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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seinen Monitor, wo die Patientendaten aufgelistet waren. »Und Sie nehmen die eigentlich schon viel zu lange.«
    Halt die Fresse und verschreib mir endlich die Scheißdinger, fluchte Vicki im Stillen. Ich brauch sie unbedingt, sonst kann ich meine Mission vielleicht nicht mehr erfüllen. Aber ich muss meinen Job machen! Ich darf meine Schwestern nicht enttäuschen. Also stell mir endlich dieses blöde Rezept aus, du dummer Wichser!
    Verständlicherweise behielt sie ihre Gedanken für sich. Sie schniefte, legte ihre Handflächen aneinander und bettelte mit herzerweichendem Dackelblick. »Bitte, bitte, Herr Doktor, nur noch ein einziges Mal eine 50er-Packung. Danach reduzieren wir die Dosis und ich melde mich auch zu dieser stationären Therapie an, zu der Sie mich schon so oft überreden wollten.«
    Dr. Wagenbach hob die Brauen und betrachtete seine Patientin mit einem durchdringenden Blick. »Versprochen?«
    »Versprochen«, log Vicki, ohne dabei rot zu werden.
    Von wegen Therapie, du blöder Arsch! Jetzt rück endlich diese verfluchten Drecksdinger raus, sonst komme ich schon heute Abend in deiner Villa vorbei und mach dich platt. Auf dem Rückweg von diesem Lehrer komme ich zu dir. Dann bist du dran. Das verspreche ich dir. Also, los!
    Der Psychiater beugte sich nach vorn und drehte den Flachbildschirm zu seiner Patientin hin. »Sehen Sie selbst.« Schwer atmend wiegte er den Kopf hin und her. »Eigentlich kann ich das nicht verantworten. Sie haben schon viel zu viel von diesem gefährlichen Zeug geschluckt.«
    »Bitte, bitte«, jammerte sein Gegenüber.
    Dr. Wagenbach brummte. »Und Sie gehen wirklich in diese Fachklinik und ziehen die Therapie durch?«
    »Ja, Sie können sich darauf verlassen.«
    Dr. Wagenbach verzog sein Gesicht so, als hätte er gerade vom Tod eines Angehörigen erfahren. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Er ließ den Mauszeiger über den Bildschirm wandern, klickte zweimal und drückte dann die Returntaste. Kurz darauf spuckte der Drucker das gewünschte Rezept aus.
    Vicki atmete erleichtert auf. Na endlich, du elender Scheißkerl.
    Der Psychiater kritzelte etwas Unleserliches auf das Rezept und reichte es Vicki. Doch als sie es greifen wollte, zog er es wieder zurück. »Ehrenwort, dass Sie sich noch heute mit der psychiatrischen Fachklinik in Verbindung setzen?«
    Seine Patientin hob die Hand wie zu einem feierlichen Gelöbnis. »Ehrenwort, Herr Doktor. Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.«
    »Gut, dann verlasse ich mich auf Ihr Wort.«
    »Das können Sie.«
    Erneut hielt ihr der Psychiater das Rezept hin. Vicki riss es ihm aus der Hand. Wie von einem Katapult abgeschossen sprang sie in die Höhe und hechtete aus dem Arztzimmer. Im Wartebereich begegnete ihr die Sprechstundenhilfe, die vorhin von ihrem Chef abgekanzelt wurde.
    »Schätzchen, an deiner Stelle würde ich so schnell wie möglich den Arbeitsplatz wechseln«, raunte sie ihr im Vorübergehen zu. »Mach den Abflug, Herzchen, bevor es zu spät ist.«
    Die konsternierte junge Frau eilte Vicki hinterher. »Wieso?«, fragte sie vor der Tür.
    »Na, wenn du das selbst nicht weißt, kann dir wirklich niemand helfen«, fauchte Vicki kopfschüttelnd und stürmte die Treppe hinunter.
    Die meisten Weiber sind einfach so was von blöd, zeterte sie, als sie im Erdgeschoss des Ärztehauses ankam. Die lassen sich von diesen Mackern viel zu viel gefallen. Kraftvoll zog sie die Außentür auf und trat ins Freie. Es hatte zu nieseln begonnen, aber das registrierte sie nicht. Sie hatte nur ihr Rezept im Sinn.
    Zielgerichtet steuerte sie eine Apotheke in der Fußgängerzone an. Mit einer energischen Handbewegung knallte sie das Rezept auf den Tresen. Wie ein eingesperrter Tiger lief sie zwischen dem Tresen und einer Personenwaage hin und her. Nach Sekunden, die ihr wie Minuten vorkamen, kehrte die Apothekerin aus dem Medikamentenlager zurück und übergab ihr die rot-weiße Packung.
    An einem zentral platzierten Trinkwasserspender zapfte sich Vicki einen Becher und warf gleich drei Pillen auf einmal ein. Die Apothekerin beobachtete sie dabei.
    »Sie haben eben bereits die gesamte Tagesration eingenommen«, gab sie zu bedenken. »Ich empfehle Ihnen dringend, die Tabletten über den Tag zu verteilen. Am besten nehmen Sie immer eine zu den Hauptmahlzeiten.«
    »Danke für den Tipp«, rief Vicki über die Schulter hinweg.
    Du hast doch überhaupt keine Ahnung, du bescheuerte Pillendreherin, fügte sie tonlos hinzu. Ich bin so was von

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