Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
gut, Frau Kollegin«, sagte der Oberstaatsanwalt. »Und bewundern Sie dafür. Ich denke, nicht jeder würde mit solch einer Extremsituation derart professionell umgehen.«
Willenbacher betrachtete die Witwe mit einem mitleidigen Blick. »Trotzdem möchte ich klarstellen, dass natürlich Sie selbst bestimmen, wann es Ihnen zu viel wird«, sagte er. »Schließlich ist Ihr Ehemann das letzte Opfer in dieser schier unglaublichen Mordserie.« Er räusperte sich. »Eigentlich müsste ich Sie ja wegen Befangenheit von diesem Fall abziehen. Aber bei unserer angespannten Personallage und angesichts der Tatsache, dass Sie bestens über alles informiert sind, schieben wir dieses Thema einfach mal beiseite.«
»Danke für Ihr Entgegenkommen«, erwiderte Agnes Rottmüller-Klomann. »Außerdem ist die Aufklärung dieser Tötungsdelikte garantiert die beste Therapie für mich. Davon bin ich felsenfest überzeugt.«
»Wunderbar, Frau Kollegin«, versetzte Willenbacher. »Ich wollte die Sache nur offen mit Ihnen diskutieren. Wenn Sie nach reiflicher Überlegung einen derartigen Entschluss gefasst haben, ist mir das recht, sogar sehr recht.«
Der Blick des Oberstaatsanwaltes hüpfte zu Tannenberg, der sich gerade eine Gabel voll Kuchen in den Mund schob. »Zumal mir der Herr Hauptkommissar berichtet hat, dass die Zusammenarbeit mit Ihnen bislang hervorragend funktionierte.«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Witwe. »Das freut mich zu hören. Auch ich bin mir sicher, dass ich mit dem Leiter des K 1 und seinem Team auch in Zukunft sehr gut zusammenarbeiten werde.«
»Sehr schön, dass Sie sich alle einig sind und sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit freuen«, strahlte Willenbacher. »Dann sollten wir uns nun unserem aktuellen Fall zuwenden, bei dem es ja noch einige offene Fragen gibt.«
Er stellte Blickkontakt zu Tannenberg her. »Zunächst einmal möchte ich den Herrn Hauptkommissar bitten, uns einen komprimierten Überblick über die bisherigen Ermittlungsergebnisse des K 1 zu verschaffen.«
Willenbacher drehte sich Michael Schauß zu, der etwas abseits an einem kleinen Tisch saß, auf dem ein Laptop und ein Beamer standen, und sagte: »Wie ich von der Planungsgruppe unseres Arbeitskaffeekränzchens erfahren habe, erwartet uns nun ein kleiner Vortrag, den Herr Schauß für uns visualisiert hat, wie man heutzutage zu sagen pflegt.«
Auf einen Wink hin projizierte der junge Kommissar das erste Foto auf eine weiße Leinwand, die seine Ehefrau kurz zuvor heruntergelassen hatte. Tannenberg stellte sich daneben, schaltete seinen Laserpointer ein und beschrieb zunächst einen großen Kreis auf der Leinwand. »Hier in dieser Abbildung habe ich die Chronologie der Ereignisse zusammengefasst«, sagte der Chef-Ermittler.
»Auf den ersten Blick sehr anschaulich«, lobte der Polizeipräsident.
Wolfram Tannenberg bedankte sich mit einem huldvollen Nicken. »Dem Datum und der Uhrzeit des jeweiligen Mordanschlags habe ich eine Tatortskizze beigefügt«, fuhr er fort.
Der rote Punkt hüpfte zu einer Skala. »Auffällig ist zunächst einmal, dass sich sowohl die Tatzeiten als auch die Schusspositionen des Täters gleichen, wie Sie dieser Auflistung entnehmen können. Die tödlichen Schüsse wurden stets in den frühen Abendstunden und aus sicherem Hinterhalt heraus abgegeben.« Der Leiter des K 1 umkreiste mit seinem elektronischen Zeigestock eine abgebildete Jagdwaffe und die dazugehörige Munition. Dabei erläuterte er: »Alle Opfer wurden mit je einem einzigen Schuss aus einer Langwaffe, vermutlich einer Jagdflinte ähnlich der hier abgebildeten, niedergestreckt. Die Kugel traf jedes der männlichen Opfer in der Lendengegend. Aufgrund der verwendeten Jagdmunition, bei der es sich definitiv um Teilmantelgeschosse handelte, führten die verheerenden Bauchverletzungen innerhalb weniger, allerdings äußerst qualvoller Minuten zum Tod.«
»Besteht das Interesse an einer detaillierten Darstellung der Verletzungen?«, fragte Dr. Schönthaler. »Ich …«
»Nein, das können wir uns sparen«, fuhr ihm der Polizeipräsident in die Parade. Er schob die Brauen zusammen und schüttelte mit Blick auf die Witwe des Opfers kaum merklich den Kopf.
Dr. Schönthaler verstand zwar durchaus den Wink mit dem Zaunpfahl, aber da er sich nicht gern den Mund verbieten ließ, legte er nach: »Eigens für unser Arbeitskaffeekränzchen habe ich einen USB-Stick mit aufschlussreichen Fotos mitgebracht, den ich zwecks Visualisierung gerne zur
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