Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Stillen.
»Für eure Ermittlungen ist es richtig saublöd, dass der Kerl sich so schnell vom Acker gemacht hat, oder?«, legte Jacob nach. »Er ist schließlich bisher der Einzige, der den Pfälzerwald-Killer mit eigenen Augen gesehen hat.«
»Den Pfälzerwald-Killer?«, wiederholte Tannenberg.
Sein Vater zog die Bildzeitung vom Couchtisch, fuchtelte kurz damit herum und hielt sie in die Höhe »Da auf der Titelseite steht’s ganz dick. Guck dir’s an!«
»Tu doch mal die Hand weg, ich seh ja gar nichts«, grummelte der Kriminalbeamte.
Jacob knurrte, tat aber, was von ihm verlangt wurde. »›Der Pfälzerwald-Killer hat schon wieder zugeschlagen‹«, las er laut vor. »Untertitel: ›Die Kriminalpolizei tappt noch immer völlig im Dunklen. Wann schlägt der heimtückische Killer erneut zu?‹«
Sein Sohn grunzte abschätzig. »Der Pfälzerwald-Killer.«
»Na ja, aber es stimmt doch. Und ihr tappt auch noch immer im Dunkeln, oder?«, nahm der Senior seine Lieblingszeitung in Schutz.
»Kein Kommentar«, erwiderte Tannenberg.
Jacob machte eine wegwerfende Handbewegung. »Jedenfalls war’s um den Kreilinger, diesen elenden Hundsfott, nun wirklich nicht schade.«
»Jacob, über Tote darf man nicht schlecht reden«, rüffelte seine Ehefrau vom Flur aus.
»Über den schon«, knurrte der Senior zurück. »Die Toten sollten sich eben zu Lebzeiten besser benehmen, dann verhindern sie, dass nach ihrem Tod über sie hergezogen wird.« Er trank einen großen Schluck Weizenbier. »Oder glaubt hier in meinem schönen Wohnzimmer vielleicht irgendeiner, dass dem auch nur ein einziger Mensch eine Träne nachweint?«
Während Heiner und Tobias betreten auf ihre Füße starrten, schüttelte Tannenberg den Kopf. »Also ich jedenfalls nicht«, murmelte er so leise, dass seine Mutter es nicht hören konnte.
»Ach, da sitzen ja die Herren der Schöpfung vereint vor der Glotze«, erklang Betty Tannenbergs schneidende Stimme. Sie lehnte sich an den Türrahmen und nölte weiter: »Ihr immer mit eurem stumpfsinnigen Macho-Hobby. Was kann man nur gut daran finden, wenn 22 schwitzende Männer einem Ball hinterherrennen und andauernd auf den Rasen spucken?«
»Nur 20 Machos rennen dem Ball hinterher, herzallerliebste Schwägerin«, korrigierte Tannenberg grinsend. »Zwei Männer stehen zwischen jeweils drei Alubalken und warten, bis die jeweils zehn Männer des anderen Fußballteams mit einem komischen runden Ding auf sie schießen, das man gemeinhin Fußball nennt.«
»Hört sofort auf zu streiten!«, sprach Margot, die ihrer Schwiegertochter in weiser Voraussicht gefolgt war, ein energisches Machtwort.
»Schon gut, Mutter, dann halte ich mich eben ab sofort zurück«, gelobte Tannenberg Besserung. »Ich will es mir ja auch nicht mit Betty verscherzen …«
»Das hast du bereits vor 20 Jahren geschafft«, fauchte Betty.
»… schließlich möchte ich meine Schwägerin höflichst um zwei Auskünfte bitten«, vollendete der Kriminalbeamte seinen begonnenen Satz.
Betty Tannenberg krauste die Stirn, entschloss sich aber spontan, zunächst auf weitere Spitzen zu verzichten. Sie war zu neugierig, was ihr Schwager von ihr wissen wollte. »Die da wären?«, fragte sie.
»Kennst du zufällig eines der drei Mordopfer?«
»Klar, den Waldner kenne ich sogar persönlich.«
»Woher?«
Man merkte Betty deutlich an, dass ihr dieses Thema noch immer wie ein glühender Dolch in der Seele steckte. Wütend stemmte sie die Arme in die Hüften. »Dieser feine Herr Ministerialdirektor hat vor ein paar Jahren meine Bewerbung zur Schulleiterin erfolgreich verhindert«, antwortete sie mit bebender Stimme.
»Ach, jetzt erinnere ich mich wieder an diese Geschichte«, mischte sich ihr Ehemann ein. »Stimmt, dem Waldner hast du damals die Pest an den Hals gewünscht.«
»Aus gutem Grund«, keifte seine rothaarige Ehefrau
Heiner schmunzelte. »Du warst damals ja so was von aufgebracht. So hab ich dich noch nie erlebt. Du hast sogar damit gedroht, in den nächsten Ferien nach Osteuropa zu fahren, um einen Auftragskiller anzuheuern, der Waldner seiner gerechten Strafe zuführen und ihn ermorden soll.«
Betty fuhr der Schreck in die Knochen. Entsetzt riss sie die Augen auf. »Das … das war doch alles nur … nur Spaß«, stammelte sie. »So etwas hätte ich doch niemals wirklich getan. Ich hatte nur so eine unheimliche Wut auf diesen intriganten Mistkerl.« Sie schniefte. »Das war so gemein, wie er mich damals eiskalt abserviert hat.«
»Waldner
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