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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Zusammenschiss einfach abperlen.
    Erich Gommert nutzte die kurze Pause, die eingetreten war. »Und außerdem war des kein Einbruch da draußen im Tierheim.«
    »Was denn sonst?«, grollte Kimmel.
    »Des war was ganz anderes, was Schlimmeres. Komm mit, ich zeig es dir.«

    In Gommerts Büro waren alle um den Bildschirm versammelt und betrachteten die Fotos, die ihr Kollege im Wäldchen aufgenommen hatte.
    »Ist ja grausig«, meinte Lydia Naber.
    »Und du bist sicher, dass der oder die Einbrecher nur deswegen ins Tierheim sind?«
    »Ja. Ganz sicher. Ich hab der Frau vom Tierheim auch noch nichts davon gesagt, denn die meinte, dass sie vielleicht aus Versehen die Käfige offen gelassen hätte und die zwei Kätzle dann so verschwunden wären, aber das ist ja offensichtlich nicht so gewesen.«
    »Wer macht denn so was«, sagte Wenzel kopfschüttelnd und sah auf das Foto, auf welchem über sattgrünem Maigras ein blutiger Sprenkelteppich lag. Im zusammengetretenen Gras umher, war der zerfetzte Leib einer schwarzen Katze zu sehen.
    »Aber du hast doch gesagt, es würden zwei Katzen vermisst. Da ist nur eine zu sehen. Wo ist die andere dann?«
    »Also da draußen net. Ich hab alles abgesucht. Aber ich denke, die wird bald auftauchen. Des ist alles überhaupt net normal. Überhaupt net.«
    »Wie bist du überhaupt darauf gekommen, das Wäldchen abzusuchen, Gommi?«, wollte Wenzel wissen.
    »No, ich hab so einen Gartler befragt, do in der Nähe vom Tierheim und der hat mir des von dem Geschrei in der Nacht erzählt«, sagte Gommert, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. Funk sah zu Schielin und zog die Stirn hoch.
    Kimmel dröhnte in Richtung Bildschirm: »Die Presse darf davon auf jeden Fall überhaupt nichts erfahren. Die Stadt ist voller Gäste, bald noch die Nobelpreisträger. Da will ich von ermordeten Katzen überhaupt nichts in der Zeitung lesen und die Bürgermeisterin noch viel weniger.«
    »Da können mir ja nur froh sein, dass die Psychos schon wieder weg sind. Wer weiß, was da aus einer solchen Sache werden würde …«, sagte Erich Gommert und klickte die Bilder weg.
    Kimmel legte Erich Gommert besänftigend die Hand auf die Schulter. »Und du schaffst den Hund jetzt heim, ist doch eh viel zu heiß im Auto da draußen, Mensch! Hat des Viech denn schon was zum Saufen kriegt?«
    Gommert winkte ab, ohne sich umzusehen. »Ah wa, liegt doch schon grad da unterm Bürotisch, des Hundle, und keiner hat’s gmerkt – und geroche auch net.«
    *
    Schielin sprach sich mit den anderen ab. Wenzel arbeitete weiter an der Spurenauswertung; eine elende, einsame und wegen der erforderlichen Genauigkeit auch eine freudefreie Arbeit. Robert Funk und Lydia Naber sollten diese schwarzhaarige Frau vom Schrannenplatz aufsuchen und Gommi musste den Hund heimbringen. Lydia Naber prophezeite ihm einen Ehestreit biblischen Ausmaßes. Sie begründete ihre Wahrsage damit, dass sie Gommis Frau schließlich kenne, und die es niemals zulassen werde, dass ein Straßenhund Teppichboden und Sitzgarnitur behaaren werde. Sie verwies bei der Gelegenheit auch ganz allgemein darauf, dass ihr Kollege schon ohne Hund froh sein musste, noch ins Haus gelassen zu werden.
    Erich Gommert blieb völlig gelassen, war durch nichts zu beeindrucken. Es war, als wäre er durch dieses braunhaarige Tier mit dem hübschen Gesicht und den langen Beinen, das sich in großer Selbstverständlichkeit unter dem Schreibtisch ausstreckte, ein anderer geworden und auf eigentümliche Weise war es so, dass man ihn sich ohne Hund gar nicht mehr vorstellen konnte.
    Schielin führte ein kurzes Telefonat mit Nora Seipp. Er erreichte sie auf dem Handy und da sie gerade auf der Insel beim Einkaufen war, vereinbarten sie dort einen Treffpunkt. Sie hatte die Bänke an der Lindenschanze vorgeschlagen. Dort wäre es ruhig, man hätte den kleinen See im Blick und sei nahe an der Inselstadt. Ein seltsamer Ort für ein Treffen mit der Polizei, wie Schielin fand, aber er richtete sich nach seinen Kunden. Auf Lydia Nabers fragenden Blick hin meinte er, dass heute alle an die Reihe kämen.
    *
    Lydia Naber setzte Conrad Schielin vor der Inselhalle ab. Von da wollte er am Kleinen See entlang die letzten Meter bis zum vereinbarten Treffpunkt laufen. Das Wasser am Kleinen See lag wie unberührt. Die Boote an den Stegen wogten sanft, stießen ab und an mit dumpfen Pochen gegen die Poller. Am Aeschacher Ufer staksten einige durch das Kneippbecken, in der Hoffnung ein wenig Abkühlung zu erlangen.

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