Hexenspuk in Wokingham
selbst.
„Ein Telegramm“, verkündete sie triumphierend, weil nur selten Telegramme den Weg nach Wokingham fanden. „Ich bin selbst hergekommen, weil Mr. Pocket noch die Briefpost sortiert.“
„Was gibt’s, Jessie?“ fragte Mr. Sloane von drinnen.
„Ach nichts, Christopher“, rief Mrs. Sloane, obwohl sie ahnte, was in dem Telegramm zu lesen sein würde.
„Ein Telegramm für Sie, Mr. Sloane!“ schrie da Mrs. Waterman schrill, und sie rannte, Mrs. Sloane zur Seite drängend, zum Frühstückstisch auf die Terrasse der Sloanes.
Sloane strahlte seltsamerweise. „Jessie“, rief er, „komm her, damit du gleich die Freudenbotschaft hörst. Periwinkle hat es sich sicher überlegt. Sie droht uns, ein andermal zu kommen.“
Mrs. Sloane blieb am Türstock stehen, damit sie einen Halt hatte. Sie sah zu, wie ihr lieber Mann, der ja ein so herzensguter Mensch war, wenn er sich nur die Zeit dazu nahm, sein Messer mit der schweren Damastserviette reinigte und dann das Telegramm öffnete. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich jäh, und ohne daran zu denken, daß Mrs. Waterman in seiner allernächsten Nähe stand, schimpfte er los.
„Diese unverschämte Person! Nein, so etwas von Verworfenheit! Weißt du, was mir dieses Schandweib telegrafiert?“
„Nein, Christopher. Wie sollte ich?“
„Habe meinen Entschluß geändert stop...“
„Na, Gott sei Dank“, hauchte Mrs. Sloane.
„Nein, nein, hör zu, es geht weiter. HABE MEINEN ENTSCHLUSS GEÄNDERT STOP KOMME NICHT ALLEIN STOP BRINGE ALLE KOLLEGINNEN MIT DIE DEN GLEICHEN WEG HABEN STOP PERIWINKLE.
Nein, nein, nein! Das ist zuviel!“ Sloane hieb mit der Faust auf den so hübsch gedeckten Tisch, dann brüllte er Mrs. Waterman an: „Was machen Sie denn noch hier?“ Und fuhr fort: „Wenn diese alte zähe Kuh glaubt, daß ich sie mit dem Wagen von der Bushaltestelle abhole, dann hat sie sich geschnitten, dann ist sie mit dieser Hoffnung auf dem Holzweg. Ich werde sie nicht abholen. Ich werde nicht ihre Koffer schleppen, das heißt, ich lasse sie und ihre Kolleginnen überhaupt nicht aus dem Bus heraus. Ich tue ein gutes Werk für Wokingham, man wird es mir danken.“
„Christopher“, flehte Jessie Sloane, „ich bitte dich, sag nicht alles, was du denkst! Du weißt, was gestern abend hier los war.“
„Einen Teufel werde ich mich drum kümmern, was hier los war. Nichts werde ich verschweigen. In mein Auto kommt dieses Biest nicht hinein. Und dann, sieh her, Jessie, steht hier vielleicht, wie viele Kolleginnen sie mitbringen wird? Siehst du hier eine einzige Andeutung über Anzahl und Beschaffenheit dieser Weiber?“
Mrs. Sloane mußte das Telegramm ansehen, und das war schwierig für sie. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und außerdem hätte sie längst eine Brille gebraucht. „Kein einziges Wort darüber, wie viele es sind oder sein werden“, hauchte sie, ohne etwas gesehen zu haben.
„Sie fuhr doch gerne Auto, nicht wahr?“ fragte Sloane nach.
„Ja, soweit ich mich erinnern kann...“
„Keinen Meter fahre ich mit ihr, darauf kannst du dich verlassen.“ Er besann sich. „Mrs. Waterman, ich hoffe auf Ihre Diskretion. Walten Sie Ihres Amtes, ich walte des meinen.“
Sloane verließ verärgert das Haus, holte den Wagen aus der von ihm selbst gebauten Garage und fuhr die Dorfstraße hinauf zu Nigels Tankstelle. Dort mußte er links in die Überlandstraße einbiegen, sie kurz darauf wieder verlassen, um sein Friedhofsbüro zu erreichen.
Nigel hatte einen Zapfhahn gerade in einem Bentley stecken und winkte ihm mit der freien Hand. Sloane winkte zurück und achtete dann auf den lebhaften Verkehr auf der Vorfahrtsstraße. Weiß der Teufel, was hier heute los war. Sonst mußte er nie so lange warten. Hinter ihm stand schon ein anderer Wagen, dessen Fahrer ungeduldig wurde und hupte. Aber jetzt konnte er gleich einbiegen. Nur noch der Tieflader, hinter dem war dann frei. Sloane ließ den Tieflader mit Anhänger an sich vorüberbrausen, trat dann aufs Gas, um dem Long vehicle zu folgen, da bremste dieses ganz plötzlich, und er knallte mit solcher Wucht auf den Anhänger, daß die Kühlerhaube seltsam verformt hochsprang und ihm die Sicht nach vorne nahm.
Kaum hatte er „o weh“ geseufzt, krachte es noch einmal. Nicht vorne, sondern hinten. Der ungeduldige Fahrer hatte offensichtlich etwas gegen seinen Kofferraum.
„Verdammt!“ schrie Sloane. Da war auch schon Nigel Welsh von der Tankstelle an der rechten Tür und fragte durch das
Weitere Kostenlose Bücher