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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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hat dir also deine Karriere versaut?«, hakte Tannenberg nach.
    »Ja, das kann man guten Gewissens behaupten«, bestätigte Betty. »Aber nicht nur mir. Mir sind noch eine Handvoll andere Kolleginnen bekannt, die sich erfolglos beworben hatten Diesem Hundsfott hat es eine unheimliche Freude bereitet, kompetente Frauen am beruflichen Aufstieg zu hindern.«
    Schimmert da gerade ein ernstzunehmendes Mordmotiv durch?, grinste der Leiter des K 1 in sich hinein. »Sag mal, Betty, du nimmst doch öfter an so einem komischen Emanzenzirkel teil, um bei grünem Tee und Vollkornplätzchen gegen die Auswüchse des Patriarchats zu wettern, oder?«, provozierte Tannenberg.
    Die Englischlehrerin hatte sich erstaunlich schnell wieder unter Kontrolle. Sie verengte die Augen und feuerte Giftpfeile in Richtung ihres kecken Schwagers ab. »Falls du damit unseren feministischen Arbeitskreis meinst, kann ich deine Frage bejahen«, erwiderte sie betont emotionslos.
    »Du gestattest mir eine vielleicht etwas merkwürdig klingende Frage, Betty, oder?« Ohne eine Reaktion abzuwarten, fügte der Ermittler sogleich hinzu: »Würdest du einer deiner Gesinnungsgenossinnen zutrauen, dass ihr der ideologische Kampf nicht mehr reicht und sie militant wird? Also ich meine, so richtig militant. In der Form, dass sie sogar bereit wäre, einen Mann zu töten, der ihrer Karriere im Wege steht?«
    Betty zeigte ihrem Schwager den Vogel. »Jetzt spinnst du aber total, Wolf. Wir sind doch keine Terroristinnen. Niemals würde jemand von uns mit Gewalt versuchen, seine Interessen durchzusetzen oder Rache für irgendwelche Ungerechtigkeiten zu nehmen, seien sie auch noch so extrem. Wir sind leidenschaftliche Pazifistinnen, keine Mörderinnen.«
    »Gerade die Leidenschaften haben schon viel Leid erschaffen«, gab Jacob seinen Senf hinzu.
    »Guter Spruch«, lobte sein jüngster Sohn.
    In Kopf des Seniors machte es plötzlich klick. »Wolfram, glaubst du etwa, eine Frau hat die drei Männer erschossen?«, fragte er. »Der Rachefeldzug eines durchgedrehten Kampfweibes, die Männer für deren frauenfeindliche Untaten bestraft? Eine Frau, die für ihre Karriere buchstäblich über Leichen geht?«
    »Keine Ahnung, Vater, wer hinter dieser Mordserie steckt«, entgegnete der Kriminalbeamte. »Deshalb müssen wir auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt alle nur erdenklichen Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Diese Vorstellung ist doch völlig abstrus«, beharrte Betty.
    »Leider können wir überhaupt nichts definitiv ausschließen«, verkündete der Leiter des K 1.
    Tannenberg ging zu einem Sideboard, zog eine Schublade heraus und kehrte mit einem Block sowie einem Kugelschreiber zu seiner Schwägerin zurück. »Deshalb bist du jetzt bitte so nett und schreibst mir die Namen aller Mitglieder …«
    »Mitgliederinnen!«, schnitt ihm Jacob das Wort ab.
    »… deiner Frauengruppe auf«, fügte Tannenberg unbeeindruckt hinzu.
    Empört schüttelte Heiners Ehefrau ihre kupferrote Löwenmähne. »Nie und nimmer werde ich das tun«, stellte sie unmissverständlich klar.
    »Auch nicht angesichts der Tatsache, dass drei Menschen – und Männer sind meines Wissens auch Menschen! – heimtückisch und brutal ermordet wurden?«
    »Trotzdem, Wolf: Ich bin keine Denunziantin!«, spie Betty regelrecht in das Wohnzimmer ihrer Schwiegereltern hinein.
    »Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant – Kurt Tucholsky«, warf Jacob ein.
    Heiner, seines Zeichens Deutschlehrer, sah sich zu einer Berichtigung veranlasst. »Nein, Vater, da irrst du. Dieses Zitat wird nicht Tucholsky zugeschrieben, sondern Hoffmann von Fallersleben.«
    Der Senior winkte ab. »Ist doch völlig egal, von welcher Frau es stammt.«

13
    Dr. Sigbert Hollerbach hatte alle notwendigen Vorbereitungen bis ins Detail geplant, aber er hielt sich dezent im Hintergrund. Es sollte so aussehen, als hätte nicht er, sondern man diese Jubelfeier organisiert. Aus gutem Grund natürlich, schließlich musste man seine herausragenden Verdienste in einem angemessenen Rahmen würdigen.
    Sein genialer Schachzug bestand darin, zwei willfährige Rechtsreferendare als Festorganisatoren zu verpflichten. In einem Sechs-Augen-Gespräch köderte er sie mit aussichtsreichen Karrierechancen, schließlich wurde er in den Medien bereits als künftiger Staatssekretär im Justizministerium gehandelt.
    Seine bescheidene Vorgabe an das Duo lautete, dass die Feierlichkeit zur Verabschiedung des leitenden Oberstaatsanwaltes alle

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