Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Verfügung stelle.«
»Kein Bedarf«, mischte sich nun der Oberstaatsanwalt in einem nicht minder energischen Ton ein. »Bitte fahren Sie fort, Herr Hauptkommissar.«
Tannenberg gab Michael Schauß ein Zeichen. Das nächste Bild wurde auf die Leinwand projiziert. »Hier haben wir die vier Opfer.« Während der Laserpunkt nacheinander zu den betreffenden Porträtfotos sprang, las der Chef-Ermittler Namen und Berufe der ermordeten Männer vor:
»Norbert Basler, Personalvorstand der Pfalzbank; Richard Blessing, Unternehmer; Heribert Waldner, Ministerialdirektor im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium.« Tannenberg legte eine Pause ein und versicherte sich mit einem Blick in die Runde der ungeteilten Aufmerksamkeit seiner Zuhörer.
Dann drehte er ihnen den Rücken zu und schickte den Lichtpunkt seines Laserpointers noch einmal auf die Reise: »Und hier unser letztes Opfer, der uns allen bekannte Gerichtspräsident Klaus Klomann, der Ehemann unserer werten Frau Staatsanwältin.«
Als Tannenberg einen dezenten Seitenblick zur Witwe wagte, hatte die ihre Augen von der Leinwand abgewandt und starrte auf die vor ihr stehende Kaffeetasse. Schwer atmend strich sie mit dem Zeigefinger am Rand der Untertasse entlang.
Der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission erlöste sie von ihren allzu offensichtlichen Qualen. Per Handzeichen bedeutete er seinem jungen Mitarbeiter, die nächste Seite einzuspielen.
In roten Großbuchstaben und mit einem markanten Fragezeichen versehen leuchtete der Begriff ›TATMOTIV‹ auf weißem Untergrund.
Tannenberg stellte sich in das Projektionslicht, wodurch sein Gesicht gespenstisch rot leuchtete. »Wir haben uns die ganze Zeit darüber den Kopf zerbrochen, sind aber einfach nicht weitergekommen«, gestand er ein.
Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und trat einen Schritt vor. »Zumal es sich definitiv nicht um Raubmorde handelte, denn der oder die Täter haben sich in keiner Weise am Hab und Gut ihrer Opfer bereichert. Offensichtlich ging es von vornherein nur ums Töten, um nichts anderes: um eiskalt geplante Morde.«
»Auftragsmorde, ausgeführt von gut bezahlten Profikillern wie man sie aus dem Mafiamilieu kennt«, warf Sabrina ein.
Tannenberg dachte an seinen Vater, der ganz am Anfang der Ermittlungen einen möglichen Bezug zur Mafia hergestellt hatte. Er unterdrückte ein Schmunzeln und knüpfte an seine vorherigen Aussagen an: »Uns war von vornherein klar, dass das Tatmotiv der Schlüssel zur Lösung dieser mysteriösen Mordserie ist. Also haben wir intensiv im beruflichen und persönlichen Umfeld der toten Männer recherchiert und nach irgendeiner Verbindung zwischen ihnen gesucht.«
Tannenberg fächerte die Arme auf und zuckte mit den Schultern. »Aber die existiert offensichtlich nicht. Jedenfalls ist uns bis dato keine bekannt. Alle vier Männer waren einflussreiche, dominante, aber auch kantige Persönlichkeiten, die über beträchtliche Macht verfügten und sich während ihrer beruflichen Tätigkeit garantiert nicht nur Freunde gemacht haben. Doch daraus ein übergreifendes Mordmotiv zu konstruieren, erschien uns unsinnig. Wieso hätte sich zum Beispiel ein gefeuerter Mitarbeiter an allen vier Männern rächen sollen? Wieso hätte sich ein gehörnter Ehemann an allen vieren rächen sollen?«
»Na ja, seine untreue Ehefrau hätte sich ja mit jedem der vier Männer vergnügen können«, gab Willenbacher zu bedenken.
»Natürlich wäre das theoretisch möglich. Unseres Erachtens ist es jedoch ziemlich unwahrscheinlich«, erwiderte Tannenberg.
»Akzeptiert«, meinte der Oberstaatsanwalt. »Fahren Sie fort.«
Wolfram Tannenberg nickte. »Wieso sollte sich ein entlassener Strafgefangener außer am Gerichtspräsidenten, der ihn als Strafrichter in den Knast gebracht hat, auch noch an einem Unternehmer, einem Ministerialdirektor und einem Personalchef rächen wollen?«
»Ja, auch das erscheint eher unwahrscheinlich«, mischte sich der Polizeipräsident ein.
»Trotzdem werden wir natürlich in den nächsten Tagen Herrn Klomanns alte Gerichtsurteile intensiv durchgehen«, versprach der leitende Kriminalbeamte. »Vielleicht ist ja eine der toten Gewalttäterinnen in der Vergangenheit schon einmal strafrechtlich in Erscheinung getreten.«
Der Polizeipräsident machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Arbeit können Sie sich sparen, Tannenberg. Das ergibt doch alles überhaupt keinen Sinn«, meinte er. »Ist ja auch irgendwie überflüssig, schließlich
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