Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
mal dort. Sie war einige Male im Ausland bei internationalen Organisationen tätig, dann war sie auch mal längere Zeit ohne Job.«
»Und in jüngster Zeit?«, fragte der Kriminalbeamte.
»Bis vor wenigen Monaten hat sie bei einem wissenschaftlichen Projekt der Grünen mitgearbeitet. Aber das ist dann nicht verlängert worden. Seitdem war sie arbeitslos und nahm so ziemlich jeden Aushilfsjob an, den sie kriegen konnte. In letzter Zeit hat sie einen ziemlich frustrierten und deprimierten Eindruck auf mich gemacht.«
Betty legte eine Hand vor den Mund und atmete schwer. »Und nun dieses schreckliche Ende.«
17
Der Kaiserslauterer Polizeipräsident hatte zu einer kleinen Feier eingeladen.
Werner Schmelzers Diensträume befanden sich nur einen Steinwurf vom Justizzentrum entfernt, in dem neben Land- und Amtsgericht auch die Staatsanwaltschaft untergebracht war. Die räumliche Nähe von Polizeipräsidium und Justizgebäuden ermöglichte kurze Wege und direkte persönliche Kontakte zwischen den Vertretern der Exekutive und Judikative.
Kurz nach 15 Uhr erschienen Tannenberg, Mertel und Dr. Schönthaler im Büro des Polizeipräsidenten, wo sie von Schmelzer und Oberstaatsanwalt Willenbacher geradezu freundschaftlich begrüßt wurden.
»Wer hätte gedacht, dass wir so bald diesen Ermittlungsdurchbruch feiern können«, sagte Willenbacher, während er den Ankömmlingen überschwänglich die Hände schüttelte.
»Tja, zum Glück ist der berühmte Kommissar Zufall ein langjähriger Mitarbeiter des K 1«, scherzte Tannenberg.
Ein herzhaftes Lachen dröhnte durch Schmelzers Dienstzimmer. »Übrigens, Herr Hauptkommissar, bevor ich es vergesse: Kollege Dr. Hollerbach hat mir vorhin aus Ruanda eine E-Mail geschickt. Er beglückwünscht Sie zu Ihrem grandiosen Ermittlungserfolg. Eine sehr nette Geste von ihm, wie ich finde. Zumal Sie beide in der Vergangenheit ja nicht unbedingt die besten Freunde waren.«
»Das kann man so sagen«, knurrte Tannenberg.
»Nun gut. Dieses Thema hat sich für Sie ja wohl durch seine Abordnung erledigt.«
»So ist es. Gott sei Dank ist er endlich weg.«
Oberstaatsanwalt Willenbacher überging den schnippischen Einwurf, indem er das Thema wechselte: »Dann warten wir also nur noch auf die Kollegin Rottmüller-Klomann«, stellte er fest. Mit gekrauster Stirn warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. »Sie wollte spätestens um 15.30 Uhr hier sein. Na, da haben wir ja noch ein wenig Zeit.«
Der Polizeipräsident klatschte in die Hände. »Meine Herren, was halten Sie davon, wenn wir in der Zwischenzeit nachschauen, wie weit unsere Heinzelmännchen mit ihren Vorbereitungen sind?«, fragte er in die Runde.
Da niemand einen Einwand erhob, ging er zur Tür, öffnete sie und gewährte mit einer Geste seinen Gästen den Vortritt in das Vorzimmer seines Büros. Dort informierte er seine Sekretärin darüber, dass die Gruppe nun den Seminarraum am Ende des Korridors aufzusuchen gedenke.
Das triste Konferenzzimmer des Polizeipräsidiums wurde normalerweise für interne Fortbildungsveranstaltungen genutzt, doch an diesem sonnigen Frühlingstag war es von einigen freiwilligen Helfern in ein Café umfunktioniert worden.
Als Tannenberg die leckeren Kuchen in der Mitte der zusammengestellten Tische entdeckte, hätte er sich am liebsten sofort darüber hergemacht. Aber da er nur zu Gast war und er es sich mit seinem höchsten Vorgesetzten nicht verscherzen wollte, hielt er sich schweren Herzens zurück.
»Haben Sie die Kuchen alle selbst gebacken?«, fragte der Polizeipräsident.
»Nein, nein, Herr Schmelzer«, erwiderte Petra Flockerzie. »Die Biskuitrolle ist von Sabrina. Aus meinem Backofen stammen der Apfelkuchen und die Sachertorte.«
»Und diese originelle Torte hier?«
Tannenbergs Sekretärin signalisierte ihrem Chef mit einer Kopfbewegung, dass er an ihrer Stelle antworten sollte.
»Die hat meine Mutter gebacken«, sagte der Leiter des K 1.
Werner Schmelzer beugte sich über den Tisch und inspizierte die liebevoll verzierte Torte aus der Nähe. »Das ist ja ein richtiges Meisterwerk. Ihre Frau Mutter scheint eine wahre Künstlerin zu sein«, schwärmte er.
Der Polizeipräsident wandte sich zu Tannenberg um. »Ein Wunder, dass Sie angesichts solcher Kalorienbomben so schlank geblieben sind, Herr Hauptkommissar.«
Diese flapsige Bemerkung traf Petra Flockerzie ins Mark. Sie schluckte trocken und senkte deprimiert den Kopf. Da jeder im K 1 ihren wunden Punkt kannte, wussten ihre Kollegen,
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