Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wie die mir morgen früh im Tchibo deine Autogrammkarten aus den Händen reißen werden.« Er grinste schelmisch. »Vielleicht kann ich sie ja auch verkaufen.«
Tannenberg betrachtete die Karte. Er schüttelte den Kopf und zeigte seinem Vater den Vogel. »Du spinnst doch! Wo hast du die eigentlich her?«
»Ich hab mir von deiner Liebsten ein schönes Foto von dir besorgt, es eingescannt und einige Abzüge auf Fotopapier ausgedruckt. Los, mach schon und unterschreib.«
»Einen Teufel werde ich tun«, stellte der Leiter des K 1 unmissverständlich klar. Wütend zerriss er das Foto und warf die Papierfetzen in den Mülleimer.
»Blöder Spielverderber«, grummelte Jacob und verzog sich schmollend in den Keller zu seiner Modelleisenbahnanlage. Allerdings ließ er die Tür offen stehen, schließlich wollte er unbedingt erfahren, weshalb sein Sohn so dringend seine Schwiegertochter zu sprechen wünschte.
Jacob musste sich nicht mehr lange gedulden. Als er Betty an der Hintertür zum gemeinsam genutzten Innenhof herumhantieren hörte, wartete er, bis sie oben in der Wohnung verschwunden war, dann schlich er ihr auf Zehenspitzen nach.
»Ah, Betty, da bist du ja endlich«, sagte der Ermittler anstelle einer Begrüßung.
Tannenbergs Schwägerin war noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen. Seine Provokationen hatten sie zu sehr verärgert. »Was willst du denn von mir?«, blaffte sie. »Hättest du mich nicht einfach anrufen können?«
»Nein, ich wollte dir Aug in Aug gegenüberstehen, wenn ich dich frage, ob du zufällig eine gewisse Petra Bechthold und eine gewisse Maren Ruelius kennst.«
Heiners Gattin ließ sich schlaff auf einen Küchenstuhl sinken. »Sind das etwa die beiden Frauen vom Jungfernsprung, die Selbstmord begangen haben?«, keuchte sie.
Wolfram Tannenberg nickte. »Du kennst sie also?«
»Ja. Das heißt, nein.«
»Was denn nun?«
»Maren kenne … kannte ich flüchtig. Ich habe ein paar ihrer Lesungen und literarischen Kunstprojekte besucht. In der Feministinnenszene war sie eine recht bekannte Autorin. Vor allem früher hat sie einige ziemlich provokative Performances durchgeführt. In den letzten Jahren hat man allerdings kaum mehr etwas von ihr gehört. Gerüchte machten die Runde.«
»Welche Gerüchte?«
»Schreibkrise, Depressionen, Lebenskrise, Suizidversuche, Klinikaufenthalte.«
Tannenberg zog die Unterlippe ein und brummte dabei.
»Hast du denn noch nie etwas von ihren kreativen Aktionen und kritischen Büchern gehört?«, hakte Betty nach.
»Nee, das ist nicht gerade mein Metier«, erwiderte Tannenberg grinsend. »Ich lese nur Krimis.«
»Du bist und bleibst eben ein Kunstbanause.«
Ihr Schwager ignorierte den Einwurf. »Bitte beschreibe mir diese Maren Ruelius mit ein paar Stichworten.«
Betty setzte sich zu Sabrina Schauß an den Küchentisch. Ungefragt schenkte ihr Margot eine Tasse Kaffee ein. Ihre Schwiegertochter bedankte sich mit einem Nicken und trank einen Schluck.
»Sie war sehr gut mit Petra befreundet. Von ihr weiß ich einiges über Maren«, erzählte Heiners Ehefrau, während sie die Kaffeetasse im Zeitlupentempo zurück auf die Tischplatte stellte.
Tannenberg setzte sich ihr gegenüber und spitzte die Ohren. Auch er wurde sofort von seiner Mutter bedient.
»Die beiden kannten sich, glaube ich jedenfalls, aus der gemeinsamen Schulzeit. Wenn ich mich richtig erinnere, waren sie am Burggymnasium«, fuhr Betty fort.
»Das damals noch HWB hieß«, ergänzte Jacob. »Abkürzung für ›Höhere weibliche Bildungsanstalt‹.« Er zog einen Mundwinkel nach oben. »In der Stadt kursierten zu jener Zeit aber noch andere Namen für diese drei Buchstaben.«
»Das gehört jetzt nicht hierher, Vater«, rüffelte sein Sohn. Er wandte sich wieder an seine Schwägerin. »Stichworte bitte.«
Betty nickte. »Maren war extrovertiert, launisch, sehr kreativ, zuweilen aber auch recht aggressiv. Wie schon gesagt hatte sie ziemlich große psychische Probleme. Laut Petra musste sie sich bereits mehrmals in stationäre Behandlung begeben.«
»Sonst noch was?«
Betty Tannenberg schüttelte den Kopf.
»Und über Petra Bechthold? Kennst du die besser?«
»Ja, das kann man sagen. Petra habe ich sogar ziemlich regelmäßig getroffen. Und zwar bei unserem Frauenstammtisch, der einmal im Monat an der Uni im Kramladen stattfindet.«
»Was ist sie von Beruf?«
Heiners Ehefrau machte eine vage Geste. »Petra hat Raum- und Umweltplanung studiert und arbeitete seit ihrem Studium mal hier,
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