Hexenspuk in Wokingham
lieber Gastgeber. Wie nett, daß Sie uns alle eingeladen haben. Herzlichen Dank für Ihre Einladung.“ Ihre Stimmen waren so angenehm, daß er um nichts in der Welt schreien konnte. Im Gegenteil, er lächelte und verneigte sich und konnte trotz größter Anstrengung nicht böse sein. Die letzte Frau, die ihn küßte, sagte Christopher zu ihm. Da wußte Sloane, daß es Periwinkle war.
Sloane starrte die Cousine seines Vaters ungläubig an, denn sie sah nicht viel anders aus als die anderen jungen Frauen, nur ein ganz klein wenig älter. Nicht mehr dreißig, aber höchstens einunddreißig.
„Ich...“ begann Sloane, und er wollte sagen, daß er an der Bushaltestelle war und was er dort mit ihr vorgehabt hatte, aber er brachte nichts anderes hervor als: „Ich freue mich, daß ihr alle da seid.“
„Ach, und das ist deine Frau“, sagte die sehr elegante Periwinkle, und sie küßte Jessie Sloane auf beide Wangen, daß die ganz rot davon wurden. Nicht, daß ihr Lippenstift abgefärbt hätte, nein, Jessie Sloane errötete. Und dann war Cedric an der Reihe, und schließlich stand sie vor Goody.
Goody war so verlegen, daß sie einen Knicks machte und „Madam“ zu Periwinkle sagte, und Periwinkle faßte mit ihren Fingern, die Fingernägel waren grellrot lackiert, Goodys Kinn an, um ihren Kopf ein bißchen hochzuheben und ihr so besser in die Augen sehen zu können.
„Ah“, sagte sie, „Goody heißt du. Du scheinst mir ein begabtes Mädchen zu sein, du könntest es in unserem Berufsverband sicher bis zur SB bringen.“
Da jubelten alle anderen Frauen, und die vier Wokinghamer wußten nicht recht, warum. Was war eine SB?
„Ich glaube“, stammelte Goody, die Pudding in ihren Knien verspürte, „ich muß jetzt gehen.“ Und schon war sie draußen.
Cedric kam ihr nachgelaufen, aber sie schüttelte ihn ab. „Du mußt jetzt deinen Eltern helfen, was glaubst du, was die für Arbeit haben mit so vielen Gästen.“
Cedric kehrte um. Ihn interessierte, was noch alles kommen würde. Er hörte Vater sagen: „Es freut mich, daß ihr alle hier Platz gefunden habt in unserem bescheidenen Häuschen.“
Aber Periwinkle erwiderte sofort: „O Christopher, das sind nicht alle meine Kolleginnen, das hier sind nur die Damen vom Vorstand. Die anderen sind in Scott’s Gasthof und einigen Privatquartieren untergebracht.“
Indes lief Goody hinunter zum Haus ihres Vaters. Und sie lief deshalb, weil sie das Gefühl nicht loswurde, auch auf sie warte eine Überraschung. Um so enttäuschter war sie, als sie feststellen mußte, daß sich in Punchs Haus überhaupt nichts verändert hatte. Die Küche sah wieder mal entsetzlich aus, seit Tagen war sie nicht ausgefegt worden, und auch im ersten Stock war alles beim alten. Well, der Bobtail, lümmelte wieder einmal in ihrem Bett und wollte partout nicht hinaus. Sie brauchte all ihre Kraft, um ihn aus dem Bett und schließlich die Treppe hinunter zu zerren. Als sie aber die Küchentür in den Garten öffnete, um Well hinauszulassen, damit er irgendwo seine Geschäfte erledigen konnte, da riß er sich los, rannte unter den Küchentisch und knurrte sie an, wenn sie ihn da hervorholen wollte.
Sie begriff Wells sonderbares Benehmen erst in dem Augenblick, als sie den Jasminduft wahrnahm, der durch die offene Gartentür in die Küche drang. Augenblicklich lief es ihr kalt den Rücken hinunter, außerdem verspürte sie ein seltsames Flattern in der Magengegend. Sie ging auf die Tür zu, die in den Garten führte, und stieß sie mit dem Fuß weit auf. Dann wartete sie.
Als sich nichts ereignete, trat sie zunächst auf die Schwelle und dann aus dem Haus. Niemand war da.
Erst auf dem Weg zur Scheune entdeckte sie das Mädchen, das einige Jahre älter war als sie. Es hatte sein langes blondes Haar genauso frisiert wie die vielen Damen in Sloanes Haus.
Und was das eigenartigste war, das Mädchen saß in seinem eleganten Kleid auf dem Sägebock an der Scheune. Also genau auf dem Platz, auf dem sonst sie selbst so gerne saß.
Goody war sprachlos.
Das Mädchen nicht. „Grüß dich“, sagte es. „Gestatte, daß ich mich vorstelle. Mein Name ist Penny.“
„Und ich heiße Goody“, sagte Goody.
„Tut mir leid, daß ich hier sitze, aber weißt du, ich bin erst Lehrling.“
„Was für ein Lehrling?“
„Lehrling für überwissenschaftliche Frauenberufe. Ich lerne bei Periwinkle. Es ist eine ziemlich lange Geschichte,
vielleicht erzähle ich sie dir später. Hast du ein
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