Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Ihnen doch an, dass Sie etwas für uns haben, oder täusche ich mich da?«, schob sie nach, nachdem Tannenberg nicht sofort reagiert hatte.
»Mehr als das, was ich in meinen neuen Bericht geschrieben habe, können wir leider noch nicht vorweisen«, mischte sich Mertel ein.
»Ja, und wo ist dieser ominöse neue Bericht?«, polterte der Oberstaatsanwalt ungehalten los. »Ich hab ihn jedenfalls noch nicht gesehen.«
»Das überrascht mich ehrlich gesagt nicht, denn er liegt oben in meiner Schublade«, grinste Tannenberg. »Ich muss ihn erst noch lesen. Aber da ich so lesefaul bin, haben wir uns gerade von unserem Kollegen mündlich auf den aktuellen Stand der kriminaltechnischen Untersuchungen bringen lassen.«
»Na, dann möchte die Staatsanwaltschaft nun dasselbe Recht für sich in Anspruch nehmen«, tönte Dr. Hollerbach. »Bitte nehmen Sie Platz, Frau Kollegin. Und dann schießen Sie los, Mertel. Avanti, avanti!«
Zähneknirschend präsentierte der Leiter der Spurensicherung in ausgesprochen komprimierter Form die gewünschten Informationen. Tannenberg und seine Mitarbeiter staunten nicht schlecht, als Mertel dabei nicht mit einer einzigen Silbe seine angeblich so brandheiße Hypothese erwähnte.
»Dann wissen wir ja wenigstens schon mal etwas Konkretes über die verwendete Munition und den Waffentyp«, meinte der Oberstaatsanwalt. »Wurden die ortsansässigen Jäger und Förster bereits überprüft?«
»Da sind wir gerade dran«, entgegnete Tannenberg. »Das gehört zu unseren Routineaufgaben, genauso wie die Befragungen im beruflichen und persönlichen Umfeld der Opfer. Das sollten Sie eigentlich wissen, Herr Oberstaatsanwalt.«
Dr. Hollerbach überging diese Spitze. Er schob die Brauen so eng zusammen, dass sich über seiner Nasenwurzel eine tiefe Furche bildete. »Glauben Sie, wir haben es mit einem Serientäter zu tun?«
Wolfram Tannenberg zuckte mit den Schultern. »Ich hoffe nicht. Übrigens würde ich darüber nachher in der Pressekonferenz kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Sie würden damit nur Hysterie in der Bevölkerung auslösen.«
»Sehe ich auch so«, unterstützte ihn Agnes Rottmüller-Klomann.
»Möchten Sie mich eigentlich zur Pressekonferenz begleiten, Frau Kollegin?«, flötete Sigbert Hollerbach, der sich gerne als Charmeur der alten Schule in Szene setzte.
Die Staatsanwältin kehrte abwehrend die Handflächen nach außen. »Lieber nicht, Herr Kollege. Wenn wir so geballt auftreten, reimt sich die Presse womöglich wirklich irgendetwas im Sinne einer Serienkiller-Geschichte zusammen.« Sie hüstelte hinter vorgehaltener Hand. »Und die wollen wir ja nicht unbedingt herbeireden, nicht wahr?«
Dr. Hollerbach brummte. »Nein, natürlich nicht.«
»Außerdem begebe ich mich nicht gerne freiwillig auf solch einen Präsentierteller.« Sie schürzte die Lippen. »Pressekonferenzen mag ich eigentlich überhaupt nicht.«
»Diese wichtige Aufgabe gehört aber zu unserem Job«, stellte der Oberstaatsanwalt sichtlich pikiert klar. »Schließlich brauchen wir für unsere effektive Ermittlungsarbeit die Medien. Zudem sind sie in unserem medialen Leben die Meinungsmacher, sie beeinflussen unser Bild in der Öffentlichkeit. Und sie haben uns in der Vergangenheit schon einige wichtige Informationen geliefert. Ganz zu schweigen von ihrer wertvollen Unterstützung von Zeugenaufrufen, Fahndungen et cetera.«
Du hast gerade Pluspunkte bei mir gesammelt, mein liebes Mädchen, dachte Tannenberg. Also bist du offenbar nicht solch eine elende Profilneurotikerin wie dieser Depp neben dir.
Eigentlich habe ich ja gar nichts gegen harte Hunde bei der Staatsanwaltschaft – pardon, Mylady: harte Hündinnen. Solange ihr uns in Ruhe unsere Arbeit machen lasst, uns unterstützt und euch nicht andauernd mit irgendwelchem Blödsinn in die Ermittlungen einmischt. Ich habe den Eindruck, dass ich ganz gut mit dir auskommen werde. Auf alle Fälle viel besser als mit deinem bescheuerten Vorgänger.
»Wir müssen leider los, die Ermittlungsarbeit wartet«, verkündete Tannenberg und gab seinen Mitarbeitern ein Zeichen.
Im Treppenhaus vor dem Zugang zum K 1 zupfte Michael den Kommissariatsleiter am Ärmel. »Warum hat Karl denn keinen einzigen Ton über seine neue Theorie gesagt?«
»Tja, das hat mich auch sehr gewundert«, meinte Sabrina.
»Ich vermute mal tollkühn, dass unser guter Karl plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen hat«, spekulierte Tannenberg. »Vielleicht hat er auch inzwischen
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