Hexenspuk in Wokingham
frisch und ausgeschlafen aus.
„Zunächst muß ich Ihnen noch danken“, sagte Goody, stand auf und machte einen Knicks.
„Wofür denn?“
„Diese Dame, Sie wissen schon, die auf dem Foto, sie ist wirklich nach Wokingham gekommen.“
„Ich hab’s gehört.“
„Leider lief gestern abend etwas schief. Die zwei haben nur von unserem Hund gesprochen oder vom Rezept für Pennys Porterhouse Steak.“
„Die beiden sind ihr Vater, Mac genannt, und Junie“, erklärte Cedric.
„Ich weiß“, sagte Periwinkle. „Aber was willst du? Es läuft hervorragend, wenn sie nur vom Hund und vom Kochrezept gesprochen haben. Verliebte tun das.“
„Mac traute sich auch nicht, Junie allein in der Nacht nach Hause zu bringen“, fügte Goody mit böse funkelnden Augen hinzu.
„Noch besser!“ rief Periwinkle. „Besser kann es ja gar nicht laufen.“
„Ich fürchte nur, Mac hat sich in eine blonde Kursteilnehmerin verknallt, er kommt jeden Tag mit verklärtem Blick und verdrehten Augen nach Hause.“
„Ach, die hat er längst vergessen.“
„Da bin ich nicht so sicher.“
„Dann laß dir doch selber etwas einfallen“, schlug Periwinkle vor. „Du scheinst es ganz vergessen zu haben.“
„Was denn?“
Periwinkle rieb Daumen-, Zeige- und Mittelfinger der Rechten leicht aneinander.
„Ach ja“, sagte Goody und machte es genauso. Und sie wußte nicht, duftete es von Periwinkles Fingern oder von den ihren so stark nach Jasmin?
Zunächst lief sie mit Cedric zu Junie. Die saß allein am Frühstückstisch und war froh, Gesellschaft zu bekommen.
Für nichts interessierte sich Goody zunächst so wie für den Schlaf, den Junie gehabt hatte. Hatte sie gut geschlafen?
„Aber ganz wunderbar. Ich habe es sehr laut in meiner Wohnung in London, und da war es schon der Ruhe wegen schön. Und dann der nette Abend gestern.“
„Wie?“ Goody fuhr hoch. „Der Abend war nett?“
„Und ob!“
„Aber Mac hatte doch einen Totalausfall. Der ging doch nie auf Sendung. Er hat kein einziges nettes Wort zu Ihnen gesagt. Ich vermißte gestern sehr ein bißchen Charme an ihm.“
„Ich weiß nicht, ich finde, daß Mac ein sehr angenehmer Mann ist.“
„Ich hab mir so gewünscht, daß er, daß er...“
Goody schwieg verlegen.
„Also, wir hatten eigentlich gewollt“, half Cedric aus, „daß er Sie…“
„Sag’s nicht!“ schrie Goody.
Aber da war das „küßt“ schon aus Cedrics Mund heraus.
Junie lachte. „Er hat mir heute morgen Blumen vor die Tür gelegt, das ist genausoviel wert.“
„Mac? Blumen?“ rief Goody ungläubig. Sie wußte doch, daß Mac am Morgen faul wie eine Türangel war und vor dem Frühstück keinen einzigen guten Einfall hatte.
„Dort sind die Blumen.“ Junie wies mit einer Kopfbewegung nach dem Fenster.
Es gab keinen Zweifel, die Blumen stammten aus dem Vorgarten von Punchs Haus. Aber daß Mac einen derart schönen Strauß zusammenstellen konnte, noch dazu mit nüchternem Magen, das war fast unglaubhaft.
„Es lag auch ein kleines Kärtchen dabei, mit seiner Handschrift.“
„Ach“, seufzte Goody, „man hört wirklich hin und wieder gern ein gutes Wort über seinen Vater.“ Sie warf Cedric einen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, daß sie aufbrechen wollte.
Zwei Minuten später waren sie zu Punchs Haus unterwegs. Penny trafen sie in der Küche an. Sie hatte noch nicht gespült, dafür las sie in einem Buch, das eine gescheite Frau geschrieben hatte. Es trug den spannungsgeladenen Titel: „Milieugeschädigte und verhaltensauffällige Kinder“.
Das kümmerte Goody jedoch wenig, ihre erste Frage lautete: „Penny, hast du heute irgendwas mit Mac gemacht?“ Penny fuhr hoch. „Ich mit deinem Vater? Also hör mal!“
„Ich meine, ob du etwas getan hast, damit er Junie Blumen bringt.“
„Ja“, sagte sie. „Die Blumen hab ich geschnitten.“
„Und die Idee kam von ihm?“
Penny nickte. „Ich wär nach dem gestrigen Abend nie auf die Idee gekommen, Goody. Das kannst du mir glauben.“ Goody glaubte es.
Eine Phantasiegeschichte
Mr. Sloane hatte sich mit seiner Frau zum Frühstück in die Küche zurückgezogen. Im Kaminzimmer frühstückten Periwinkle und ihre Freundinnen.
Sloane führte gerade die Gabel zum Mund, aber bevor er sich das Stück gebratenen Schinken einverleibte, zögerte er und sagte: „Ich weiß nicht, wie du das empfindest, Jessie, meine Teure, aber Periwinkles Besuch ist diesmal absolut nicht unangenehm. Ich habe noch nie so gut in diesem
Weitere Kostenlose Bücher