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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Zögerte. Willst du frei sein? Ins Schattenreich zurückgehen? Ich will dich nicht gegen deinen Willen in mir festhalten.
    Das Dunkle regte sich in ihr. Du fragst tatsächlich nach meinem Wunsch? Eine Pause entstand. War der Dämon verblüfft? Überlegte er? Danke. Aber … auch wenn ich bloß ein Schattendasein in dieser Welt - in dir! - führen kann, ist mir das lieber, als zu den ruhelosen Seelen zurückzukehren. Du weißt nicht, was für eine Qual es ist, dort gefangen zu sein. Und … an deinen Totenküsser mit den großen Ohren kann ich mich vielleicht noch gewöhnen.
    Gut, dann ist das beschlossen.
    Nein, warte. Es gibt noch etwas, was du über mich wissen musst. Weißt du noch, wie ich gesagt habe, du lässt mich … mich erinnern? An mein früheres Leben. An meinen Namen. Johannes Ney.
    Er wartete. Bange, wie es ihr vorkam. Ylva runzelte die
Stirn. Du, tut mir leid, aber ich habe es nicht so mit Namen. Muss ich dich kennen?
    Ja. Aus deiner Kindheit. Ich war der Mann mit dem Fuchs. Aber der … der bin ich schon lange nicht mehr und will es auch nicht sein. Ich bin einfach nur ein Dämon. Dein Dämon.
    Ylva schluckte und glaubte, an dem Kloß in ihrem Hals zu ersticken. Dann lass uns deinen Namen einfach vergessen. Sie hoffte, sie könnte es. Mit der Zeit. Irgendwann. Vergangenheit sollte endgültig Vergangenheit werden.
    »Der Dämon kann bleiben«, sagte sie und erntete ein erleichtertes Aufatmen von Conrad. Sie musste zugeben, sich nun ein wenig besser zu fühlen, bestärkt in ihrer Wahl, an der sie zweifelte.
    »Wie du meinst«, erwiderte die Hexe mit einem Unterton, als wüsste sie nur zu gut, welche Sorgen Ylva plagten. Doch darüber verlor Evelyn keinen Ton. »Nun zu dir, Alba. Dich habe ich am schlimmsten belogen.«
    Alba erblasste. Verstört begann sie, an ihren Haarspitzen zu rupfen. »Heißt das, du kannst mir Finn nicht zurückgeben?«
    Evelyn wiegte den Kopf. »Das schon, aber in seinem eigenen Körper wirst du ihn kaum haben wollen. Seine Überreste sind inzwischen alles andere als ansehnlich. Ich habe dir falsche Hoffnungen gemacht, was das angeht, dafür bitte ich um Entschuldigung.«
    Alba schluckte. Noch kämpfte die Hoffnung in ihrem Gesicht, das seine Schönheit mehr und mehr zu verlieren schien. »Also wird Finn im Schattenreich bleiben müssen?
Zu einem Dämon werden? Und ich … ich werde ihn niemals …« Sie verstummte, krampfte die Hände zusammen und hockte wie ein Häufchen Elend da.
    Evelyn rückte näher an sie heran, strich ihr das Haar aus der Stirn und suchte ihren Blick. »Liebst du ihn wirklich? Würdest du ihn mit jedem Aussehen haben wollen oder … fährst du bloß auf seine hübschen braunen Augen und den blonden Schopf ab?«
    »Ich verstehe nicht. Heißt das …«
    »Ich kann ihn aus dem Schattenreich zurückbringen, aber nur in einen anderen Körper leiten.«
    Rasch wischte Alba sich über die Augen und die Wangen, als schäme sie sich ihres Schmerzes und ihrer Schwäche. »Es ist mir egal, wie er aussieht. Ich will ihn zurück, egal, in welchem Körper.«
    Evelyn nickte langsam. »Gut. Ylva, wirst du mir helfen? Ein letztes Mal Portal spielen?«
    Ylva befreite ihre Hand aus Conrads Griff, den er recht widerwillig löste, und trat näher.
    »Ja.« Sie lächelte ihrer Freundin aufmunternd zu. Wenigstens Alba sollte keine Zweifel an ihrer Entscheidung haben, auch wenn Ylvas Unbehagen sich nicht verflüchtigen wollte. Hexen machen keine Geschenke , flüsterte eine Stimme ihr zu. Der Dämon?
    »In Ordnung.« Evelyn rappelte sich hoch. Der Nebel um sie herum verdichtete sich, bis die Schwaden sie vollständig verschlungen hatten.
    Alba keuchte auf. Verwirrt sah sie zu Ylva, die bloß mit den Schultern zucken konnte. Sie mussten warten.

    Bis die Mächtige wieder auftauchte. Noch blasser als zuvor, stand sie schwankend da und hielt einen Mann am Oberarm fest. Nur ein Slip bekleidete seinen athletischen, sonnengebräunten Körper, in einer Hand hielt er eine Zahnbürste - höchstwahrscheinlich wurde er bei der abendlichen Toilette gestört. Sein rechtes Schulterblatt schmückte eine beeindruckende, geradezu lebendig wirkende Tätowierung: ein Phönix, der mit gespreizten Flügeln aus den Flammen emporstieg.
    Ylva hob anerkennend eine Augenbraue. Übel sah der Typ nicht gerade aus, da hatte sich Evelyn bei der Auswahl alle Mühe gegeben. Doch Alba blickte ihn an, als würde sie gleich der Schlag treffen. »G-georg?«
    Nicht minder perplex starrte er ihr entgegen.

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