Hexenseelen - Roman
geschenkt, der leise knisterte, wenn man ihn aufschlug. Sie wollte gar nicht wissen, was er in Gang setzen musste, damit sie alle nötigen Dokumente erhielt und in der Menschenwelt eine Existenzberechtigung bekam.
Finn grinste mit Georgs Lippen und beugte sich zu Alba. »Meinst du nicht auch, dass das verdammt nach Flitterwochen aussieht?« Dann wurde er allerdings ernst: »Aber wir haben gerade einen Dämonenträger ausfindig gemacht. Ich hatte gehofft, der Clan würde eingreifen und diese Gefahr beseitigen.«
»Gern«, antwortete Conrad, »nur ohne mich. Das Oberhaupt macht Ferien. Fast dreißig Jahre lang war ich vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für den Clan da. Jetzt bin ich endgültig reif für die Insel. Danach habe ich für die Probleme dieser Welt wieder ein offenes Ohr, versprochen.«
»Insel.« Alba runzelte die Stirn, als wüsste sie immer noch nicht genau, ob er sie nicht doch auf den Arm nehmen wollte. »Ich dachte, Nachzehrer vertragen keine Sonne.«
»Richtig, deshalb fahren wir nach Schottland, das sich bekanntlich auf einer Insel befindet.«
»Ach, hier ist euch nicht genug Schnee? Dort sieht es diesen Winter auch nicht anders aus.« Finn machte eine ausschweifende Geste. Im Laufe der Zeit, die er in dem fremden Körper verbracht hatte, waren seine - anfangs sehr eckigen - Bewegungen flüssiger geworden. Unwissenden entging es regelmäßig, dass die Gliedmaßen ab
und zu von einem fremden Geist gesteuert wurden. Und wenn das eine oder andere doch zu ruckartig ausfiel, schrieben die Bekannten diese Entgleisungen Georgs Krankheit zu.
Obwohl Finn vieles einfach hinnahm, um Alba nicht zu bekümmern, wusste Ylva, wie sehr es an ihm nagte, kein Metamorph mehr zu sein. Schon seltsam, nachdem er zu Lebzeiten an nichts anderes gedacht hatte, als »das nervige Geflügel« - wie er sein Seelentier damals nannte - loszuwerden und wieder normal zu sein. Jetzt vermisste er Athene, machte sich Sorgen um sie und versuchte heimlich, das Rotmilanweibchen zu finden.
Micaela ächzte und verstaute das Gepäck im Kofferraum. »Wenn ihr noch weiter herumtrödelt, dann gibt es keine Insel.« Sie tippte demonstrativ auf ihre Armbanduhr. »Der Flieger wartet nicht.«
»Genau«, sagte Conrad, »deshalb müssen wir jetzt los.« Er klopfte Finn auf den Rücken. »Viel Spaß mit dem Dämonenträger. Sollte es Schwierigkeiten geben, ruf mich nicht an. Ich werde keinen Empfang haben, mein Handy verlieren oder das Ladeteil vergessen.« Er zwängte sich auf den Rücksitz des Minis, wo er kaum Platz für die Beine fand. Ylva folgte ihm in die Enge. Durch die Rückscheibe sah sie, wie Alba und Finn ihnen nachwinkten, dann verließ der Wagen das Grundstück, und die Hälften des schmiedeeisernen Tors schwangen zu.
Ylva kuschelte sich an Conrad. Solange sie sich dicht an ihn schmiegte, bescherten die Gedanken an den bevorstehenden Flug ihr bei weitem weniger Unbehagen.
Micaela stellte den Spiegel ein und warf Ylva einen mürrischen Blick zu. »Damit wir uns gleich verstehen: Hier wird nicht geknutscht. Sonst muss ich noch kotzen.«
»Natürlich nicht.« Ylva lächelte und wandte ihr Gesicht Conrad zu. Im nächsten Augenblick schmeckte sie seine Lippen, hielt inne und genoss ihre kleine Ewigkeit, in der alles andere stillstand.
Ganz nebenbei bemerkt: Die Fahrt dauert mindestens eine halbe Stunde , grummelte der Dämon irgendwann, und Ylva keuchte, so plötzlich aus der Seligkeit gerissen. Genau das meine ich. Es ist nicht verkehrt, währenddessen ab und zu mal Luft zu holen.
Danksagung
E s gibt viele wundervolle Menschen, die mir beim Schreiben an diesem Band geholfen haben.
Ganz besonders möchte ich meinen Testlesern danken, die es drei Bände lang brav ausgehalten haben: Kristin Manger, die mich Kapitel um Kapitel begleitet hat; Simone Kühlewind, die mich mit ihrem letzten Kommentar zur Trilogie ganz besonders berührt hat; Melanie Schulte - ich hoffe, du kannst mir das Ableben der Ziege verzeihen.
Ich danke Bettina von Cossel, die Conrad in dieser Trilogie seine englischen Floskeln zugeflüstert hat, und Dr. Melanie Metzenthin, die ich so oft mit unappetitlichen Fragen gequält habe.
Ein großer Dank geht an Steffi Schmitt, die mir viel Interessantes über Ratten erzählt hat.
Nicht zu vergessen ist die freie Journalistin Desiree Leiprecht wegen ihrer hilfreichen Ausführungen zum Thema »Menschenlenken leicht gemacht«.
Ein großer Dank gilt Ronald Rossig, dem 1. Vorsitzenden von »unter
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