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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Koch
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nicht. Nie im Leben würden sie dieses Geld in die Finger kriegen. Das Geld war für Julia bestimmt. Es war Julias Geld, ganz allein Julias Geld. Damit sie später einmal studieren konnte. Sie war ja so begabt. All die Tiere, die sie immer so schön zeichnete. Vielleicht würdesie Künstlerin werden, wer weiß. Eine berühmte Malerin mit Ausstellungen auf der ganzen Welt. Oder Tierärztin, das wär’ doch was. Ja, warum nicht Tierärztin? Egal, was auch immer sie wollte, Hauptsache studieren. Das würde viel kosten, aber dafür war das Geld da. Sie hatte vorgesorgt. Ein Schuhkarton voll Geld. In einem Versteck, das nicht einmal Ludwig kannte.
    In dem kleinen Hohlraum unter der Stiege zu den Kinderzimmern, hinter dem lockeren Brett vorn an der vorletzten Stufe, da hatte sie die Schachtel versteckt. Zuvor hinter den Einmachgläsern in der Speisekammer, aber das war ihr zu unsicher gewesen. Ebenso wie hinter dem Stapel Geschirrtücher unten in der Küchenkredenz. Aber der Treppenabsatz war ideal, sie war richtig stolz gewesen, als sie dieses Versteck entdeckt hatte. Aber hatte sie die Schachtel nicht doch zuletzt hinter den Kleiderschrank geschoben? Oder hinter das Putzmittelregal im Abstellraum? Mein Gott, an so vielen Stellen hatte sie das Geld schon versteckt, und jetzt wusste sie auf einmal nicht mehr, wo es war!
    Sie hatte tatsächlich keine Ahnung, und das war schrecklich. Dabei sah sie die Schachtel ganz genau vor sich. Dunkelblau mit schmalen weißen Streifen und ein rotes Gummiband drum herum. Aber war das überhaupt die Geldschachtel? War sie da sicher? War das nicht die Schachtel mit den Briefen, die sie Ludwig geschrieben hatte, als er in Kriegsgefangenschaft gewesen war? Po W Ludwig Wagner, Fort Worth, Alabama, USA. Und mit den Briefen, die er ihr aus Amerika zurück geschrieben hatte? Diesen vielen Briefen seiner Liebe, die damals noch so zärtlich gewesen war über zehntausend Kilometer hinweg? Und die sie auch irgendwo im Haus versteckt hatte vor den Kindern? Doch wo war dann das Geld? Wie sah die Schachtel aus, oder war es in einem Kuvert? Julias Geld, um Himmels Willen, Julias Geld!
    Sie musste es suchen. Das ganze Haus musste sie danach absuchen. Unbedingt! Aber nicht jetzt. Nicht, solange ihr Sohn unddiese Frau noch da waren. Nicht, solange die beiden plötzlich ins Haus kommen konnten und dann gleich bemerken würden, dass sie nach irgendetwas suchte. Es war doch völlig klar, was dann passieren würde. Sag uns, was du suchst, würden sie sagen. Die Hilfsbereiten würden sie spielen und nicht locker lassen, bis sie ihnen verraten müsste, wonach sie suchte. Und wenn sie behaupten würde, dass sie gar nichts Bestimmtes suchte oder nicht mehr wüsste, wonach sie gesucht hatte, dann würden sie einander viel sagende Blicke zuwerfen: Bitte, damit ist ja wohl eindeutig bewiesen, dass sie nicht mehr weiß, was sie tut. Und sie würden ihr erst recht nicht glauben und sie noch stärker unter Druck setzen oder sie gleich in ein Heim bringen lassen und danach das ganze Haus auf den Kopf stellen. Und schließlich würden sie es finden, das Versteck mit dem Geld, und Julia würde leer ausgehen.
    Nein, sie durfte keinen Fehler machen, durfte sich nicht von der Stelle rühren. Sie musste hier am Fenster stehen bleiben, musste beobachten, was die beiden da draußen taten. Aber wo war die Frau? Eben war sie doch noch da gewesen, und nun war sie auf einmal nicht mehr zu sehen. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, und schon hatte sie die Frau aus den Augen verloren. Hatte sie sich etwa schon heimlich ins Haus geschlichen? Was hatte sie vor? Was würde ihr diese Frau antun im sicheren Bewusstsein, dafür niemals bestraft zu werden? So wie ihre diebische Kollegin, die mit ihrem Sohn ja auch ganz offensichtlich unter einer Decke steckte.
    Maria Wagner konnte vor Angst kaum mehr atmen. Sie war unfähig sich zu bewegen und starrte in den Garten, wo sich ihr Sohn wieder an dem Holunderstrauch zu schaffen machte, und gleichzeitig versuchte sie mit verzweifelter Anstrengung, ins Haus hinein zu horchen. Aber sie vernahm nichts. Kein fremdes Geräusch, keinen Laut, keinen Schritt. Da war nur Stille. Und dann ein Rauschen in ihrem Kopf, das immer lauter und lauter wurde.Heilige Mutter Gottes, was geschah mit ihr? Welches Schicksal erwartete sie? Diese Quälerei, dieser Hass, diese Gemeinheit, hörten sie denn niemals auf? Und diese Angst, die sich in ihr Leben fraß wie Schimmel.

D ie hellroten Rosen, die Margeriten und

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