf ihren Knien lagen. »Außerdem haben wir uns ja damals feierlich geschworen, dass wir unseren Geheimbund zu gegebener Zeit reanimieren werden.«
    »Und diese Zeit ist nun Gott sei Dank gekommen«, sagte Vicki. »Durch unseren gemeinsamen Rachefeldzug sind wir jetzt noch enger verbunden als früher und werden uns deshalb auch wieder ganz oft sehen.«
    »Aber sicher werden wir das«, bestätigte Lotte.
    »Schön«, seufzte Vicki. Mit der Fußspitze schob sie zwei Tannenzapfen beiseite und zeichnete ein Kreuz in den Sand. »Ich glaube, dass ich damals bei unserer Knallfroschaktion aufgeregter war als vorgestern und heute.«
    »Man wird eben älter und ruhiger«, meinte Rolla.
    »Nein, daran liegt es nicht, Schwesterherz«, behauptete die Heckenschützin. »Es war bedeutend einfacher als damals. Ich musste diesen Drecksack noch nicht einmal berühren. Einfach nur die Waffe anlegen, anvisieren, Druckpunkt suchen und den Finger krümmen. Und das war’s auch schon.« Sie klatschte in die Hände. Ein unheimliches Echo hallte durch das enge Tal. »Klappe zu, Affe tot.«
    »Affen tot«, korrigierte Rolla lachend. »Ich bewundere dich, dass du dabei so cool geblieben bist.«
    Lotte nickte anerkennend. »Ich auch.«
    Vicki wischte sich einen unsichtbaren Krümel von der Jeans. »Na ja, das ist natürlich auch auf diese Psychopharmaka-Bomben zurückzuführen, die ich immer einwerfen muss, damit ich nicht vollends durchdrehe.«
    »Aber wenn’s dir doch hilft«, bemerkte Lotte. »Diese Medikamente haben dich schließlich so stabilisiert, dass du seit Langem nicht mehr in die Klinik musstest.«
    »Ja, schon.« Mit voller Wucht trat Vicki gegen ein brennendes Holzstück. Wie aus einem Vulkan sprühte ein

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